Liane schrieb mir folgendes:
"Hallo Thomas,
zunächst danke für deine Seite, sehr informativ und inspirierend. Ob des Umfanges der behandelten Themen bin ich längst nicht durch, alles das zu lesen, was mich interessiert. Der erste lockdown war dafür zu kurz, hat immerhin dazu gereicht, mich extrem neugierig auf den Lamy 2000 zu machen. Im ersten Anlauf fand ich ein attraktives Angebot bei ebay, war quasi geblendet von der schrägen Feder und hatte nur noch wenige Sekunden Zeit...
Ich bin ein Briefeschreiber mit Tinte auf Papier, erst bei den Freunden der deutschen Schreibschrift fand ich Gleichgesinnte. So schreibe ich in deutscher Schreibschrift eine Art Kurrent, bevorzugt mit einer Breitzugfeder (Füllfederhalter), wenn auch möglichst mit einer eher schmalen. Eigentliches Ziel ist ja mal, mit einer Schwellzugfeder (Feder und Tintenfass) zu schreiben. Auf dem Weg dahin kaufe ich ständig neue Füller ; ). Zu meiner kleinen Füllersammlung später mehr.
Ich "schoß" also diesen Lamy 2000 mit einer OB-Feder, ohne zu wissen, was das heißt. (Freilich habe ich einen Oblique-Federhalter für Spitz- bzw. Schwellzugfedern.)
Der Füller als solches sieht richtig Klasse aus, ich war ja begeistert, nur konnte ich mit ihm nicht recht schreiben. Ich "heulte" mich beim Verkäufer aus, er bedauerte das sehr, Rückabwicklung oder das Angebot, ein anderes Mundstück mit EF-Feder. Derweilen probierte ich solange, bis ich "raus" hatte, wie der Füller zu halten ist beim schreiben. Also kaufte ich ihm auch das Mundstück mit der EF-Feder ab. Und habe (hemmungslos, ohne den Mini-Federring zu versaubeuteln) die Mundstücke mit Federeinsatz getauscht. Beim Anschreiben rutschte die Feder noch mal weiter rein ins Mundstück, ich konnte zwar damit schreiben, aber so richtig stimmte das nicht.
Im Fachhandel das übliche, Reparatur für soundso viel und einschicken. Deine Seite aufmerksam gelesen und mich direkt an den Kundenservice von Lamy gewandt, habe ich anhängendes Foto hin
geschickt und mein Problem geschildert. Es ist ja offensichtlich. Die Frau vom Reparaturservice bat mich dringlichst um einen Rückruf, ihr Problem war nicht etwa die leichtfertige Demontage
sondern, dass jemand zweierlei Mundstücke für nur ein Hinter- bzw. Konverterteil verkauft. Demnach wurde/wird jeder Füller zusammengeschraubt und final noch mal geschliffen/gebürstet, so dass
wirklich kein sicht- und spürbarer Übergang von einem zum anderen Teil festzustellen ist. Das kann ich auch bestätigen, da ganz klar ist, welche Hülse zum Originalfüller gehört. Fast unglaublich,
da sie meinte, mein Modell käme so aus den siebzigern, wobei der Füller wohl die meiste Zeit im Safe verbrachte, der Verkäufer löst gerade seine Sammlung auf.
Das Problem war leicht behoben: sie schickte mir den fehlenden Dichtungsring, damit sich das kleine Teil nicht fürchtet, legte sie noch einen bei und obendrein einen Federring, für lau.
Meine Erfahrung: OB heißt dann wohl oblique/schräge Feder damit sie richtig breit schreiben kann, keine Variation von breit-schmal wie bei einer Bandzugfeder. Ich hatte zuerst die "Kaffee-Tinte" von Manufactum (bzw. de Atramentis) drin, die bei dem kräftigen Strich eher schwach (nicht satt) auf dem Papier wirkte.
Meine Füller-Parade:
Um eine schöne Kurrent schreiben zu können, ist die Variation von dünnen und dicken Strichen hilfreich - Bandzugfedern - Kalligraphiefüller.
Ich hatte mir den abgelegten Lamy Schulfüller meiner einen Tochter mit einer EF-Feder "flott" gemacht, bis ihn mir meine andere Tochter abnahm ; (.
Wie gesagt, deine Seite ist hoch spannend, ich rede auch gern über Füllfederhalter und Tinten und Papiere, habe angesichts deiner Textinhalte wohl aber kaum eine Ahnung. Um das abzumildern freue ich mich gern über einen Austausch. Wenn es deine Inhalte unterstützt, kann ich auch gern mal Schriftproben anfertigen. Kommentieren bzw. online etwas hochladen, ist wiederum nicht so mein Ding, das kannst du allerdings gern machen, wenn es passend ist.
Ach, und Kürze ist auch nicht so mein Ding ; ).
Einen schönen 3. Adventsabend wünscht
Liane"
Vielen Dank, Liane, für Deine Zeilen.
Lamy hat beim 2000er nach Jahrzehnten ein Problem endlich abgestellt. Beim ursprünglichen Mundstück (links) kann es zu Undichtigkeiten kommen. Man hat das aber erst vor ca. 10 Jahren angegangen. Das neue Griffstück ist etwas schwerer, sofgt aber für ein satteres Handling. Anfangs hat es mir nicht so gefallen, ein altes Exemplar von 1994 habe ich noch, war es doch ein Geschenk meiner jetzigen Ehefrau zum Geburtstag. Undichtigkeitsprobleme hatte ich nicht. Ein Dichtring bei einem neueren Exemplar war einmal defekt und die Tinte lief (Gott sein Dank nur) in die Kappe. Zuvor lag der Halter im Sommer unbemerkt wenige Tage in der Mittelkonsole im Auto. Lamy hat das umsonst repariert, also einen neuen Dichtring eingesetzt.
Wenn man die Federaggregate so sieht, kann man den großen Tintomatic(R)-Tintenleiter, der ja im Lamy 27 1952 eingeführt wurde, gut erkennen. Er gehört zu den konstruktiv besten. Auch die Auslaufsicherheit ist gut.
Die angeschrägten Federn, Lamy hat das in Infomaterial auch immer betont, sind für eine bestimmte Schreibhaltung vorgesehen. Man zieht die Feder schräg nach rechts. Eine Bandzugcharakteristik ist von Lamy nicht vorgesehen. Auch die B oder BB sind kugelig und daher extrem breit.
Mir haben die Federschliff-Formen beim Lamy 2000 nie behagt. Sie sind eigentlich nicht gut. Und ich wundere mich immer, daß das die Kundschaft in all den Jahrzehnten so positiv begleitet hat. Die M ist viel zu breit und schon recht klobig. Ein Schreibgerät, und das ist der Lamy 2000, sollte als Standardfeder eine passendere Feder haben. Die F fällt extrem unterschiedlich aus und die EF ist häufig kratzig und hat eine viel zu kleinen Schreibmittelpunkt, was die Engländer treffend "Sweet Spot" nennen.
Die Oblique-Federn haben diesen breiten Strich, der allenfalls für Unterschriften geeignet ist, zumindest kann ich mir für die OB keinen anderen vernünftigen Einsatz vorstellen, außer man schreibt sehr groß. Daher versehen andere Firmen gerade sehr breite Federn mit einer Strichvariation (Bandzugcharakteristik), damit Muchstaben wie e oder a nicht zusammenlaufen. Zudem wird das Schriftbild attraktiver.
Vielen Dank auch für die Hinweise zur Kalligraphie und Deine Füllhalterauswahl. Das ist sicherlich für einige der Leser sehr nützlich.
Meiner Erfahrung nach braucht man ansonsten eine alte Feder in EF oder F, wie sie bis in die 60er hinein angeboten wurde. OMAS hatte sie auch noch in jüngerer Zeit, allerdings durchaus sehr empfindlich in der Konstruktion. Am günstigsten kommt man sicherlich immer noch weg, wenn man sich an die alten Pelikane hält. Der 140er hat eine recht elastische Feder, die Federn im größeren 400 (N, NN) sind weniger elastisch. Die 100 (N) sind hingegen standardmäßig elastisch und leicht zu bekommen, recht robust und preislich akzeptabel.
Viele Grüße
Thomas
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