23.7.2019
Webseite des Herstellers: www.wancher.com
"True Values" heißt die Wancher-Überschrift auf der Webseite. Der Füllhalter gehört zum Modell "Dream Pen", der in drei Serien True Ebonite, True Urushi und True Maki-e angeboten wird.
Die Geschichte der Marke gehen auf den Firmengründer zurück. Die Verbindung zwischen dem Golfkrieg und dem ersten Füllhalter von ihm erschließt sich mir nicht so sehr. Aber das ist nicht wirklich wichtig. Vielleicht gibt es noch detailliertere Informationen, die ich im Verlauf gerne einfüge. Dazu habe ich auch mit dem Hersteller Kontakt.
Diesen Halter habe ich mir von Wancher direkt aus Japan besorgt und inzwischen geht das ja ohne die Zollformalitäten recht schnell. Das Schöne ist, dass man einige Optionen hat und so auch den Preis gut im Griff halten kann. Bei Haltern dieser Machart, die gewisse Handfertigkeiten brauchen, geht der Preis recht schnell nach oben.
Prinzipiell konkurriert Wancher, die die neuen Produkte im Vorjahr auf Youtube-Plattformen lancierten ("Kickstarter"-Programm) mit dem Platinum Izumo, den verschiedenen Nakaya, Taccia und natürlich den legendären Namiki Urushi, Emperor u. v. m. Dabei wollte man preislich attraktive Modelle anbieten, um diese Art von klassischem japanischem Schreibgerät über Meister ihres Faches, die die alten Techniken beherrschen, für erschwingliche Preise anzubieten.
Am ehesten konkurrieren die Wancher Dream Pen (sehr schöner Name, Kompliment!) mit den Platinum Izumo, die bei einer entsprechenden Quelle durchaus ebenso erschwinglich sind. Diese werden üblicherweise auf einer Ebonit-Basis mit Urushi-Lack oder aus einem japanischen Blackwood-Holz gefertigt (lassen wir mal die künstlerisch wertvolleren Maki-E-Modelle weg ...). Die Wancher bieten dies in Urushi-Lack und in Ebonit in zwei Ausführungen. Ich habe mich für die Ebonit-Variante entschieden in Matt, es gibt auch eine glänzende Variante jeweils in Schwarz. Über weitere Varianten informiere man sich auf deren Webseite.
Die typische Holzkiste mit Mount Fuji! So kennt man sie auch z. B. von Platinum und der Kimono in schlichter, aber doch einfacher Ausführung. Wie lange der Knopf wohl halten wird? Die Bänder zur Fixierung der Konkurrenz sind vielleicht noch klassischer, aber nicht sehr praktisch. Aber da könnte Wancher Besseres anbieten. Da geht sicher noch ´was!
Hier der Ebonite Matt in ganzer Größe. Länge 15 cm, 13,5 cm sind es ohne Kappe (Kappe nicht aufsteckbar), 11,4 mm Griffstückbreite mittig und Corpus-Breite max. 15,5 mm. Gewicht 26 g mit und 16 g ohne Kappe (Waage auf 2 g genau). Ein recht leichter, großer Halter.
Kappe ab! Nur das Gewinde ist glänzend (Ebonit oder Kunststoff?). Hier eine silberfarbene (also nicht vergoldete) Edelstahlfeder. Kein Clip!
Kenner sehen es sofort. Eine JoWo-Feder aus Berlin in einem japanischen traditionellen Halter. Die Ziselierung wurde ebenso übernommen und um ein "Laser engraved"-Wancher-Logo ergänzt. Ein eigener Stempel wäre viel teurer. Ein eigener Stempel ist aber eine ganz andere Qualität. Dennoch ist die Feder schön poliert und wirkt für eine Stahlfeder doch recht ansehnlich. Neben dieser einfachsten Variante gibt es goldplatierte und teilgoldplattierte ("Two tone") Edelstahlfedern aktuell (7/2019) für 10 USD und in 18K-Gold von Wancher für 130 USD Aufpreis. EF, F, M und B für die Stahlfedern und F, M (derzeit ausverkauft) und B für die Goldfedern. Wancher ist zurecht sehr stolz auf die neue eigene Goldfeder. Ich habe vielleicht in Kürze die Gelegenheit, diese auszuprobieren.
Das grobe Gewinde, das sehr gut läuft, fest arretiert und nicht zu viele Gewindegänge hat (zwei). Die Kappe wird durch ein Inlay luftdicht verschlossen, was Austrocknung verhindern soll. Die Zukunft wird dies zeigen. Ich werde entsprechend nachberichten. Bisher ist alles in bester Ordnung. Die Kappe lässt sich leicht aufstecken und der Mechanismus ("Compact Air-Tight Cap") funktioniert sehr gut. Aufstecken der Kappe, Feder überwinden auf Anschlag und Kappe drehen. Ein Verkanten der Feder, wie von einem Tester berichtet und kritisiert, konnte ich nicht feststellen. Ich fand den Mechanismus praktisch und in der Funktion einwandfrei.
Metall auf Kunststoff, das funktioniert ja häufig besser als befürchtet. Und das Griffstück sitzt absolut fest. Der Konverter ist von einfacher Machart. Ich bevorzuge Konverter, die sich leicht verlegen lassen wie die von Platinum, da kann man auch den Kolben leicht mit Silikon geschmeidig machen oder halten. Aber man kann den Konverter nach internationalem Standard prinzipiell auch gegen einen anderen austauschen. Der Füllmechanismus ist einfach, aber praktisch und man könnte auch die üblichen Patronen einsetzen, was auf Reisen durchaus seine Vorteile hat.
Die Jowo-Feder tut, was sie soll und üblicherweise auch tut. Eine absolut rigide Feder mit sicherem Anschreiben, gutem Tintenfluss in allen Ebenen, ohne Strichvariation. Da gibt es keine Sentimentalitäten, so sind JoWo-Federn nun mal. So richtig japanisch ist das natürlich nicht, es fehlt da schon das Besondere. Selbst die bekanntermaßen rigiden Federn von Platinum (allerdings Goldfedern!) haben einfach einen anderen Charakter, man beachte aber den Preis. Und die Stahlfeder macht alles richtig. Für mich war es klar, dass für (recht teure!) 30 USD es ein schwarzer Ebonit-Tintenleiter sein musste. Alternativ gibt es einen roten für 50 USD (für die roten Urushi-Modelle interessant).
Zusammenfassende Beurteilung:
Früher haben mir diese japanischen Klassiker wenig gesagt. Zigarrenform, große Dimensionen, hohe Preise aufgrund des vorhandenen Aufwands. Gerade über Nakaya haben wir in den letzten Jahren viele dieser Besonderheiten gezeigt bekommen. Und auch die Platinum Izumo sind ein fester Begriff. Die Namiki spielen, ähnlich wie manche Nakaya, in einer anderen Preisliga, der Aufwand an Zeit und die nötige Kunstfertigkeit haben aber ihren Preis. Völlig zurecht.
Dass Wancher hier ansetzt und ein Alternativangebot zeigt, das in Ebonit auch noch preislich recht akzeptabel ist, ist sehr erfreulich. Die gehobenen Ausführungen wiederum zeigen die potenziellen Möglichkeiten, die man in Verbindung mit den alten Meistern umsetzen kann. Hier bewegen wir uns aber schnell in der Klasse um 1.500 USD. Gerade rote Wancher-Urushi-Ausführungen sollen etwas ganz Besonderes sein.
So ist es auch erfreulich, dass man sich vorwagt, die Goldfedern selbst zu produzieren. In Verbindung mit Ebonit-Tintenleitern eine erfreuliche Entwicklung. Dass man Laser-Gravuren auf den Federn hat, ist akzeptabel, aber prinzipiell immer zweitklassig. Für die bei meinem Exemplar ohne Frage erstklassige Schreibleistung spielt das aber überhaupt keine Rolle.
Überhaupt scheint Wancher mit viel Überlegung und Können an den Dream Pen herangegangen zu sein. Material, Fertigung und Praktikabilität sind ohne jede Kritik. Das ist ja bei meinen Berichten nicht so häufig, ist hier aber beeindruckend. Der Kimono erscheint in der Qualität verbesserungswürdig. Für solch große Schreibgeräte sind solche Aufbewahrungen durchaus praktisch.
Ich selber benutze den Dream Pen True Ebonite Matt EF tagtäglich, nur aufpassen muss ich, dass er nicht wegrollt. Ansonsten ist das minimalische Design aus meiner Sicht sehr gelungen und stimmig.
Die Federauswahl könnte im Verlauf größer werden, EF für die Goldfedern und vielleicht auch kalligraphische Federn wie Italic/Stub usw. Gerade eine Unterschriftenfedern würde ich mirt persönlich wünschen. Der Ebonit-Tintenleiter ist dafür eine sehr gute Voraussetzung (kräftiger Tintenfluss, langsames Austrocknen bei geöffneter Kappe).
Ich kann nur sagen: Wancher, gut gemacht. Ich freue mich auf weitere Auftritte und vielleicht ist das bald schon möglich. Weitere Accessoires wie Tinte etc. Das alles kann man auf der Webseite der Firma einsehen.
Schon jetzt kann man die Marke einreihen in die Riege der großen japanischen Anbieter. Man hat nicht den Eindruck, man könne mit der Zeit enttäuscht werden. Die einjährige Garantie erscheint hingegen für ein solches Produkt unverhältnismäßig gering.
Ich hoffe, der Beitrag hat euch gefallen, liebe Leser. Kommentare sehr willkommen.
Viele Grüße
Euer Thomas und die Pens and Freaks
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