Tintenbetrachtung
Pelikan 4001 Blau-Schwarz
Hallo miteinander,
heute möchte ich eine besonders launische Tinte vorstellen.
Ich habe sie mir zugelegt, um zu prüfen, wie sie sich verhält, nachdem ich sie viele Jahre nicht mehr eingesetzt hatte. Ich wollte zudem dazu beintragen, daß die Lücken bei den Tinten der Standardanbieter geschlossen werden.
Hier sind meine Eindrücke von dieser Tinte.
Charakteristika im Überblick:
1. Farbe und Sättigung: sehr stark abhängig von der Feder. Mit dem 14er schönes Blau-Schwarz mit ausgewogener Mischung. Mit vielen anderen Federn im wesentlichen blassere Graunote mit Blau
2. Schattierung: sehr gut
3. Tintenfluß: sehr trockene Tinte, bei den meisten eingesetzten Haltern nicht überzeugend, auch mit der guten Modello-T-Feder eine Quälerei, feine Federn wie beim 400NN auch nicht so gut geeignet. In einem modernen M400 noch nicht probiert, kommt noch und wird nachberichtet
4. Fiederung: keine
5. Durchbluten: nein
6. Wasserfestigkeit: recht gut, weitere Vergleiche werden nachgereicht, auch Textmarker-Test
7. Preis und Verfügbarkeit: guter Preis, hohe Verbreitung auch im Fachhandel (nicht überall)
Beurteilung: Eine sehr wählerische Tinte. Es ist eine klassische Blauschwarze. Mit vielen Haltern nicht befriedigender Tintenfluß und viel Blässe. Mit Haltern, bei denen es paßt, aber sehr charaktervoll und sicherlich völlig unproblematisch. Kein Eisengallus. Soweit ich schon prüfen konnte, auch gewisse Wasserfestigkeit. Es ist eine Tinte, mit der man probieren muß, ähnlich wie mit der R+K Salix oder der Lamy Blauschwarz. In vielen Haltern, ob alt oder neu, quält sich die Feder enorm.
Sympathiefaktor: Eine so wählerische Tinte hat schon einen hohen "Nervigkeitsfaktor". Das hätte man sich schon anders gewünscht. Andererseits haben solche Tinten eine grundsätzlich besondere Farbe, die es zu entlocken gilt. Insofern für mich sehr reizvolle klassische Tinte. Ich werde weiter berichten.
Pens and Freaks (Sonntag, 15 Januar 2017 23:55)
Auf der Pelikan-Webseite steht:
"4001 blau-schwarz
Die unkomplizierteste Tinte, die dennoch relativ lichtecht ist, ist die Tinte "4001 blau-schwarz", unsere Artikelnr. 301 028. Sie ist eine Eisengallustinte, was sie weitaus stabiler macht als z.B. 4001 königsblau oder brillant schwarz, aber durch spezielle Rohstoffe kann sie gleichzeitig unproblematisch in Kolben- oder Patronenfüllhaltern verwendet werden. Im zeitlichen Verlauf ändert sich der Farbton von Blau nach Grau, aber sie bleibt sichtbar. Sie ist jedoch nicht ganz so lichtecht wie die Fount India Tinte. Tintenfraß (d.h. das Zersetzen des Papieres durch die Tinte) ist bei dieser geringen Konzentration von Eisengallus keine Gefahr.
Es ist schwer zu sagen, nach wie vielen Jahren die Tinten ausbleichen, da dies von vielen Faktoren abhängt, z.B. vom Tintenfluss (war es ein schmaler oder ein breiter Tintenstrich), vom Papier (wie saugfähig war es) und von der Bestrahlung (wieviele Stunden wurde es dem Licht ausgesetzt), daher können wir keine allgemeinen Aussagen hierzu treffen.
Weiterführende Hinweise gibt es im Internet, z.B. auf dieser Seite:
http://de.wikipedia.org/wiki/Eisengallustinte"
Früher war ja häufig spekuliert worden, ob die Blau-Schwarz noch eisengallushaltig ist. Sie ist es. Gottlob.
Thomas PAF (Freitag, 07 Februar 2014 19:41)
Hallo Thomas,
vielen Dank für Deine Kommentar mit den ausführlichen eigenen Informationen zu dieser besonderen Tinte. Ja, Du bestätigst es wieder: Diese Tinte ist für manche Füller wie geschaffen, bei anderen klappt es nicht so gut. So kenne ich es auch von den modernen M400. Das geht nicht, obwohl Tintenleiter und Fluß sehr gut sind. es ging auch bei mir besser mit einem Cross Townsend als mit zwei Pelikan 400NN EF und F. Seltsam.
Daß die "Salix" gut geht, erstaunt mich aber. Diese Tinte ist auch sehr wählerisch und teils äußerst trocken. Die kleinen Hersteller machen sich nicht die Mühe, die entsprechenden Zertifizierungen vorzunehmen. An der Dokumentenechtheit der "Salix" kann es aber in ihrem Verhalten keinerlei Zweifel geben. Die 4001 Blau-Schwarz ist es ebenfalls. Der Hersteller möchte nur nicht so direkte gestehen, daß diese Tinte im Faß eisengallushaltig ist.
Vielen Dank nochmals für die Zeilen.
Viele Grüße
Thomas
Thomas J (Freitag, 07 Februar 2014 15:42)
Die Blau-Schwarz von Pelikan ist eigentlich seit fast 30 Jahren meine Lieblingstinte gewesen. Der Einstieg war die Inbetriebnahme des Pelikan Kolbenfüllers aus den 50ern, den ich von meinem Vater übernommen habe, und der Hinweis einer Kommilitionin, dass blauschwarze Tinten den Vorteil hätten, dokumentenecht zu sein. Auf den Versuch, in einem Fachgeschäft eine andere Feder für den Füller meines Vaters zu bekommen, erhielt ich die Auskunft, es gebe für diese alten Füller nicht nur keine Federn mehr, sondern überhaupt keine Ersatzteile. Ginge der kaputt, wäre das endgültig. Darauf habe ich mir Anfang bis Mitte der 80er einen Pelikan M400 gekauft und war mit der Kombination Pelikan-Füller und Pelikan-Tinte zufrieden. Bis auf kurze Zwischenspiele mit der alten Blau-Schwarz von Montblanc gab es immer die von Pelikan. Ich arbeite in einem Bereich, in dem meine handschriftlichen Aufzeichnungen dokumentenecht sein müssen. Zuletzt hatte ich dann doch ein schlechtes Gewissen, da die Pelikan meines Erachtens den Anforderungen genügen sollte, die Einhaltung der DIN-Norm aber nicht auf der Packung steht. Und dann war im letzten Jahr mein Füller weg, nicht aufzufinden, futsch! Also Ersatz beschafft: Über das Internet wieder einen Pelikan Souverän. Dass es der M300 wurde lag an meiner Unaufmerksamkeit. Als er da war, stellte ich aber fest, dass die OB-Feder des M300 viel angenehmer schreibt, als die Feder des älteren M400. Aber die große Überraschung: Die Pelikan Blau-Schwarz geht in dem Füllhalter gar nicht: viel zu trocken, beim Anschreiben kommt erst nichts und abhängig vom Papier reisst der Tintenfluss ab. Nach einigen Monaten des Ärgerns habe ich mir jetzt die Salix von Rohrer + Klingner bestellt und habe eine neue Lieblingstinte. Die fließt im M300 phantastisch, wirkt gar nicht trocken und nach dem Nachdunkeln ist es auch eine sehr schöne Farbe. Rohrer + Klingner geben die Dokumentenechtheit nicht an (der Satz im Werbetext "das nannte man früher dokumentenecht" reicht nicht aus, denn es gibt immer noch eine DIN-Norm, die "dokumentenecht" definiert), aber die Angabe "eisengallushaltig" sollte ausreichend plausibel dokumentieren, dass nachträgliche Änderungen an der Schrift nicht ohne Veränderung des Papiers möglich ist.
Thomas von pens-and-freaks.de (Freitag, 13 Juli 2012 16:54)
Liebe Leser,
U P D A T E und N A C H B E T R A C H T U N G
Eine persönliche Einschätzung und Empfehlung
nach intensiver Nutzung in den letzten Monaten habe ich, so denke ich, diese Tinte recht gut kennengelernt.
Im Grunde kann man sie zu den Eisengallustinten rechnen, auch wenn der definitive Nachweis mir aktuell nicht vorliegt: Diese Tinte verhält sich so wie diese und hat auch die Füllhalter-Empfindlichkeit dieser Tinten. In einem passenden Füller bekommt man aber Randschärfe, Sättigung, Strahlkraft und vorallem Blaufärbung. Genau da ist diese Tinte anderen dieser Art überlegen. Die "Salix" hat schon eine andere Blaufärbung, die ins Hellere geht, aber auch dort erhebliche Farbabstufungen je nach Feder.
Die Schärfe und Papierunabhängigkeit, das Farbstrahlen, das sind die Faktoren, die mir an dieser Tinte gefallen.
An anderer Stelle hat sich jemand unlängst an der Beurteilung dieser Tinte versucht. Überrascht hat mich die Einschätzung eines guten Fließverhaltens. Diese Tinte ist tendenziell schon sehr trocken und das kann auch das dort nicht einzuschätzende Anschreibproblem bedingen. Wenn man mit dieser Tinten länger schreibt, kennt man beim morgendlichen Beginn selbst bei sehr dichten Kappen schon, daß der erste Strich ins Leere geht, weil die Tinte erst fließen muß.
Diese Tinte ist speziell und man muß sich mit ihr beschäftigen, bis man ihr im Guten und weniger Guten gerecht wird.
Für mich ist sie einer meiner Lieblingstinten geworden, beispielsweise in meinem Cross Townsend F mit seinem sehr guten Tintenleiter ist diese Tinte sehr gut einzusetzen. Es lohnt sich also, diese preiswerte Tinte als Freund blauschwarzer Tinten anzusehen. Thomas
Thomas von pens-and-freaks.de (Sonntag, 24 Juni 2012 19:05)
Für mich ist dieser Klassiker aus der 4001-Serie von Pelikan eine "Vintage Ink" par excellance. Sie braucht die richtige Feder, man muß ausprobieren und sich mit ihr beschäftigen, man sollte den Halter eher mal gut ausspülen, sie hat dieses unglaublich scharfe Schriftbild. Das ist eben keine moderne, hochgesättigte Tinte, die überall und mächtig läuft. Die fast überall erhältliche Standard-Pelikan-Tinte (finde ich überraschend, weil ich glaube, daß die Königsblau erheblich mehr gekauft wird und die Blau-Schwarz nicht "everybody´s darling" sein kann)ist der Einstieg in eine Welt klassischer Füllhalter-Tinten nach alter Art. Großartig.