Tintenfrage 2/2014

Anfrage: 

 

"Hallo,

da ich auf der Suche nach einer Tinte bin, die auf dem Papier nicht so ausläuft (ich habe gelesen, dass es ausbluten/bleeding heißt), bin ich auf dieses Forum aufmerksam geworden. Ich freue mich auf einen Zugang oder sogar einen Tipp, nach welcher Tinte ich suchen könnte.

Vielen Dank & ein schönes Wochenende,
C ..."

Und auf meine Nachfrage ...

"Hallo Thomas,

Vielen Dank für den Zugang.

Meine Lieblingsfarben sind blauschwarz bzw. braun.

Ausprobiert habe ich schon "Waterman Havana Braun" und "Manufaktum Kaffee-Tinte".

Entweder verwende ich sie in einem Pelikan Classic oder Faber-Castell Ambition.

Wasserlöslich sollte sie nicht sein. Es ärgert mich immer, wenn die Tinte ins Papier "läuft" und die Linien nicht sauber abschließen.

Ich habe bei Amazon blauschwarze Tinte von Montblanc gefunden. Lohnt sich das?

Zudem suche ich einen Füller ähnlich dem Aurora Hastil. Gibt es etwas vergleichbares?

Viele Grüße
C ..."

 

 

Ich möchte die Anfrage eines Lesers hier beantworten als "Tintenfrage 2/14".

 

Gerne beantworte ich Fragen und helfe, sofern ich kann. Andere Leser haben vielleicht andere oder ergänzende Erfahrungen. Wer möchte, kann sich am Thema beteiligen. Sehr gerne.

 

1) Die Füller: Der M200 und der Ambition haben einen eher kräftigen Tintenfluß, ohne es zu wissen, gehe ich einmal von einer mittleren Federstärke aus. Und schon haben wir es. Tendenziell sind hochgesättigte Tinten oder bestimmte Tintenfarben hier problematisch und können zum dicklichen Tintenstrich führen. Heutige mittlere Federstärken sind recht breit und haben i. d. R. keine Strichvariation, was zu einem tendenziell plumpen Schriftbild sorgt. Manchmal ist es ab er fast merkwürdig, daß bestimmte Tinten in bestimmten Haltern exzellent laufen, andere Tinten gar nicht, obwohl die Tintenleiter gut sind. Dabei hat es nichts damit zu tun, ob die Tnten vom selben Anbieter (oft nicht selbem Hersteller) kommen. Die meisten Hersteller produzieren ihre Tinten nichtmehr selber (Montblanc z. B.), andere schon (Pelikan). 

 

2) Das Papier: Das kann man sich nicht immer aussuchen. Bestimmte Tendenzen sind aber auch bei gutem Papier erkennbar. Bitte keine fasrigen Papiere verwenden, die Federschlitze werden von den Fasern zugemüllt. Zunehmende Fluß- oder Anschreibprobleme werden mit mehr Druck auf die Feder kompensiert, was wiederum das Federaggregat mit der Zeit beschädigen kann.

 

3) Schreibdruck: Auch das beeinflußt den Tintenfluß. Eine Feder muß leicht geführt werden. Wenn An- oder Weiterschreiben viel Druck braucht, ist das nicht OK.

 

4) Wasserlöslichkeit oder -resistenz: Mit dem Fließverhalten der Tinten hat das nichts zu tun. Im Regelfall sollte man wasserlösliche Tinten bevorzugen und wasserresistente nur dann, wenn man weiß, damit umzugehen (Reinigung, Kappendichtigkeit, Federbeschaffenheit u. v. m.). 

 

5) Tintenfarbe: Manche Tinten neigen eher zum Fiedern und auch zum Durchbluten, das sind vor allem grüne Tinten. Aber auch rote haben mitunter sehr viel Power.

 

6) Die üblichen Verdächtigen: Einige Tintenhersteller sind bekannt für breit fließende und durchdrückende Tinten, bei manchen ist es unterschiedlich, zahlreiche (vor allem klassische Marken) achten auf solche Probleme.

 

7) Welche Ratschläge kann ich konkret zu den Tinten geben?

 

Braune Tinten habe ich früher überhaupt nicht verwendet, in der Zwischenzeit habe ich einige, die ich auch schon vorgestellt habe.

  • Die J. Herbin Lie de Thé hat eine leichte und schöne Farbe mit leicht goldenem Shading, hat wenig Breite. Die Diamine Rustic Brown (die ich hier bisher nicht vorgestellt habe) läuft recht kräftig mit wenig Shading, aber auch etwas breiter (recht typisch für die wasserlöslichen, aber gesättigten Diamine-Tinten).
  • Sehr kompakt laufen die R+K Sepia und die J. Herbin Cacao du Brésil, die aber dunkelbraun sind. Fluß mittelgradig, Tendenz trocken. 
  • Mein Liebling ist eine merkwürdige Tinte, die grünbraune Stipula Musk Green, die je nach Licht und Feder eher braun oder dreckiggrün daher kommt. Sehr gutes Schreibverhalten, sehr scharf und nicht durchdrückend. In diesen Eigenschaften eine der überhaupt besten Tinten!
  • Die Montblanc Toffee Brown wird viel gelobt und geschätzt. Ich kenne sie aber nicht. 
  • Die Manufactum Kaffee-Tinte habe ich auch (geschenkt bekommen). Sie stammt von Herrn Jansen, also de Atramentis, und läuft breit. 

Die Dunkelblauen und Blauschwarzen sind nun wirklich meine Sache und ich setze sie jeden Tag ein:

  • Die angesprochene MB Midnight Blue ("non perma"), also die neue Faßtinte (identisch mit der bisherigen in der Patrone) erfüllt die gewünschten Eigenschaften. Das könnte in beiden Haltern prinzipiell gut klappen. 
  • Die legendäre MB Midnight Blue (dokumentenecht) steht leider nicht mehr zur Verfügung. SIE wäre es gewesen, wenn man die Besonderheiten von Eisengallustinten berücksichtigt. 
  • Die leicht zu findende Pelikan 4001 Blau-Schwarz läuft im Pelikan M200 vielleicht sogar zufriedenstellend, es ist aber eigentlich eine Tinte für alte Füller mit überragendem Fluß, sie läuft sehr trocken und ist dann meist gräulich und farblich eher unschön. Wenn es paßt, eine "Charaktertinte". Eisengallushaltig!
  • Lamy Blau-Schwarz: sehr trocken und auch eher farbschwach. Da muß schon alles passen. Leider nicht mehr EG-haltig im Faß.
  • Sailor Jentle Ink Blue-Black: Wer eine wirklich dunkelblaue-schiefergraue Tinte sucht, die nicht übersättigt ist, viel Fluß hat, nicht ausfiedert, hat mit dieser Tinte ein Optimum. Muß man von Spezialversendern oder im Ausland bestellen. Ich schreibe jeden Tag mit verschiedenen Sailor-Tinten, die ich für die mit besten am Markt halte durch ihre sehr ausgewogenen Eigenschaften. Sie sind für die japanischen Schriftzeichen optimiert und da wäre das Matschen indiskutabel.
  • de Atramentis Dunkelblau: Eine sehr ausgewogene, wirklich Dunkelblaue. So viele gibt es mit diesem Farbton gar nicht. Exzellenter Fluß, hochgesättigt, minimal breiter laufend, ebenso wie die noch düstere Pelikan Edelstein Tanzanite. Beide sind ausgezeichnete Tinten. Matschig sind sie nicht, laufen aber nicht ganz so scharf wie die Sailor z. B. Die Tanzanite hat mehr Shading. 
  • Conway Stewart Tavy (eine Diamine-Tinte): ähnlich wie die beiden oberen, etwas weniger Sättigung und recht schönes Shading. Ein Dunkelblau, wenn auch etwas dunkler als die de Atramentis. 

 

Es folgen Schriftbeispiele mit dem empfindlichen Papier von Moleskin. Da fiedert jede Tinte und drückt auch durch – mehr oder weniger ...

Und jetzt die Tinten auf dem Clairefontaine 90. esannt mit 600 dpi.

Die Montblanc-Tinten mit Lamy Studio EF (verschiedene Exemplare, der Srich des zweiten ist etwas breiter); TWSBI Vac 700 EF; Pilot falcon Metal SF; Sheaffer Legacy Heritage F; Edison Collier F

 

Was kann ich nun empfehlen?

 

  • Vielleicht kann ein Leser etwas zur MB Toffee Brown in bezug auf die gewünschten Eigenschaften sagen, vielleicht auch mit einem Schriftbeispiel. Die Tinte haben ja einige.
  • Bei den Dunkelblauen oder Blauschwarzen ist die MB Midnight Blue ein Versuch wert. Diese Tinten sind einfacher zu bekommen als die "Exoten", auch wenn sie nicht so günstig sind und immerhin 60 mL Tinte liefern. Bei Gelegenheit ist eine Sailor-Tinte immer eine interessante Wahl.

 

Ich hoffe, ich konnte helfen und stehe weiter mit Rat und Tat zur Verfügung. 

 

Viele Grüße

Thomas

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Kommentare: 2
  • #1

    Christian (Samstag, 01 Februar 2014 22:27)

    Hallo Thomas,

    ich bin absolut sprachlos. So viele hilfreiche Informationen auf meine kurze Frage.
    Du scheinst Dich wirklich auszukennen. Ich werde dann wohl mal die MB Midnight Blue ausprobieren. Die Stipula Musk Green hört sich auch sehr interessant an. Ich werde schauen wo ich sie bekommen kann.

    Nochmals vielen Dank für Deine Mühe.

    Viele Grüße,
    Christian

  • #2

    Thomas PAF (Samstag, 01 Februar 2014 22:34)

    Vielleicht hier:

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    Thomas Maier
    Brunnenstr. 4
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    mail@schreibstoff-shop.de

    Herr Meier, den ich persönlich nicht kenne, hat die Tinten von missing-pen Rolf Thiel übernommen, der bisher fast alle Tinten besorgen konnte. Ich habe meine jedenfalls noch von Rolf 5/13 gekauft, bevor er die Tinten an Herrn Meier verkauft hatte.

    VG Thomas