Tintenbetrachtung Diamine Racing Green (Edition missing-pen)

Diese Tinte habe ich seit 6/2012 in Benutzung. Ich hatte sie damals bei Rolf Thiel bei der Pen Show in Nürnberg gekauft. Hintergrund ist, daß durch das Einstellen der Montblanc Englischgrün keine vergleichbare Tinte mehr am Markt war. Zwischendurch hatte Rolf bei Noodler´s "das verschollene Grün" herstellen lassen. Bei Diamine läßt er diese Tinte fertigen und nennt sie "Racing Green". Ich habe leider die Montblanc-Tinte nicht zur Verfügung, leider, und kann sie nur mit der Montblanc LE-Tinte Jonathan Swift (Seaweed Green) vergleichen.

Bei der R. G. hat Diamine zugunsten des herrlichen Shadings mit gelben-goldenen Tönen und dem moosgrünen-gräulichen Grundcharakter auf einen sehr satten Tintenfluß gottlob verzichtet. Diese Tinten können nur mit einer entsprechenden Schattierung wirken. Das ist gut gelungen. Die Mischung aus Fließverhalten und "Füllhalter-Schriftbild" mit schönem Shading funktioniert in vielen Füllhaltern, die ich ausprobiert hatte. In manchen ist aber der Fluß nicht so überzeugend und dort setze ich die qwenig schattierende und grünere Sailor Epinard ein, so z. B. im TWSBI Diamond 540 F, der mit der Diamine R. G. nicht ganz so überzeugend wirkt. Im Cross Townsend F hingegen ist sie perfekt. Auch im OM-Lindauer FL 2 macht sie einen äußerst lebendigen Eindruck und fließt überzeugend.

Es ist eine wasserlösliche Tinte, die offenkundig verschiedene Farbanteile hat. Schraubt man das Glas auf, erschrickt man und mutmaßt zunächst eine andere Tinte. Ist das doch eine braune? Nein, es ist die dreckig grüne R. G. Beim Auswaschen sieht man auch rötliche Anteile, die sich offenbar am stärksten an Oberflächen hält. Überzeugend ist die Sicherheit am Tintenschlitz und das über die vielen Monate äußerst brave Verhalten.

Für mich gehört diese Tinte zusammen mit der Sailir Epinard inzwischen zu meinem Standard-Repertoire. In einem M 205, F habe ich zudem die blassere, aber äußerst charaktervolle Jonathan Swift von Montblanc, die weniger Braun- und Goldanteile hat und mit vornehmer Blässe bei sehr gutem Tintenfluß wie im M 200 überzeugt. Diese hat eine recht ordentliche Wasserfestigkeit und ein trockeneres Laufverhalten. Dafür ist sie bei leichtem Papier (z. B. Kalender) ohne Durchbluten. Die R. G. ist durch ihren recht leichten Lauf vielleicht eine Nuance durchdrückfreudiger, aber insgesamt überzeugend gut.

Daß man die Tinte nur bei Rolf bekommt, ist kein Nachteil. Die Sache ist genau umgekehrt. Man darf froh sein, daß man sie bei Rolf bekommt. Sonst gäbe es diesen Farbton überhaupt nicht (mehr). Ich bin überzeugt, Rolf hat genügend Fässer, um mich lebenslang zu versorgen. Sonst wäre es schwierig (ehrlich gesagt: unmöglich) mit einer Alternative.

So bleibt mir zum Schluß nur, mich zu bedanken für das Mitlesen. Ich hoffe, ich konnte diese charaktervolle Tinte gut darstellen und Euch einen Eindruck verschaffen. Und dem Kenner der Tinte war es hoffentlich eine Bestätigung für seine eigene Freude an der Racing Green.

Alternativen: siehe Montblanc Jonathan Swift in diesem Tab

Beurteilung in Kreuzchen:

1. Praktisches Tintenglas: +++
2. Kleben an der Feder: +++++ (nein)
3. Durchdrücken am Federschlitz: +++++ (nein)
4. Fließverhalten: +++
5. Sättigung: +++
6. Shading: ++++
7. Fiederung: ++++
8. Durchbluten: +++
9. Wasserfestigkeit: 0 (keine)
10. Preis: +/++ (13,50 EUR bei 80 ml, Stand 6/2012)
11. Verfügbarkeit in Deutschland: + (gibt es exklusiv bei missin-pen.de, Rolf Thiel)
12. Persönliche Einschätzung: +++++ (einer meiner Lieblingstinten, für mich grandiose Farbe, benutze ich jeden Tag)