Tinte ist nicht gleich Tinte.

Ich habe zwei Lieblings-Blauschwarz-Tinten, die recht ähnlich und doch so verschieden sind. Eine oberflächliche Betrachtung führt zu falschen Ergebnissen ...

 

Die beiden Tinten sind die (nicht-dokumentenechte) Montblanc Midnight Blue und die Graf v. Faber-Castell Midnight Blue, die von F-C als dokumentenecht bezeichnet wird.

 

Beide Tinten sind aus meiner Erfahrung heraus sehr unkompliziert in der Handhabung. Bei der MB als typische Wasserlösliche mit normaler Farbstättigung ist das auch nachvollziehbar. Zudem kennt man MB-Tinten (aktuell die modernen aus Österreich) als prinzipiell sehr unproblematisch. Wir lassen die wasserfesten  dokumentenechten Tinten dabei außen vor, die einfach eine andere Behandlung erfordern bei allen Herstellern. 

 

Die G. v. F-C ist nicht richtig wasserfest. Es bleibt ein rosafarbener und brauchbar lesbarer Rest an Schrift. Das sieht man leider auch im Konverter, der sich gerne rosafarben verfärbt. Im Sonnentest ist sie unkompliziert. Die MB verblasst.

 

Der Grundton dieser Farben ist praktisch identisch, die F-C ist aber höher gesättigt und läuft dadurch glatter.

 

Hier ein paar Schriftbeispiele:

600 dpi
600 dpi

Welche Tinte ist nun welche? Der Farbton ist identisch. Die beiden Platinum-Füllhalter zeigen die Unterschiede: oben MB und unten FC. Kaweco paßt zur obigen Platinum. Und der Delta? Das ist die MB! Man sieht also: Es kommt auf das Tintenaggregat und letztlich den Tintenfluss an.

 

Eingetunkt sieht man die Unterschiede doch deutlich:

Nun der Ausstrich?

Leider konnte der Scanner das nicht besser. Oben die F-C, die länger läuft und somit nasser ist. Der Tintenfluss ist saftiger.


Was heißt das nun?

Nicht das, was man auf den ersten Blick als Selbstverständlichkeit denkt. Die F-C ist saftiger, hat mehr Farbe und ist dokumentenechter. Klar. Preis ist unterschiedlich, aber so groß sind in der hohen Preisklasse die Unterschiede nicht. MB 60 ML zu 18,30€ (bekommt man auch manchmal für 16-17€) und F-C 75 mL zu stattlichen 27€. Aber die Tinten halten lang und trocknen nicht aus. Das relativiert das Ganze wieder. Und probieren kann man auch mit den günstigeren Patronen, ob es paßt. 

 

Der Delta gibt den entscheidenden Hinweis – und der Kaweco auch. Im passenden Halter ist die MB eine äußerst gute und praktische Tinte mit sehr gutem Schriftbild. Sie läuft sehr fein und ist somit bei feinen Federn mit sehr guter Abstimmung des Tintenflusses hervorragend. Da wirkt die F-C schon etwas breit und kräftig. In anderen Füllern ist es aber so, dass Tintenfluss-Probleme von der F-C besser gelöst werden können.

 

Wiederum kann es eine Formalität sein, dass die F-C als dokumentenechte Tinte (das steht ja auch auf der Verpackung) bei entsprechenden Vorgaben (Schreiben mit dokumentenechter Tinte) im geschäftlichen Einsatz in Frage kommt.

 

Daher prüfe man, welche Tinte zu welchem Füllhalter für welchen Einsatz am besten paßt. 

 

Da gibt es kein Patentrezept.

 

Ich hoffe, der Beitrag war nützlich und hat euch gefallen. Ein vergleichbarer Beitrag kommt mir zwei königsblauen Tinten. 

 

Viele Grüße

Thomas 


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Kommentare: 2
  • #1

    Gregor (Sonntag, 09 September 2018 10:50)

    Moin Thomas,
    sehr interessant, im gleichen Halter verschiedene Tinten geschrieben zu sehen.
    Dazu wäre spannend noch die Shin-Kai von Iroshizuku und die Tanzanite von Pelikan im Vergleich zu betrachten.
    Du sprichst Lichtechtheit (Sonnentest) an: Oxblood von Diamine schlägt sich da super, die scheint überhaupt nicht zu verblassen nach meiner Erfahrung. Ist natürlich off topic in einem thread zu Schwarzblauen...

    Gruß von der Küste
    Gregor

  • #2

    Pens and Freaks (Sonntag, 09 September 2018 19:43)

    Hallo Gregor, danke für Deinen neuen Beitrag. Beide Tinten habe ich aktuell. Die Tanzanite habe ich in einen AL Sport mit EF eingefüllt. Die Shin-kai läuft halt recht breit. Mal sehen, was sich machen lässt.
    Eigentlich war nur geplant ein Vergleich zweier sehr unterschiedlicher Tinten und was die unfassbar gute Fusion-Feder im Delta daraus macht.

    Viele Grüße
    Thomas