Januar 2019: Parker Duofold Classic Big Red CT Centennial

Star oder Blender?

 

Dies ist die aktuelle Variante des Duofold, der Duofold Classic, den es als Big Red, als Black, als Blue & Black und als Ivory & Black gibt. Der rostrote Big Red ist sicherlich die legendäre Variante, die in einer neuen Interpretation vorliegt. Seit der ersten Ausführung 1921 aus Hartgummi bis zum Auslaufen der Serie durch den moderneren Vacumatic ist viel Zeit vergangen. (Die Vacumatic genannten Parker aus England bis zu den 60ern und Erscheinen des Parker 75 1963 lassen wir weg, da sie mit dem Entwurf des Duofold nur noch den Namen gemeinsam haben.) 

 

Im Jahre 1988 kam er wieder, zunächst bis 1995 in einer Zylinderform, danach mit den Abrundungen, wie ihn seither die Duofold-Füllhalter tragen. Die aktuelle Version (es gab Anfang der 90er eine LE-Variante bereits) hat diesen rostroten Ton ähnlich der ersten Ausführungen aus Hartgummi, später aus Celluloid. Außergewöhnlich (und auch anders als die zuvor angebotene etwas hellere Variante komplett "Red", einem Doppelring an der Kappe und vergoldeten Akzenten: "Big Red GT") ist die jetzige Variante schon: rhodinierte Akzente mit einem breiten Kappenband! Bisher hatte doch stets Orange und Gold zusammengehört! Es gibt noch andere Varianten, auch mit Goldplattierungen (Variante GT = gold trim).

 

Und dennoch ist diese Variante aus meiner Sicht äußerst gelungen. Die Farbe des Acryls mit dem stimmigen Glanz wie 1921 und die Rhodinierungen bis auf einen Teil der 18-K-Goldfeder, auch das Kappenband, so untypisch es für frühere Serien sein mag. mir sagt es sehr zu. 

 

Alle Besitzerwechsel von Gilette zu Sanford/Rubbermaid haben nichts daran geändert. Auch die beiden Varianten Centennial und International (die kleinere Ausführung), sie blieben erhalten. Wie bereits 1988 hat man es beim praktischen CC-Füllsystem (CC = "Cartridge-Converter") belassen. Business Pen, nicht historienverliebte Schlauchfüller (Button Filler). Wer auf Reisen ist, weiß diese Reduktion gerne zu schätzen. Zur Not tun es auch Parker-Patronen. Parker hat sein eigenes System, das nebenbei gesagt auch von Aurora verwendet wird. 

Mit aufgesteckter Kappe sehr lang
Mit aufgesteckter Kappe sehr lang

 

Die Dimensionen des größeren Typs, des Centennial:

  • Länge geschlossen (mm): 136, offen 130, "posted" (= mit aufgesteckter Kappe): 176 mm
  • Durchmesser Griffstückmitte (mm): 10,5 und Corpus max. 13 mm
  • Gewicht (gefüllt), auf 2 g genau gewogen: 28 g geschlossen, ohne Kappe 20 g
  • Parker-Konverter beiliegend

Ein mittelgroßer, recht langer Füllhalter, dessen Kappe gut aufgesteckt werden kann, was dann aber zu einer sehr großen Länge führt. Die sehr schöne Feder ist 23 mm lang (freie Länge), die Kappe hat etwas mehr als 2 1/4 Gewindegänge und muss mit Genauigkeit angesetzt werden, was beim kleineren Modell besser ist (die Kappe hat beim Ansetzen am Gewinde sehr viel Spiel, das Gewinde selber ist sehr sauber ausgeführt).

 

Überhaupt die Qualität: Irgendwo habe ich bei einer Beurteilung des Duofold gehört, er sei "too pricey". Auf der einen Seite kann man das durchaus sagen. Auf der anderen Seite sind alle Detail äußerst hochwertig ausgeführt und man darf davon ausgehen, dass die Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit wiederum so hervorragend ist, wie man das von früheren Modellen kennt. Ich selber habe einen Duofold International in Schwarz von Ende der 90er, der aussieht wie neu. 

 

Was macht die Qualität des Duofold denn nun aus?

Die Ausführung ist vom gedrehten Acrylblock bis zur tadellosen Ausführung der Feder oder des tiefen Imprints auf dem Corpus extrem hochwertig ausgeführt. Von den Rhodinierungen darf man das auch annehmen. Das wird alles ein Menschenleben lang problemlos funktionieren, und darüber hinaus ...

 

Als Federbreiten werden neben F, M und B zumindest auch EF angeboten. Eine solche Feder habe ich bei diesem Modell. Die Schrägvarianten OM und OB und Spezialfedern sind zumindest standardmäßig nicht verfügbar. Vielleicht gibt es nie nach wie vor auf Anfrage. Dazu kann ich aber derzeit nichts sagen, werde mich aber erkundigen.

 

In den Anfangsjahren und darüber hinaus hatte der Duofold zwei typische Probleme: Er hatte in der Kappe eine Ausgleichsöffnung, die zu raschem Austrocknen sorgte und der Tintenleiter schien nicht ganz geglückt. Bei an sich kräftigem Fluss war bei schnellerem Schreiben der Tintentransport nicht ausreichend. Er wurde schwächer. Das hat sicher auch ganz wesentlich dazu beigetragen, dass der Duofold moderner Prägung seit 1988 nicht den Nimbus der der Modelle der Vorzeit erreichen konnte. Er war immer eher Blender als Könner. 

 

Ich finde, der an sich identisch aussehende Tintenleiter funktioniert nun besser, der Fluss bleibt konstant und die Feder hat zudem etwas Elastizität bekommen. An sich waren die Federn immer sehr hochwertig und sehr gut geschliffen, die Federspitze bestand aus Ruthenium, was einen softeren Strich erlaubt (wie beim Sheaffer PFM und Legacy und Legacy 2). Ob das heute noch so ist, weiß ich nicht. Es könnte aber nach wie vor so sein. Die Federn werden wahrscheinlich bei Parker France gefertigt, so dass der Duofold eine eigenständige Feder, also sein "Parker-Herz" hat. 

18K-Goldfeder, teilrhodiniert, EF
18K-Goldfeder, teilrhodiniert, EF

 

Handling und Schreiben:

Die Kappe sitzt fest und der Konverter klappert nicht. Leider dreht sich das Griffstück nach dem Öffnen der Kappe gerne lose (Sailor verhindert dies durch einen schmalen Gummiring). Das stört schon, ich werde das mit einem schmalen Gummiring sicherlich auch beseitigen können. Eigentlich für einen solchen Halter ein "No Go"! Der gut bewegliche eigengefederte Pfeil-Clip ist so geblieben, wie wir ihn kenne. Zuverlässig, aber auch hakelig. So mancher Parker hat feine Innenfutter in Anzügen perforiert. Dieser Clip kann das sicherlich auch. Die Balance ist ausgeglichen, nicht frontlastig, was eher vorteilhaft wäre für den eher leichten Halter. Die etwas hakelig aufzusetzende Kappe beim Festschrauben ist nicht ganz befriedigend, der Gewindegang ist in Ordnung. Immerhin geht die Kappe nicht wie z. B. bei Pelikan ungewünscht auf. Die schöne Länge und das sehr schön gestaltete Griffstück passen sehr gut zur recht langen Feder. Das Füllen mit den guten Parker-Konvertern ist einfach und gewohnt. Der Duofold (andere sagen das auch) trocknet auch nicht mehr aus.

Breites rhodiniertes Kappenband "PARKER" und "FRANCE"
Breites rhodiniertes Kappenband "PARKER" und "FRANCE"
Tiefer und sauberer Imprint
Tiefer und sauberer Imprint
Kappenkopf
Kappenkopf

 

Zusammenfassende Beurteilung:

Ist er nun ein Star oder ein Blender? Historisch und in seiner aktuellen Umsetzung in Verbindung mit der sehr hochwertigen Ausführung ist der Duofold entgegen jeder Mode ein ewiger Klassiker und somit ein Star. Gerade in der Ausführung "Big Red" ist er gekonnt in die Neuzeit portiert und gefällt durch Klassik und Moderne zugleich. Insofern ist er nicht nur eine Imitation eines 20er-Jahre-Modells. Und das ist gekonnt gestyled und auch produziert. Perfekt ist er nicht geworden, die hakelige Kappe, das sich lösende Griffstück und vielleicht auch der Tintenleiter haben noch Luft nach oben. Gerade der Tintenleiter macht einen guten Eindruck, das leichte luftige Schreibgefühl geht ihm mininal ab, aber das ist Geschmackssache und kann auch variieren. Abschließend die Schriftprobe mit der Stadardtinte schleichthin, der Waterman Serenity Blue (Verzeihung, dass ich nicht die Parker Quink Blue Permanent) genommen habe. 

400 dpi
400 dpi

Ich jedenfalls bin froh, dass ich mir diesen Füller geleistet habe. Er begleitet mich fast täglich. Er ist für mich der beste und stimmigste moderne Duofold.

 

Viele Grüße

Thomas

 

Kommentare sind immer willkommen:


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Kommentare: 5
  • #1

    Horst (Mittwoch, 09 Januar 2019 23:32)

    Ich glaube, das wird mein nächster. Nur über die Farbe denke ich noch nach. Danke für die Vorstellung.

  • #2

    Pens and Freaks (Mittwoch, 09 Januar 2019 23:54)

    Danke, Horst. Es freut mich, dass Dich der Beeicht angesprochen hat. Bald werde ich einen durchaus interessanten Füller vorstellen, den Onoto Magna Classic. Auch der Aurora Talentum ist eine Überlegung wert. Vor vielen Jahren schon einmal vorgestellt, habe ich eine aktuelle Version, die mich immer noch sehr überzeugt.

    Viele Grüße
    Thomas

  • #3

    Vassilios (Sonntag, 22 September 2019 02:31)

    Hallo Thomas,
    ich habe mir den Duofold auch gekauft und ich muss sagen, er spricht mich sehr an. Allerdings, macht mir der Konverter etwas sorgen, weil er anscheinend einige Tinten nicht so richtig verträgt. Tintenfluss variiert nämlich ziemlich stark, je nachdem welche Tinte ich gerade getankt habe. Auch lässt der Konverter keinen volle Füllung zu. Da kann man drehen soviel man will, am Ende bleibt eine ziemlich große Luftblase im Konverter übrig. Ansonsten muss ich Dir in vielen Punkten zustimmen. Das ist ein wirklich schöner Füller und ich denke auch, dass die Verarbeitungsqualität entsprechend ist.
    Gruss
    Vassilios

  • #4

    PAF (Montag, 23 September 2019 19:29)

    Hallo Vassilios, mein Duofold füllt einwandfrei. Ee schreibt auch gut mit der Parker Quink Blau permanent (ist keine permanente Tinte). Auch die Waterman Serenity Blue war einwandfrei. Oder mal Parker Patronen probieren? Kann man ja auch mit Spritze und anderer Tinte füllen. Parker-Konverter bekommt man leicht. Kompatibilität besteht mit Aurora. Die verwenden das Parker-System.

    Viele Grüße Thomas

  • #5

    Horst (Sonntag, 28 März 2021 20:40)

    die Zeit vergeht - aber jetzt habe ich es wahr gemacht. Seit zwei Wochen werkelt der PARKER DUOFOLD CENTENNIAL BIG RED auf meinem Schreibtisch. Warum so ein langer, sperriger Name ? Keine Ahnung. Aber die wenigsten Kinder können ja etwas für die Entscheidung ihrer Eltern (sonst gäbe es weniger Kevin).
    Egal, jetzt liegt er vor mir, völlig identisch mit den Fotos von Thomas, weshalb ich auf erneute Wiedergabe verzichte.
    Was kann ich zu dem "PDCBR" sagen ? Ich versuche es mal, rein subjektiv (versteht sich von selbst), in der Reihenfolge meiner Wertungsaspekte (wobei ich ausschließlich Nutzer und kein Sammler bin):

    1. schreiben (dazu ist das Ding ja eigentlich gedacht)
    da bin ich sehr zufrieden. Keine Anschreibprobleme, auch wenn er mal 4 Tage unbenutzt liegt. Die M ist eine M, schlicht und einfach mittig zwischen F und B. So mag ich das.
    Betankt derzeit mit der Edelstein Jade, weil bekennender Grünschreiber, und mit deren großem Nachteil - sie blutet erbarmungslos durch auf vielen Papieren. Aber das ist ja hier nicht das Thema.
    Der "Wulst" am Griffstück ist sehr angenehm, und vom Design her auch gut gelungen.

    2. Haptik
    für mich sehr wichtig und hier sehr gut gelungen. Fühlt sich gut an, wertig, eine runde Sache. Gewicht passt auch. Die aus Acryl-Blocks gedrehten Halter haben einfach etwas wertiges.

    3. Optik
    da tat ich mich ja schon damals etwas schwer bei Thomas' Vorstellung. Aber ja, hat man die rote (oder eher orange-rote) Farbe mal akzeptiert, dann macht das Gerät tatsächlich was her. Im Gegenteil, dann begeistert es sogar.

    4. Dimension
    hat mich ein wenig enttäuscht. Das "Big" hatte ich um einige mm mehr in meiner Erwartung (klar - es gibt ja Angaben dazu im Netz), aber gleichwohl, für meine eher mittelgroße Hand passt er gut. Sein Tischnachbar, der Montegrappa Ducale, kommt +/- Nuancen auf die gleiche Länge. (Füller ohne Kappe).

    5. die Feder
    (gehört teilweise zu Punkt 1.)
    Erstmal eine sehr schöne, freistehende Bicolor (bin kein Freund der "verdeckt/versteckten"). Ob ich mich täusche vermag ich nicht zu sagen, aber der "writing-point" (sorry, wenn das ein völlig dämlicher Begriff ist) scheint mir um mehrere Nuancen höher zu liegen als mein weiterhin geliebter Montegrappa Ducale. Was den Eindruck eines Schwebens/Gleitens über dem Papier vermittelt. Sehr angenehm. Ob das Ding nun Lucky Luke oder Lucky Curve oder sonst wie heißt, ist mir egal. Jedenfalls eine hohe Punktzahl dafür.

    6. Handhabung
    da gibt es zwei Punkte, die mich -noch- nicht so begeistern:
    6a.
    die Befüllung -
    der Konverter will noch nicht so richtig. Entweder er zieht überhaupt nicht oder nur etwas mehr als die Hälfte. Bei Ausdrücken der Luft und erneutem Nachtanken tut er dann, was er soll. Wird kommende Woche zum vierten Male betankt, dann sehe ich vielleicht mehr.
    6b.
    der Konverter "klappert" bei manchen Füllerbewegungen leise, aber doch für mich vernehmlich im Gehäuse. Muss noch probieren, wie ich das abstellen kann. Ja - er sitzt fest im Halter, daran kann es eigentlich nicht liegen..
    6c.
    das Gewinde Kappe - Griffstück. Es bedarf, wie weiter oben schon vom Vorschreiber ausgeführt, einer einigermaßen exakten Haltung beim Einfädeln in die erste Gewindespur. Das ist aber nach Gewohnheit beherrschbar, besonders sollte hier kein Gewaltmensch am Werk sein (Achtung beim Verleihen !)
    Zum anderen dürfte es mindestens eine Umdrehung weniger sein, auch dann wäre ein Kappenschluss zuverlässig gegeben. Klar - auch das ist Gewohnheit, aber da liegt mein Montegrappa halt ein Stück weit vorn.

    Zusammenfassend:
    Ja, das Gerät ist gelungen, es tut bei mir täglich seine Arbeit und wenn sich besondere Veränderungen ergeben sollten -positiv wie negativ- werde ich sie gerne hier mitteilen.

    Horst