Füllhaltergeschichten: der Parker Vacumatic

Parker hatte mit dem Duofold Anfang der 20er Jahre einen Entwurf geschaffen, der Parker enorm nach vorne brachte. Der große und teure Halter aus Hartgummi wurde in seiner orangefarbenen Ausführung ("Big Orange") zu einem Klassiker, der bis heute seine Wirkung hat. Die modernen Sheaffer Balance aus dem wunderschönen Celluloid ließ die zylinderförmigen Modelle der Konkurrenz aber zunehmend alt erscheinen. Waterman hatte mit seinen konservativ gestalteten zuverlässigen Modellen auch so seine Not damit. 

 

Parker entschied sich zu einer Neukreation, nachdem Anfang der 30er die modifizierten Duofolds nicht so angekommen waren. Kenneth Parker kaufte einen neuen Füllmechanismus von Prof. Dahlberg. Er hatte ein Vaccum-Füllsystem entwickelt, bei dem mit Hilfe eines Kolbens ein Diaphragma im Tintenbehälter bewegte. Durch den Unterdruck wurde über ein Röhrchen Tinte in das Halterinnere aufgenommen. Durch die sacklose Konstruktion konnte eine größere Tintenmenge aufgenommen werden. Dies wurde auch als Innovation in Verbindung mit der Tintenstandskontrolle in der Werbung forciert. 102 % mehr Tinte als üblich, sollte die Konstruktion fassen. 

 

Der zweite Punkt war der neu eingeführt Pfeil-Clip, der sich rasch zu einem Erkennungsmerkmal der Parker-Schreibgeräte entwickeln sollte.

 

Punkt 3 war der Celluloid-Kunststoff von DuPont, der so gepreßt wurde, daß sich durch Querstreifen ein teiltransparenter Tintenraum ergab. 

 

Nach Probeversuchen 1932 wurde der Vacumatic 1933 eingeführt und in verschiedenen Ausführungen mit verchromten oder vergoldeten Beschlägen angeboten. Das Design stammt von Joseph Platt, einem Designer aus New York. Neben der einfarbigen wurde auch eine zweifarbige Goldfeder angeboten, beide mit einem eingestanzten Pfeil. Die Bicolor-Feder hatte die Rhodinierung außen, während der Pfeilbereich und somit der Tintenschlitz unrhodiniert das pure Gold zeigte. Der Tintenleiter wurde, wie damals immer, aus Ebonit (Hartgummi) gefertigt. Die Federn waren rigide. 

 

Obwohl die Lifteime Guarantee wegfiel, verkauften sich die Vacumatic ausgezeichnet. Im Verlauf kamen der größere Senior und der kleine Junior hinzu. 1937 erhielten die Vacumatics spitzere Enden. Die modifizierten Füllstößel, die sich nun nicht mehr arrettieren ließen, führetn zu einer Neubezeichung: "Speedline Filler". Die Modellpallette wurde unbenannt und optisch modifiziert: Senior Maxima, Maxima, Major, Standard, Slender und Juniorette hießen die Modelle. 1939 wurde bei den höherpreisigen Modellen der "Blue Diamond" eingeführt, der eine Reaktion auf die Sheaffer Liftime-Füller war. Diesen Clip sollten wir bei den kommenden Parker "51" wiedersehen. Während die Vacumatics kriegsbedingt einen Plastik-Füllmechanismus bekamen, wurde mit dem Parker "51" auf eine ganz andere Weise der Vacumatic-Füllmechanismus bis 1948 weitergeführt. Aber das ist eine andere Geschichte. 1953 lief die Produktion des Vacumatic aus. 

 

Der hier fotografierte Parker Vacumatic stammt aus dem Jahre 1945, wie man an den Codierungen auf dem Schaft genau bis auf das Quartal hin bei diesen Modellen sehen kann. Ich habe ihn seit 2004 und freue mich immer wieder an der herrlichen Materialanmutung und der besonderen Konstruktion. Der Füllmechanismus könnte eine Reparatur gebrauchen, denn der Vacumatic läßt sich nicht mehr ganz füllen. Zudem dreht sich der Clip ohne Arrettierung am oberen Kappenring. Das läßt sich nicht so leicht in Ordnung bringen. Dennoch bin ich froh, dieses wunderschöne Exemplar zu haben. Auch wenn ich vielfach neue Halter präsentiere, ist die Liebe zu meinen alten Schreibgeräten sehr groß. 

 

Viele Grüße

pens-and-freaks