Der 70er-Jahre-Klassiker schlechthin! In Deutschland ist die Firma Sheaffer längst nicht so bekannt wie in USA, wo die Firma aus Fort Madison, Iowa, als einer der bedeutendsten Hersteller von Schreibgeräten galt und noch immer gilt. Erst Anfang der 90er trat Sheaffer hierzulande in Erscheinung und stellte und zunächst die Modelle Crest, Targa und Triumph Imperial vor. Viele weitere folgten.
Von allen Sheaffer-Füllern gefallen mir die Modelle mit der Einlegefeder Inlaid Nib am besten, vorgestellt 1959 im PFM. Der zylindrische Targa, ursprünglich sollte der "Genesis" heißen, wurde 1976 vorgestellt und in einer immensen Zahl verschieder Ausführungen, über 70 sollen es sein, produziert mit Edelstahl- oder überwiegend mit Goldfedern mit einer weiten Auswahl von Federbreiten, auch sehr feine, Stubs und Schrägfedern. Die Federn wurden in Fort Madison, wie die übrigen Halterteile, produziert. Selbst das Gold für die Federn wurde dort geschmolzen.
Das große Modell gab es seit 1976, das Slim Model seit 1982. Die Serie lief mit herrlich farbigen Modellen Ende der 90er aus und hatte mit dem Intrigue einen kurzzeitigen und wenig erfolgreichen Nachfolger. Als wesentliche Zäsur, gerade auch für viele Sheaffer-Modelle wie auch Crest, gilt die Übernahme durch BIC 1997. Bis heute trägt der Intrigue als würdiger PFM-Nachfolger, seit 1995 die Einlegefeder, in den letzten Jahren kam der Valor als direkter Targa-Nachfahre hinzu. Leider gibt es die große Federauswahl nicht mehr.
Legendär war die sehr gute und dauerhaft Material- und Verarbeitungsqualität des Targa. Die Goldfedern hatten als Schreibkorn Ruthenium, das für ein besonders geschmeidiges Schreiben mit der rigiden, aber buttrig weich und dabei exakt laufenden Feder sorgt.
Für das heutige Empfinden ist der Metallhülsenhalter recht schmächtig, aber im Corpus recht lang, so daß der Halter doch überraschend gut in der Hand liegt. Der Valor ist ja wesentlich größer und kommt mit seinem Kunststoffgehäuse den jetzigen Vorlieben besser nach. Die Steckkappe sitzt fest, aber der Corpus dreht sich Metall in Metall (bei den Edelstahlmodellen) oder Metall in Kunststoff (bei den lackierten Modellen) gerne auf. Für mich der einzige Minuspunkt.
Die Feder selber wird nach ihrer Fertigung fest in das Griffstück gepreßt und läßt sich nicht mehr entfernen, was eine Nachbearbeitung erschwert. Der Clip ist funktionell gut und sorgt für sicheren Griff. Der Tintenfluß ist sehr gut und gleichmäßig, erwischt man ein gut geschliffenes Exemplar, ist die Schreibqualität überragend gut. Eine feine Feder in meinem Laque Thuya, eine sehr schöne Ausführung, die ich ca. 10 Jahre habe (danke, Frau Martini), bringt durch den Schliff eine sehr schöne Strichvariation mit. Die M-Federn sind pummeliger, eher Kugelfedern, die B auch. Die Schrägfedern sind sehr stark angeschrägte Italics.
Die Targas werden mit den typischen zylinderförmigen Sheaffer-Patronen oder mit einem Pumpkonverter gefüllt, ähnlich wie bei den Parker-51-Aerometrics. Manche Modelle haben auch einen Drehkonverter, wie er in Europa geläufiger ist. Mit der Zeit werden die Pumpkonverter "blind" und man kann den Tintenstand eher erahnen als sehen.
Um die Frage gleich zu beantworten: Ich habe keinen Valor (noch keinen) und ich weiß auch nicht, wer die heutigen Einlegefedern herstellt, Bock soll sie nicht gut hinbekommen haben (heißt es, ob es stimmt, weiß ich nicht). Zwischenzeitlich ist Sheaffer wieder in Fort Madison im alten Produktionskomplex in Untermiete und hat seinen ehrwürdigen Service wieder da. Die Einzelteile der Halter werden aber an verschiedenen Orten, wie ja auch die guten Tinten, produziert.
Ich habe so viele Füllhalter, aber die Einlegefeder-Modelle von Sheaffer sind mir mit die liebsten geblieben. Der Targa genießt durch seine überaus guten Eigenschaften bei mir eine sehr große Wertschätzung, ich würde mich freuen, wenn der Valor mit seiner Schraubkappe und der Kunststoffausführung ein würdiger Nachfolger wäre. Und vielleicht bekomme ich noch mal einen orangefarbenen Targa, das wäre eine Wucht.
Ich würde mich sehr freuen, wenn der Beitrag unterhaltend und informativ war. Vielleicht ist es mir auch gelungen, die Wertschätzung für den Targa ein bißchen weiterzugeben. Er hat es allemal verdient.
Viele Grüße
Thomas
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pens-and-freaks (Freitag, 17 Januar 2014 20:19)
Zwischenzeitlich habe ich zwei Valor mit M und F. Sie sind im Schreibverhalten mit den alten Targas nicht vergleichbar. Ich halte den Targa mit seinem Ruthenium-Schreibkorn für überlegen.
Christof M. Szelag (Sonntag, 10 November 2019 07:14)
Danke für Ihre Zeilen. Ich habe den Füllfederhalter Targa und den dazugehörigen Kugelschreiber seit 1993 bzw. 1994 und bin von dem Füllfederhalter restlos begeistert. Bei dem Kugelschreiber ist allerdings die Metallspitze abgefallen. Das schmerzt, ist doch gerade diese Serie wunderschön. Eine Reparatur dürfte wohl kaum möglich sein, schade.
Pens and Freaks (Sonntag, 10 November 2019 11:34)
Danke, Christof. Freut mich sehr! Cross hat Sheaffer zuletzt von BIC übernommen, die die Firma zugrundegerichtet haben. So kam es auch, dass man die Fertigung in Fort Madison aufgegeben hatte und seitdem im wesentlichen in China produzieren lässt. Vorübergehend wurden Modelle auch in Europa hergestellt und die Federn von Bock bezogen wie beim Valor oder Legacy Heritage.
Vor Jahren soll der Reparaturservice wegen hoher Nachfrage in den USA in Miete in die alten Fertigungsanlagen zurückgekehrt sein.
Wenn Dir der Kugelschreiber sehr viel bedeutet, lohnt sich vielleicht eine Recherche.
Halte uns doch gerne auf dem Laufenden, wenn Du etwas herausbekommst bzw. es zu einer Reparatur kam. Danke.
Viele Grüße
Thomas
Christof M. Szelag (Montag, 11 November 2019 16:20)
Thomas, ganz herzlichen Dank für Deine unverzüglichen und interessanten Zeilen.
Der Tipp bzgl. einer Reparatur ist sehr freundlich, werde schauen was möglich ist. Sind beides Geschenke meiner Frau.
Viele Grüße,
Christof
Lupold Von Wedel 9.11.20 (Montag, 09 November 2020 19:11)
Guten Abend!
Bei meinem vergoldeten Targa ist der Füllmechanismus defekt: Das Material welches die Tinte hält ist spröde und gebrochen. Der Füller ist längere Zeit nicht benutzt/gefüllt worden. Ist ein Ersatz zu finden? Oder gibt es Reparatur Spezialisten? Der Füller ist sehr schön und ich würde ihn gerne funktionsfähig erhalten.
Vielen Dank und meine besten Grüße
Lupold
Pens and Freaks (Montag, 09 November 2020 20:34)
Hallo Lupold. Du meinst den Konverter. Das müßte ein Pumpkonverter sein. Alternativ und in D üblich, gibt es einen Drehkonverter. Das System ist proprietär, also speziell für Sheaffer. Das gilt natürlich auch für die Patronen. Man bekommt Ersatz recht einfach.
Viele Grüße Thomas
Andreas (Sonntag, 21 Februar 2021 12:39)
Hallo Thomas,
ich habe seit kurzer Zeit einen älteren Targa von Sheaffer. Nun scheint mir bei dem Konverter das Gummi des Mechanismus porös zu sein, er leckt etwas. Ich wollte ihn komplett auswechseln oder durch einen nach anderem System ersetzen (eventuell auch durch Patronen). Ich bekomme jedoch den alten Metall-Konverter absolut nicht aus dem Füller heraus (Ziehen, Drehen - nichts geht). Gibt es da einen Trick? Was könnte ich da sonst tun?
Schöne Grüße
Andreas
Pens and Freaks (Sonntag, 21 Februar 2021 13:27)
Hallo Andreas. Zunächst in Wasser einlegen und zur Not länger einwirken lassen. Vielleicht auch mehrere Tage. Da wird keine Korrosion entstehen. Geduld haben.
Die Pumpkonverter haben das häufig. Wenn man das mit dem Aerometric von Parker vergleicht, das Nylon geht nie kaputt!
VG Thomas
Andreas (Sonntag, 21 Februar 2021 18:00)
Hallo Thomas. Besten Dank für die schnelle Beantwortung. Probiere ich.
Übrigens finde ich die Seiten Topp! Habe erst mit dem "Schreiben" angefangen und mir hier sehr viele Hinweise geholt.
SG Andreas
Pens and Freaks (Sonntag, 21 Februar 2021 21:53)
Danke für die Rückmeldung, Andreas. VG Thomas
Laura (Dienstag, 03 August 2021 13:31)
Hallo, eben ist mein Shaeffer Targa 676s Slim Fountain Pen eingetroffen, sehr guter Zustand. Mir war diese Art des Konverters fremd, doch mithilfe von Youtube konnte ich nachvollziehen, wie man ihn befüllt. Allerdings fließt die Tinte kaum, vielleicht zu 10 Prozent. Was mache ich falsch bzw. wo liegt der Fehler? Ich brenne nämlich darauf, mit dem Füller endlich loszuschreiben.
Schöne Grüße
Laura
Pens and Freaks (Mittwoch, 04 August 2021 18:07)
Hallo Laura. Der Halter könnte verstopft sein. Bitte gründlich spülen. Vielleicht löst das das Problem. Prinzipiell haben diese Füller einen sehr guten Tintenfluss.
VG
Laura (Sonntag, 08 August 2021 11:38)
Danke für die schnelle Antwort (hatte ich gar nicht gerechnet mit, super!). Könnte es theoretisch an einer minimalst verbogenen Federspitze liegen? Wenn man nämlich auf die Metallspange des Converters drückt, schießt ein großer Tropfen heraus. Wenn ich beim Schreiben mit der Feder stark aufdrücke, fließt die Tinte - das wäre aber weder für die Feder, noch für mein Handgelenk sonderlich gesund auf lange Sicht. Sollte ich den Füller zurückschicken? Ich finde ihn sonst so wunderschön...
LG
Laura
Pens and Freaks (Sonntag, 08 August 2021 16:53)
Die Federn sind für ein besseres Aufsetzen der Feder an der Spitze nach oben gebogen. Man kann die Feder nicht mehr vom Griffstück trennen. Sid sind fest verpreßt. Wenn der Halter toll ist und der Preis stimmt, nicht mehr weggeben. Sonst natürlich einen anderen wählen. Eine Reparatur bei Interpens z. B. ca. 50€.
Viele Grüße Thomas
Laura (Donnerstag, 16 September 2021 11:41)
Etwas spät aber dennoch herzlich möchte ich mich bedanken für die Antwort.
Wenn ich den Füller sehr tief über dem Papier ansetze und einen geraden Strich ausführe, funktioniert es. Sobald ich den Winkel ändere oder Schlaufen ziehe, kommt keine Tinte. Schade, ich kann also nicht schreiben damit. Was wäre denn ein stimmiger Preis? Es ist so, daß mir der Füller als Design-Objekt extrem gut gefällt und ich ihn trotzdem behalte.
Pens and Freaks (Samstag, 18 September 2021 15:38)
"Eine Reparatur bei Interpens z. B. ca. 50€." Siehe Kommentar vom 5.8.
Danke, Laura, für die Rückmeldung.
Viele Grüße
Thomas