Zunächst möchte ich mich bei Michael S. bedanken, der mir eine Tintenprobe zur Verfügung gestellt. hat. Ganz herzlichen Dank, Michael.
Zunächst habe ich mit der Glasfeder probiert, die Tinte kommt recht kräftig und bräunlich. Ich fragte mich, was das für eine Grundfarbe sein könnte.
Ich wollte sie natürlich in einem passenden Halter probieren. Mit der Zeit hat man ein Gefühl, was gut gehen könnte und gleichzeitig, welche Feder einen ein guten Eindruck verschaffen kann über diesen Halter hinaus.
Ich entschied mich für einen Visconti Rembrandt mit einer nicht zu schmalen F-Feder in Edelstahl. Ein Modell mit Bock-Aggregat und einem gleichmäßigen, kräftigen, aber nicht übersättigten Tintenleiter.
Das könne doch gut passen. Auf der anderen Seite kommen diese Federaggregate erstaunlicherweise nicht mit allen Tinten zurecht. Eine Grüntee von de Atramentis hatte nicht gepaßt. Die Tinte hatte Probleme, eine Tinte, die sehr leicht läuft.
Als nächstes kommt der Tintenausstrich, der einem erste Hinweise über den Farbton und die Sättigung gibt. Dazu schneide ich mir aus einem recht groben Papier einfacher Machart (Abreißblock) schmale Streifen, die ich in die Tinte tunke und kurzabwische. Dann wird ausgestrichen.
Die Tinte hat grüne, braune und gelbliche Elemente. Je nach Sättigung kann das bräunlicher oder olivfarbenen wirken. Und das schöne Shading mit dem Goldton kann man schon erahnen.
Nun kommt die erste Schreibprobe. Zunächst die übersättigte Probe mit der Glasfeder. Das sind immer nur erste Anhaltspunkte. Die Glasfeder kann viele Tinten nicht wirklichkeitsgetreu darstellen bezogen auf eine Füllhalterschrift. Hier sieht man sie im Kontrast zu der Standardgraph Schilfgrün und der legendären MB Englischgrün (Racing Green).
Noch sieht man nicht das Geheimnis dieser Tinte.
Zusammenfassende Beurteilung:
Was ist nun das Besondere an der Tinte? Die Farbe schon einmal. Ich hsbe sie nur mit dem einen Füllhalter probiert. Randscharf, kein Durchbluten, steht eng und läuft nicht aus. Gleichmäßiger, sehr ausgewogener Fluß mit der Visconti-Feder. Das ist schon etwas Besonderes, zudem farbstark und mit einem schönen Shading, das golden wirkt. Mit einer breiteren Feder wird man hier viel erreichen können. Es ist klar, daß die Farbe zwischen grün und braun-golden variieren wird. Eine von der technischen Seite ungemein ausgewogene moderne Tinte, die eigentlich alle Eigenschaften hat, die man sucht. Die Farbe, selbstverständlich, muß einem gefallen. Das ist nichts für alle. Wer aber mit einer solchen Tinte etwas anfangen kann, der könnte auch die Summe für das 70-ml-Faß ausgeben.
Da ich durch die Tintenprobe mit der Kombi noch etwas testen kann, brauche ich mich noch nicht zu entscheiden. Vielleicht wird es aber noch einmal eine Top-10-Tinte für mich.
Gratulation, Stipula und danke, Michael, für diese wirklich außergewöhnliche Tinte. Sehr sehr schöne Entdeckung. Bravo!
Ich würde mich über Rückmeldung gerade bei dieser Tinte sehr freuen. Leser, bitte an die Keyboards, tut mir den Gefallen.
Viele Grüße
Thomas
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Horst (Freitag, 19 April 2013 14:23)
als passioniertem Grünschreiber tut es schon weh, diese undefinierte Mischfarbe in der Rubrik "grüne" zu finden. Auch wenn eine gewisse Unklarheit durch den Scan unterstellt wird, ist das für mich ein irgendwie-braun, von verde aber keine Spur.
pens-and-freaks (Freitag, 19 April 2013 18:22)
Vielen Dank, Horst, für Deine persönliche Einschätzung. Ich bin ein großer Freund dieser "Unfarben". Ob die Oliv- oder die Brauntöne überwiegen, hängt von der Feder ab. VG Thomas
Michael S. (Sonntag, 21 April 2013 13:14)
Hallo Horst,
ich habe hier eine 70ml Flasche von dieser Farbe und verwende sie sehr gerne für persönliche Korrespondenz. Du hast recht mit Deiner Feststellung: Was für eine Farbe ist das? Nicht Grün, nicht Gelb, vielleicht ein wenig Richtung Braun? Ein dunkles Khaki, gemischt mit Olivgrün? Ein wenig erinnert sie an das R&K "Alt-Goldgrün", ist aber vom Ton her dunkler. Sie zeigt schöne Schattierungen, fließt gut, fiedert nicht aus. In Großen und Ganzen finde ich, das sind recht ausgewogene Eigenschaften.
Thomas hat berechtigterweise einen direkten Vergleich mit der MB Englischgrün gemacht. Diese Farbe hat einen stärkeren Bezug zu Grün und hat ganz ausgezeichnete Schreibeigenschaften. Ich bezeichne diese Farbe gerne als "tümpelgrün". Man kann sie auch für geschäftliche Notizen und Anmerkungen verwenden, da sie hinreichend "seriös" wirkt, aber dennoch keineswegs alltäglich ist. Die Englischgrün ist eine legendäre Tinte - sie wurde über mehr als 5 Jahre produziert und war offenbar kein Verkaufserfolg. Auch in den Foren war sie damals kaum eine Erwähnung wert. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Käufer ein leuchtendes Grün erwartet haben und beim Testen sehr enttäuscht waren. Viele haben sicher die Tinte in die Schublade gesteckt oder weggekippt, nur um das schöne Glas zu retten. In dem Moment, als sie aber vom Markt verschwand, stellte die Nutzergemeinde fest, daß es so eine Tinte kein zweites Mal gibt. Erst dann wurde man darauf aufmerksam und hat sie vermisst.
Was ich damit sagen will ist, daß auch Tinten mit einer nicht alltäglichen Farbe ihre Berechtigung haben, auch wenn sie schwierig einzuordnen sind oder nicht Jedermann's Sache sind.
Jeder Jeck ist anders oder "Beauty lies in the eye of the beholder".
Viele Grüße
Michael
PS: Thomas, schönen Dank für die Vorstellung dieser Tinte.
pens-and-freaks (Sonntag, 21 April 2013 16:33)
Gern gesehen. Dank zurück für die
Proben.