Pens-and-Freaks: die Tintenbetrachtung
Heute: Sailor Nioi-Sumire
Heute zeige ich euch, liebe Leser, eine Tinte der japanischen Firma Sailor, eine der drei großen "Japaner" nach Pilot und Platinum. Sailor produziert in Hiroshima, die beiden anderen in Tokio. Neben den Standardtinten und den Nano-Tinten bietet Sailor immer wieder "Special Editions" ihrer "Jentle Ink" genannten Tinten. So beliebte Tinten wie die Epinard, die Grenade oder die Apricot wurden abgelöst.
Aktuell gibt es folgende "Special Edition"-Tinten:
Preis ca. 18 EUR für 50 mL in der bekannten breiten Glasflasche mit Kunststoff-Einsatz für leichteres Füllen
Das ist die Nioi-Sumire ("N") in Mittelblau. Der Scanner, ein Epson V39, läßt die Tinte stärker strahlen. Es ist schon ein Mittelblau, fast Königsblau mit leichten Akzenten in Richtung Violett, aber ganz minimal.
Wie ich schon früher geschrieben habe, ist das Entscheidende, das Wesen einer Tinte in der Tintenbetrachtung zu erfassen. Farbe kann jeder. Das hat mich auch zu diesem Begriff geführt, der mir bei der Überlegung, eine deutschen Ausdruck für "Ink Review" zu finden, nicht leicht gefallen ist. Ich mußte einige Tage überlegen. Die Betrachtung schien mir letztlich richtig, es ist nun mal kein Test. Dies war 2011 (Verweis: http://www.penexchange.de/forum_neu/viewtopic.php?f=48&t=4495). Der Begriff hat sich im Folgenden im deutschen Sprachgebrauch durchgesetzt.
Wichtig ist dabei, nicht nur Kringel zu produzieren und Farbe mit "great colour" zu umschreiben und vielleicht zu kritisieren, daß sie leider nicht wasserfest ist. Es gehört Erfahrung dazu, das Wesen der Tinte mit wenigen Federstrichen auf bekannten Haltern und auf bekanntem Papier zu erfassen. Bereits der obige Papierausstrich zeigt mit viel, z. B. wie die Tinte läuft. Die von mir zwischenzeitlich probierte Papierchromatographie hat mich in der Tintenbeurteilung noch nicht restlos zufriedengestellt. Daher kommt sie derzeit bei mir nicht vor.
Ganz interessant ist der Vergleich von verschiedenen Benutzern. Das setzt aber Besitz der Tinte und die Bereitschaft voraus. Für eine solche Datenbank wäre dies ein erheblicher Gewinn.
Wieder einmal kann man mit einem gewissen Staunen feststellen, wie sehr sich Tinten doch in verschiedenen Haltern (oder Federstärken) sehr unterschiedlich verhalten können. Und man bedenke auch das glatte und sehr gute Papier. Auf einem billigen Kopierpapier kann dies schon anders sein.
Wie man inzwischen erfahren kann, ist die "N" in dieser zeitlich (zunächst) nicht begrenzten "Special Edition"-Serie (diese Serien laufen normalerweise Jahre und man hat genügend Zeit für einen Vorrat) eher weniger beliebt. Sie ist sehr unspektakulär. Ich sehe es ganz anders. Die Minrai und die Shigure sind sehr stark, ich finde, zu stark gesättigt. Das führt wiederum zum gefürchteten Kleben der Tinte auf der Feder nach dem Füllen. Der Effekt verstärkt sich gewöhnlich mit der Benutzung (und somit Wasserverdunstung) noch.
Sailor-Tinten haben darüberhinaus sehr typische Eigenschaften, die sie zum Teil sehr attraktiv machen, auch wenn das Vergnügen nicht billig ist. Die normale Tinten sind mit ca. 12 EUR /50 mL wenigstens preisgünstiger.
Diese Tinte gehört farblich schon zu den Langweilern, wenn man so sagen will. Die Königsblauen hauen keinem vom Stuhl. Ich habe sie in letzter Zeit aufgrund ihrer Frische im passenden Halter aber wieder neu entdeckt. Wenn es um leichte Reinigung und sichere Funktion geht, dann ist für mich die Rohrer und Klingner Königsblau erste Wahl. Eine andere braucht man eigentlich überhaupt nicht, wenn man sie besorgen kann. Sie ist sehr preiswert. Eine ähnlich gute Montblanc Royal Blue hat ein viel viel besseres Faß, aber ist auch erheblich teurer ohne als Tinte besser zu sein. Neben diesen "killerbaren" Tinten kommt auch noch die wasserlösliche Parker Quink Blue Permanent (ist nicht permanent) in Betracht. Wenn man aber mehr Sättigung brauchen kann, z. B. bei sehr feinen Federn wie z. B. der "Posting Nib" von Pilot, kann diese Hochgesättigte punkten. Dann hat sie auch ein wenig Shading. Durchbluten und Auslaufen: nein. Da ist sie so überzeugend wie die Sailor Jentle Ink Blue. Aufgrund ihrer geringeren Sättigung ist sie da sogar überlegen.
Solche eine Tinte kann also eine sehr überzeugende Ergänzung zu anderen ähnlichen Tinten sein. Hier kommt eine gewisse Kühle durch den leichten Violett-Touch hinzu. Das kann abstoßen oder auch anziehen. Ganz wie man möchte. Mir gefällt der kühle Ton, rötliche Untertöne finde ich hingegen furchbar. Die Pelikan Edelstein Sapphire wäre solch ein für mich unschönes Beispiel.
Die Tinte bleibt in meinen beiden feinen bzw. sehr feinen Pilot-Federn. Gerade das gute Gleiten ohne Übersättigung paßt sehr gut zu diesen Federn mit Biß. Im Platinum mit B läuft sie hingegen viel zu stark. Das gefällt mir überhaupt nicht.
Zusammenfassung in Kurzform:
Ich hoffe, der Beitrag hat euch gefallen, und hoffe auf Resonanz.
Viele Grüße
Thomas und die Pens and Freaks
Kommentar schreiben