Wasserfeste

Liebe Leser!

 

Es gibt ja verschiedene Argumente, Tinte auszuwählen. Dabei entscheiden Farbe oder Fluß. Hin und wieder ist es aber so, daß eine dokumentenechte oder wasserfeste bzw. lichtechte Tinte benötigt wird. Ungeachtet rechtlicher Belange wie Dokumentenechtheit ist doch die faktische Resistenz für den Großteil dieser Anwender wichtig.

 

Ich möchte in fortgesetzter Folge dies aufarbeiten, teils anhand von Tinte, die ich selber habe und/oder teils täglich einsetze und auch auf Tinte verweisen, die ich kenne, aber selber nicht vorrätig habe.


Zu diesem Thema gehören auch weitere Eigenschaften der erhöhten Resistenz wie

  • Lichtbeständigkeit
  • Festigkeit bei Textmarker-Einsatz
  • Wischfestigkeit, auch nach Nässeangriff

 

Montblanc Midnight Blue

Das ist ihr typisches Erscheinungsbild. Die Eisengallus-Tinte von Montblanc.
Das ist ihr typisches Erscheinungsbild. Die Eisengallus-Tinte von Montblanc.

 

Diese Tinte aus österreichischer Produktion gibt es erst ungefähr 2 Jahre, zuvor war es die Blauschwarz, die Montblanc als dokumentenechte Tinte aus dem Faß anbot. Sie war wohl baugleich mit der Lamy Blauschwarz bis zu deren aktueller Ablösung durch die nicht-eisengallushaltige Patronen-Variante.

 

Hauptargumente dieser Tinte sind

  • gute bis sehr gute Verfügbarkeit,
  • für eine Eisengallustinte überragender Fluß und sehr gute Sättigung und
  • exzellente Kantenschärfe, Fiederungs- und Durchdrückfreiheit, was den Einsatz auf verschiedensten Papieren möglich macht

 

Somit ist diese Tinte recht konkurrenzlos, denn andere Eisengallustinten haben nicht diese Sättigungs- und Fließeigenschaften. Regelmäßiges Ausspülen und Nicht-Eintrocknen-Lassen der Tinte im Halter müssen aber selbstverständlich sein. Negatives habe ich bei der Tinte, die es aber nicht so lange gibt, nicht gehört.

Ich selber setze diese Tinte täglich in einem Lamy Studio EF und derzeit in einem Noodler´s Ahab Flex Pen ein. Die Tinte trocknet schiefergrau-fast schwarz nach und hat wenig Blauanteile. Eine Schwarztinte ist sie aber nicht. Sie ist unanfällig auf verschiedene Halter und zeigt auch bei den meisten Federn kein, bei anderen, diesbezüglich empfindlichen Federn aber durchaus auch "Nib Creap". Bei diesen Haltern kommt dies aber auch mit anderen Tinten vor, die da viel anfälliger sind wie Hochgesättigte. Diese Tinte ist im Gegenteil eine sehr einfach zu handhabende Tinte ohne Störungen.

Es gilt für alle Eisengallustinten: den Halter nicht unnötig offen lassen, um Oxidierungsprozesse an der Feder nicht unnötig zu forcieren. Ansonsten habe ich keinerlei Erscheinungen von Oxidierungen, Verfärbungen oder Verstopfungen feststellen können.

Alternative moderne Blauschwarze: Pelikan Edelstein Tanzanite

Man mag es kaum glauben. Aber für mich ist eine der Hauptalternativen eine moderne Blauschwarze mit einer recht guten Wasserresistenz.

 

Hauptargumente dieser Tinte sind

  • hohe Farbsättigung und sehr guter Fluß
  • bei recht guter Wasserfestigkeit und ohne Eisengallus
  • und gute Gesamteigenschaften bei allerdings eher Neigung zu Nib Creep

Ich benutze diese Tinte in zwei TWSBIs, einem F in "Smoke" und einem Stub 1,1 in "Clear" mit sehr gutem Schreibergebnis, viel Brillanz, hohe Farbsättigung und dennoch, wie auch bei der Midnight Blue, mit einem gewissen Shading, das auch von der Feder abhängt.

Die Tinte gibt es ja erst seit dem Frühjahr und so müssen Langzeiterfahrungen noch ausstehen. Die Eigenschaften aber, die ich bisher beobachten konnte, sind sehr gut. Auch nach dem Füllen leicht abwaschbare Tinte von der Feder genau wie bei der Montblanc.

Alternative mehr Blau: Pelikan 4001 Blau-Schwarz

Eine ganz klassische Tinte. Im üblichen 30-ml-Pelikan-Faß wird eine wirkliche Blauschwarze geliefert, die einen Eisengallusanteil haben soll. Hunertprozentige Angaben liegen, meiner Kenntnis nach, jedoch darüber nicht vor.

 

Hier bekommt man das gerade Gegenteil einer modernen Tinte. Die Blau-Schwarz ist wählerisch. Aufgrund der Fließeigenschaften kommt nicht jeder, um nicht zu sagen, nur wenige Halter sehr gut zurecht. Viel Fluß ist schon nötig.

 

Hauptargumente dieser Tinte sind

  • bei geeignetem Füllhalter wirkliches Blauschwarz
  • mit einem ganz guzten Shading
  • bei großer Randschärfe, sehr gutem Verhalten bei Feathering, Durchbluten und Nib Creep
  • und guter Wasserfestigkeit
  • bei gutem Preis und einfacher Verfügbarkeit

Ich setze die Tinte in einem Cross Townsend F und Pelikan M215 F ein. Zugegebenermaßen wird das scharfe Schriftbild schon erkauft durch einen trockenen Tintenfluß. Das ist keine Allerweltstinte. Sie könnte aber für manche alte Füllhalter eine sehr gute Option sein bei sehr kräftigem Tintenfluß, Hartgummitintenleiter und Einsatz auch auf einfachsten Papieren. Hier sind viele "alte" Tinten den modernen hochgesättigten durchaus recht deutlich überlegen.

Alternative Mittelblaue: Rohrer und Klingner Eisengallustinte "Salix"

Die "Salix" ist noch viel spezieller als die 4001 B-S. Das Hauptmanko dieser Tinte ist ihr trockener Fluß bei bescheidener Farbsättigung mit Neigung zu fahlem Grau.

 

Hauptargumente dieser Tinte sind

  • bei sehr gutem Fluß hohe mittelblaue Brillanz, keine wesentlichen Schwarzanteile mit
  • sehr guter Resistenz und guter Schärfe
  • bei schönem Shading
  • und sehr gutem Preis

Man bekommt die "Salix" leider nicht an jeder Ecke. Wer einen geeigneten Füller findet, hat häufig die endgültige Tinte gefunden. "Vintage Look" und viel Ausdruck.

Alternative Aubergine: Rohrer und Klinger Eisengallustinte "Scabiosa"

Was für die "Salix" gilt, gilt auch für die "Scabiosa", die ihre Klasse auch nur mit bestimmten Füllern zeigt. Ein sehr dunkles Schwarzviolett. Das kann bei etwas besserem Fluß wie bei der "Salix" eine alternativlose Lösung sein. Mit nicht geeigneten Haltern gibt es ein zähes rötliches Grau ohne das ansonsten wunderschöne Shading.

 

Hauptargumente wie oben

 

Ich benutze sie aktuell nicht, habe aber ca. 30 ml noch zuhause. Mein Montblanc 149 M kommt mit dieser Tinte ausgesprochen gut zurecht, manche Ebonit-Tintenleiter waren hingegen wenig geeignet. 

Alternative moderne Schwarze und Mittelblaue: de Atramentis Archivtinte

Eine schwarze Tinte, die mit gemäßigten Dokumentenechtheitseigenschaften auftritt. Recht stattlicher Preis, nicht so hoch wie bei der WS8 der Firma.

 

Haupteigenschaften für diese Tinte sind:

  • sehr dunkles Schwarz,
  • leichter und hochgesättigter Fluß, aber ohne Shading ("Filzstiftbild"),
  • durch den leichten Fluß gerne Nib Creep, erschwertes Abwischen der Tinte an der Feder nach der Füllung
  • etwas breiter wirkender Strich, nicht so scharf wie bei den Eisengallustinten

Mir nicht persönlich bekannt ist die von Manufactum vertriebene blaue Archivtinte der Firma. Ich rechne mit ähnlichen Schreibeigenschaften.

 

In meiner Tintenbetrachtung, die auch hier eingestellt ist, fiel mir bei sehr guter Wasserbeständigkeit auf, daß die Tinte dann sozusagen aufgeweicht ist und leicht verwischt und abgetragen werden kann. Wasserangriff ohne Wischen bleibt aber folgenlos und die Seiten kleben auch nicht zusammen. Für manche Zwecke eine sehr interessante Tinte, wenn es eher um praktische Erwägungen geht und nicht so sehr das Schriftbild als solches im Vordergrund steht. Zu den vorher vorgestellten Tinten kann man nämlich ganz einfach kommen aus Gründen der Schriftästhetik und weniger aus der Sicht der erhöhten Resistenz.


 

 

Nicht mehr ausführlich vorstellen möchte ich die Lamy Blau-Schwarz, nachdem sich Lamy entschieden hat, nur noch die Patronenvariante auch im Faß anzubieten. Damit gibt es eine Eisengallustinte weniger. Der Tintenfluß der bei kräftigem Fluß auch mit recht gutem Blauanteil ausgestatteten Tinte war sehr trocken, ähnlich wie bei der "Salix" bei insgesamt meist eher geringer Farbsättigung mit dann dominantem Grauanteil. Sie hatte aber durchaus einen zuverlässigen Kundenstamm, die mit diesen Eigenschaften zurechtkam. Der Preis der Lamy-Tinten bei gleichzeitig guter Verfügbarkeit der Tinte ist gut.

 



Folgende Tinten gibt es auch noch, die ich aber nicht probiert habe:

  • de Atramentis WS8 (Schwarz): hoher Preis, sehr hohe Dokumentensicherheit
  • Akkerman IJzer-Galnoten (Schiefergrau-Schwarz): klassische Farbentwicklung von bläulich in schwärzlich nach dem Schreiben; großes Faß, dafür pro ml guter Preis, aber hohe Versandkosten aus Den Haag
  • Diamine Registrar´s Ink: gräulich, geringer Fluß, akzeptabler Preis
  • Noodler´S Baystate Blue: mittelblaue, hell leuchtende Tinte enormer Resistenz mit legendärer Färbung und Verfärbung von Füllhalterteilen etc. (diesbezügliche, reversible oder doch irreversible Probleme sind eine ganz andere Sache und werden sehr unterschiedlich gesehen). Zudem gibt es viele wasserfeste Noodler´s-Tinten, die aber durch die derzeit ausgesetzte Lieferung nach Europa von mir momentan nicht weiter geprüft werden können. Zudem bin ich nicht per se ein Freund resistenter Tinten, die ja auch Ärger machen könn(t)en. Für mich sind solche Tinten eher durch ihre Farben, ihre Problemlosigkeit auf verschiedenen Papieren und durch ihren "Vintage Look" attraktiv.
  • Sailor Nano-Tinten: Nano-Partikel dringen in das Papier ein und sogen so für eine hohe Resistenz. Schwarz: "Kiwa-Guro" und Blau-Schwarz: "Sei-boku". Recht teure Tinten. Über den Einsatz von Nano-Partikeln kann man unterschiedlicher Ansicht sein.
  • Pharmacist´s ink: Bitte in FPN nachlesen. Habe ich noch zu wenig Informationen aus Belgien.
  • Kein Anspruch auf Vollständigkeit

Wichtige Hinweise: bitte lesen

Es ist in diesem Zusammenhang unvermeidlich anzuführen, daß es selbstverständlich ist, daß wasserfeste Tinten intensiver ausgespült und Füllhalter gepflegt werden sollten. Das heißt auch, daß man immer überlegen muß, ob man und wenn ja, welchen Füller man mit solchen Tinten einsetzt.

 

Es ist immer zu überlegen, z. B. ältere und wertvolle Füller eher mit wasserlöslichen Tinten zu befüllen, manche Experten raten dazu. Auf der anderen Seite kommen viele alte Füller, z. B. Pelikan-Kolbenfüller, mit Eisengallustinten sehr gut zurecht.

 

Resistentere Tinten gehören nicht in Patronenfüller, wenn man nicht die Möglichkeit hat, das Federaggregat mit Wasser sehr gut auszuspülen.

 

Hochgesättigte, resistente Tinten können, müssen aber nicht, Verfärbungen an den Füllhalter-Materialien zurücklassen, ebenso in Waschbecken, auf Kleidung, etc.

 

Es darf daher immer Pelikan Königsblau sein, es muß aber auch nicht.

 

Diese Hinweise, letztlich auch Warnhinweise, sollten aber immer berücksichtig werden, weil Tinten, die am Luftsauerstoff Oxidationsvorgänge auslösen, bei aller Technologie immer auch nachteilig sein können, bei anständiger Pflege aber nicht sein müssen oder sollten. So gibt es genügend Füllhalterfreunde, die seit Jahrzehnten ohne jegliches Problem eine Pelikan Blau-Schwarz einsetzen.


 

Fortsetzung folgt. Mit Tests auf Wasser, Textmarker, Licht, Hand und natürlich Schreibproben.

 

 

Kommentare

Kommentare: 11
  • #11

    QueenBuzyBee (Sonntag, 09 April 2023 06:58)

    Ich würde noch gern Faber Castell Tinten hinzufügen. Es gibt einige Farben, die dokumentenecht sind und im Tintenfass sowie in der Standardpatrone verkauft werden. https://www.bethge.store/graf-von-faber-castell-tintenpatronen-6er-dokumentenecht.html

  • #10

    Pens and Freaks (Freitag, 19 November 2021 20:59)

    Ich werde in Kürze das Thema feine und sehr feine Federn behandeln. Wenn mir Corona die Zeit läßt.
    Wie schreibt eine EF-Montblanc-Feder? Was können die Japaner? Lamy? Was liefert Jowo? Welche Tinten?
    Ein sehr schönes Thema.
    Danke, Marybaby.
    Und immer an Platinum denken…

    Viele Grüße Thomas
    Bleibt gesund.

  • #9

    Marybaby (Donnerstag, 18 November 2021 20:58)

    Ich benutze die Tinten zum Zeichnen und später koloriere ich mit Aquarellfarben. Wasserresistenz ist also ein Muss. Gleichzeitig sollen es EF-Federn sein, außer bei Lamy bin ich bei den renommierten Marken hierzulande (Pelikan, Faber Castell, Caran d’Ache, Mont Blanc & Co.) nicht fündig geworden und deshalb bei den Japanern gelandet (Sailor, Pilot) mit Platinum Tinte oder de Artramentis.

  • #8

    pens and freaks (Montag, 18 August 2014 19:03)

    Hallo Ralph.

    Da ich momentan nicht zu einem ausführlichen Bericht komme:

    Wenn das nicht auffallen sollte, würde ich eine gut scheibende wie die Tanzanite einfach nehmen. Das mit doku-echten Tinten weiß doch sonst eh keiner. Eine klassische Schultinte wurde doch auch nie moniert.

    Wenn es doch eine Doku-Tinte doch sein muß, dann modernere wie De Atramentis, MB oder Sailor. Ob das gut geht mit der Stub, kann man nur probieren. Die TWSBI sind sehr selektiv. Und die modernen Doku-Tinten haben sich ihre Eigenheiten. Und sie sind teuer.

    VG Thomas

  • #7

    pens and freaks (Samstag, 09 August 2014 18:25)

    Hallo Ralph,

    ich werde aus der Frage in den nächsten Tragen einen Monatsbeitrag machen und darstellen, wie ich das sehe.

    VG Thomas

  • #6

    Ralph (Samstag, 09 August 2014 08:51)

    Hallo Thomas,

    für die Anfertigung von Prüfungsschriften werden dokumentenechte Schreibgeräte gefordert. Kulli oder Tinte.

    Aus diesem Grund habe ich mich mit dem Thema auseinander gesetzt.

    Mit meinen TWSBI's 580 1.1 schreibts sich wunderbar. Jedoch hatte ich mit der MB Schwarz/Blau (Alt + Neu) keine so gute Erfahrungen gesammelt. Diese fließt m. E. zu schlecht.

    Viele Grüße

    Ralph

  • #5

    pens and freaks (Freitag, 08 August 2014 22:58)

    Sie ist recht wasserfest, wie oben steht. Dokumentenechte mit oder ohne DIN-Norm sind die Eisengallushaltigen, die Nanos und andere Moderne.

    Das muß aber auch zum Halter passen. Und das ist beim TWSBI nicht egal.

    Was suchst Du da speziell?

  • #4

    Ralph (Freitag, 08 August 2014 22:28)

    Danke Thomas!

    Ja die Tanzanide harmoniert hervorragend mit den TWSBI's, nur ist die auch dokumentenecht?

    VG, Ralph

  • #3

    pens and freaks (Freitag, 08 August 2014 22:10)

    Hallo Ralph, in der mobilen Darstellung fehlen die Unterüberschriften. Gemeint ist die Pelikan Edelstein Tanzanite.

    VG Thomas

  • #2

    Ralph (Freitag, 08 August 2014 21:53)

    Hallo Thomas, verrätst du mir bitte, welche Wasserfeste Tinte du in deinem TWSBI 1.1 verwendest? Aus obigem Text kann ich das nicht heraus lesen.

    Ich schreibe sehr gerne die Tanzanide, diese schreibt sich hervorragend in meinen TWSBI's, muss aber für Prüfungsschriften auf eine Dokumentenechte umsteigen.

    Die MontBlanc läuft mir zu "trocken"...

    Vielen Dank

    Ralph

  • #1

    Thomas von PAF (Freitag, 18 Januar 2013 20:14)

    Dazu gehört auch die de Atramentis Dunkelblau, die ich unlängst vorgestellt habe.