Einleitung: Seit einiger Zeit mag ich graue Tinten. Sie haben etwas Majestätisches. Kein blasses Schwarz ist gemeint, sondern ein elegantes Grau. Das ist gar nicht so einfach, meine ersten zwei
Versuche waren nicht so erfolgreich, wie erhofft. Meine erste war die J. Herbin Gris Nuage und meine zweite die OMAS grau.
Aufgrund der teils unbefriedigenden Farbsättigung habe ich mir die Diamine grey angesehen. Diamine-Tinten sind ja bekannt für hohe Farbsättigung.
Kurzbeurteilung:
1. Gebinde: Kunststoffbehälter zu 30 und Glasflacon zu 80 ml; keine Patronen für diese Tinte
2. Preis und Verfügbarkeit: sehr angemessen, auch wegen der 30-ml-Probierfläschchen (knapp über 12 bis knapp über 13 Euro pro 100 ml)
3. Getestet: 30-ml-Faß, gekauft 8/2011
4. Faß: kleiner Kunststoffbehälter; Füllung für große Federn unbefriedigend, aber als preisgünstige Probierflasche ideal (vorbildliches Angebot), der Flacon zu 80 ml steht sicher, hat eine
ordentliche Öffnung und wirkt klassich britisch. Leider nur anonymer Aufdruck mit Farbangabe als Klebeetikette auf dem Verschlußknopf
5. Farbe: mittleres bis kräftigeres Grau mit Graphit und Braunanteilen. Mausgrau
6. Sättigung: für eine graue Tinte sehr erfreulich hoch, aber ...
7. Schattierung: ... nicht zu hoch, daher schöne Schattierung auf gutem Papier, aber auf Papier, das zum Auslaufen der Tinte neigt, weniger Schaittierung
8. Federung: bei gutem Papier praktisch keine
9. Durchbluten: ja, aber noch recht gering (Killer-Kriterium für Kalender oder Notizbücher!)
10. Tintenfluß: gut bis sehr gut; für eine graue Tinte exzellent
11. Trockung: unterdurchschnittlich gut
12. Wassertest (mit ca. 2 ml Wasser aus Pipette über die Schrift): Verschwinden der Tinte
13. Tintenkiller: ohne Wirkung
14. Vergleich mit anderen Tinten im Q-Tip-Vergleich:
(1) Die Unterschiede sind evident. Man sieht eine ausgesprochen geringe Sättigung der OMAS grau. In einem Füllhalter hat man das Gefühl, mit leicht gefärbtem Wasser zu schreiben. Nicht guter
Tintenfluß. Ein Montblanc 146 M quält sich sehr.
(2) Die Gris Nuage von J. Herbin ist wieder so eine Sache. Für meinen Geschmack herausragende Farbe, sehr schöne Schattierung mit herrlichem Grau, aber meist nicht ganz befriedigende
Farbsättigung und eher schwaches Fließverhalten. Bei passendem Halter aber z. B. für Kalendereinträge sehr gut geeignet, z. B: Montblanc 146 M. Für feine Federn eher weniger brauchbar. Da muß man
vielleicht mit einer alten Feder Glück haben. Könnte mit einer Feder mit immensem Tintenfluß aber ein Erlebnis sein. Etwas resistenter im Wassertest als Diamine grey.
(3) Und nun zur Diamine: Diese Tinte ist durch ihr gutes Fließ- und Sättigungsverhalten selbst mit der feinen Pilot-Feder mehr als brauchbar, die 149er-Feder liebt diese Tinte. Fluß und
Schattierung sind ein Gedicht, dabei wird die Tinte auf gutem Papier (auch Recycling-Papier, das nicht zerläuft) nicht aufdringlich, jedoch auch nicht blutarm. Die Farbe hat neben dem Graphit-Ton
einen Braun-Touch, der mir nicht so gefällt. Das ist schon mausgrau. Aber bisher die für mich einzig in einem größeren Rahmen brauchbare graue Tinte. Meine prinzipielle Zuneigung zur Herbin-Grau
kann ich aber nicht verhehlen.
Zusammenfassung: Die Diamine grey bleibt auch in der kritischen Farbe grau keine Enttäuschung. Farbsättigung und Fließverhaltne überzeugen auf der ganzen Linie. Die negativen Eigenschaften wie
leidhtes Durchbluten und auf manchen Papieren sichbare Fiederung halten sich in normalerweise engen Grenzen. Die Farbe als solche ist eher etwas plump und nicht luftig. Für mich ist diese Tinte
zwischenzeitlich ebenso in mein Standard-Repertoire eingegangen wie die Aurora blau oder die Parker grün.
Ein zuverlässiges Grau mit gutem Fluß. Das ist die Diamine Grey geblieben. Daher wird sie von mir regelmäßig eingesetzt.
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