Ich werde immer nach den Eisengallustinten gefragt. Früher hatte ich sehr ausführliche Bericht über Tinten erstellt, die besondere Eigenschaften haben: dokumentenecht? Wasserfest? Lichtecht? Usw. Ich nenne sie gerne auch resistent.
EGT (Eisengallustinten) sind lange im Gebrauch gewesen und hatten es auch im 19. Jahrhundert in den neuen Füllfederhalter geschafft. Mit der Zeit und gerade nochmals in den letzten 10 Jahren etw sind weitere dieser Tinten verloren gegangen. Ich möchte da nicht weiter darauf eingehen.
Aktuell gibt es drei Tinten mit einer gewissen Verbreitung bei blauen Tinten:
Pelikan 4001 Blauschwarz
Rohrer und Klingner Eisengallustinte "Salix"
Platinum Blue-Black
Andere Farben wollen wir hintanstellen. Auch gibt es von kleinen Anbietern solche Tinten, die naturgemäß nicht mit großer Erfahrung produziert werden,
Denn der Hauptnachteil ist die Oxidierung des Eisengallus, der einen Füllhalter irreversibel zerstören kann. Daher bedarf der Füllhalter besonderer Pflege und muß auch bestimmte Eigenschaften erfüllen. Er muß gut zu reinigen sein, eine gute Kappenabdichtung haben und somit die Tinte nicht schnell austrocknen. Man sollte zudem diese Halter auch alle 4-6 Wochen reinigen (durchspülen). Zur Sicherheit.
Alle drei Firmen legen keine Wandhinweise wie früher Montblanc den Tinten bei. Bei Pelikan und Platinum wird von Eisengallus gar nicht gesprochen.
Alle diese Tinten verfügen sozusagen über natürliche Eigenschaften durch den Oxidierungsprozeß. Der Eisengallus wurde aber sehr schlecht fließen und ein zu großer Gehalt kann die Handhabung erschweren. Daher haben solche Tinten sozusagen eine Art Trägerlösung, die diese Tinte schreibfähig macht. Alle diese Tinten haben zudem keine Zertifizierung. Sie sind sozusagen als Gattungsbegriff resistent. Der Eisengallus, der grauschwarz ausfällt ist dabei wasserfest und zudem lichtecht Wir werden das noch sehen, inwieweit das gelingt und wie das dann aussieht,
Ausgesucht für den Bericht habe ich einen Edison Collier mit einer Bicolor-Edelstahlfeder in EF, den ich seit vielen Jahren habe. Er wird über einen Konverter gefüllt. Das Tintenaggregat stammt von JoWo aus Berlin und wird bei Edison in USA vor dem Versand getunt. Die Kappe hat eine gute Abdichtung. Einzelne Exemplare können differieren, da die Halter über CNC-Maschinen und mit Handarbeit aus dem Vollen gefräst werden. Da die Kappe ohne innere Gummidichtung o. ä. paßgenau sein muß, sind Toleranzen unvermeidlich. Es gibt also keine Garantie. Das muß man so deutlich sagen, gerade auch heute, wo viele Menschen doch anders daherkommen als früher. Die Leichtigkeit ist bei vielen dahin. Das soll dazu genügen.
Als Partner also die Rohrer und Klingner Eisengallustinte "Salix" (mit Anführungsstrichen). Diese Tinte ist lang bekannt und der Hersteller ist lange im Geschäft. Die Firma residiert in Zella-Mehlis im Thüringer Wald (bis 1982 in Leipzig). Sie ist in Deutschland die sicherlich bekannteste EG-Tinte. Bei der Pelikan 4001 Blauschwarz wissen viele nicht, daß sie EG-haltig ist.
Die Platinum Blue-Black ist die blaue Standardtinte der japanischen Firma. Über sie werde ich später einmal berichten, da sie sehr interessant ist für den täglichen Schreiber.
Wozu mühe ich mich mit der "Salix" nun ab?
Wenn man den passenden Füllhalter hat und diesen gut gereinigt hat, damit es nicht zu Ausfällungen mit "normalen Tinten" (Anilintinten) kommt, kann es schon losgehen, Die "Salix" ist leuchtend hell- bis mittelblau im Glas. Sehr her.
Mehr dazu unter: https://www.rohrer-klingner.de/de/schreibtinte/
Die Tinte rieht nach Eisen, der Füllvorgang ist unproblematisch. Insbesondere haftet keine Tinte hartnäckig an der Feder und es drückt beim Schreiben auch keine Tinte durch den Federschlitz. Moderne "Dokumententinte" macht das sehr gerne,
So sieht dann die Papierchromatographie aus nach dem Auftrag der Linie (links) und nach 15 min (rechts). Insgesamt läuft die Tinte nur auf einer kurzen Strecke, der dunklere Anteil läuft streifenartig mit und die wasserlösliche Tinte ist homogen. Rechts kommt es doch bereits zu einer dunklen Bande, die nicht mitläuft. Das ist der Eisengallus-Anteil. Wir werden am Folgeta, wenn der Oxidierungsprozeß abgeschlossen ist.
Wir werden diese Besonderheiten dann bei der Überprüfung der Wasserfestigkeit sehen. EG-TInte schreibt über den wasserlöslichen Teil flüssig und hell, dann verhärtet die Tinte, wie manche Hersteller es nennen, und es entsteht eine dunkelblaue, scheinbar feste Verbindung.
Man sieht im Papierausstrich den trockenen (kurzen) Lauf und die helle Farbe. Da zählen Sekunden, da die Tinte sofort beginnt nachzudunkeln. Wir werden auch hier die Veränderungen im Verlauf sehen.
Der stattliche Edison Collier
Eine ganz übliche JoWo-Edelstahlfeder mit Teilvergoldung und Edison-Gravur. Ein eigener Stempel wäre natürlich schöner, aber man mu0 die Realitäten sehen. Die Lser-Gravur fällt aber nicht so sehr auf. Der Tintenleiter besteht aus heute üblichem Spritzkunststoff. Bekanntermaßen sind diese JoWo-Federaggregate gut und sorgen für einen saftigen und gleichmäßige Tintenfluß. Also gute Ausgangsbedingungen
Der Paierausstrich mit seiner kurzen Fahne. One unmittelbar nach dem Auftrag, unten nach einigen Minuten die bereits schmutzigblaue Tönung. Wir werden am Folgetag wiederum das Endergebnis sehen.
Oben die "Salix" nach einigen Tagen, unten zum Vergleich die Lamy blau.
Auf einfachem "Computer"-Papier Lamy blau und die "Salix"
Zusammenfassende Beurteilung (Teil 1):
Die "Salix" als klassische und langerprobte blaue EG-Tinte zieht ihre Attraktivität aus besonderer randscharfer Farbe und sehr guten Eigenschaften gegen Ausbeutung. Im Falle einer wirklich haarfeinen Feder kommt das sicher bereits deutlich zum Tragen. Der Lauf ist eher trocken und auch ein bißchen rappelig. Das paßt gut zur Papierchromatoographie und dem Papierausstrich. Fließverhalten und Farbstärke, auch Farbnuance, hängt vom Tintenfluß und evtl. besonderen Eigenschaften eines Füllhalteraggregates ab. In diesem Collier mit einer üblichen JoWo-Kombination wirkt die Tinte recht saftig und voll im Ton. Ein Hauptaspekt dieser Tinten ist neben der Randschärfe und dem vollen Ton die Unempfindlichkeit gegen Baier und das fehlende Durchbluten auf dem Papier und auch am Feerschlitz. Auch die schrecklichen Anhaftenden moderner wasserfester Tinten haben die EG-Tinten nicht.
In der Folge kommen dann Wassertest und Ansicht der Ausstriche nach der vollständigen Oxidierung. Zudem weitere Informationen, wie sich die Tinte im Collier schlägt in Kürze und auf lange Sicht,
Da ich die "Salix" gut kenne, bin ich über ihre Eigenschaften nicht überrascht. Wie bei allen EG-Tinten ist es sehr wichtig, daß es "einfach paßt" mit Tinte und Füllfederhalter.
Meiner Meinung nach gehört aber eine solche Tinten nicht mehr in einen Tintensack und auch bei einem Kolbenfüllhalter wäre ich vorsichtig. Historische Halter mit z. B. Kork-Kolben würde ich auch nicht mehr diesen Tinten anvertrauen. Aber Konverter und gut schließende Füllhalter sind zum Probieren optimal.
Vielleicht kommt die Tinte aber erst zum Tragen, wenn man einen optimalen historischen Füllhalter dafür gefunden hat. Es kann also sein, daß z. B. ein Pelikan 100N mit einer feinen Feder sehr gut mit der "Salix" zurecht kommt.
Ich hoffe, liebe Pens and Freaks-Freunde, dieser Beitrag hat euch gefallen.
Viele Grüße
Thomas
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