Es gab eine Zeit, und die währte sehr lange, da war die Firma Parker aus Wisconsin, USA eine der führenden Füllhalterfirmen. Die 1888 vom Lehrer G. S. Parker gegründete Firma hatte sich in den ersten Jahrzehnten mit der Optimierung des Tintenleiters ("lucky curve") beschäftigt und Hunderte verschiedener Modelle im Programm. Die "lucky curve" verhinderte dabei ein Auslaufen des Halters.
Aus der Masse hob sich Parker endgültig heraus durch den Parker Duofold als "Big Orange", der mit seinem orangefarbenen Hartgummi, der Größe, der Werbung mit der Bruchsicherheit (zerbricht nicht, wenn vom Berliner Rundfunkturm geworfen) und seiner langen Federgarantie hervortrat. Zudem war er sehr teuer. Letztlich war es der Duofold und auf der Konkurrenzseite der Balance von Sheaffer, die über viele Jahre entscheidende Fortschritte im Füllhalterbau in den USA zeigten.
Fast unverrückbar waren dabei die Eigenschaften große schöne Goldfeder und hübsche marmorierte Materialien aus Celluloid in den 30ern die großen Renner. Neben dem Sheaffer Balance war das bei Parker der Vacumatic mit seinem damals fortschrittliche Füllsystem und der hervorragenden Tintenstandskontrolle.
Dies als Vorbemerkungen, denn der nun folgende "51" war etwas ganz anderes. Obwohl man vom drohenden Aus durch den Kugelschreiber noch nichts ahnte, dachte man bei Parker in funktioneller Hinsicht weiter. Die Tinte sollte schneller trocknen und damit das Schreiben mit Tinte problemloser machen. Die neuentwickelte "Super Quink" trocknete aber sofort an den freistehenden Federn. Erst dadurch kam man auf die Idee der röhrenförmigen, im wesentlichen ummantelten Goldfeder, die sich praktisch nur durch die eigentliche Schreibspitze bemerkbar machte. Diese verdeckte Feder war der Beginn einer langwährenden Zeit mit immer kleineren und (teil-) verdeckten Federn, wie sie bis in die 70er hinein Mode waren. Auch das Dsign des Lamy 2000 blieb davon 1966 nicht unbeeindruckt.
Die zweite Besonderheit war die Metallkappe, die in verschiedenen Ausführungen angeboten wurde. Neben der Stahlkaoppe gab es vergoldete, Sterlingsilber- oder Gold-Kappen. Dabei wurden viele verschiedene Ausführungen an Oberflächengestaltungen angeboten.
Die dritte Besonderheit war die Steckkappe, die damals sehr ungewöhnlich war, hatten die Halter damals Schraubkappen, so auch der Vacumatic.
Die vierte Besonderheit stellte der Duroplast für die Schäfte dar. Das Material wurde vom Militär übernommen (Flugzeuge).
Und die fünfte Besonderheit waren die erstmalig angebotenen Ausgleichslamellen aus Kunststoff für die Tintenregulierung. Damals hatten Füllhalter noch Hartgummi-Tintenleiter.
Das Füllsystem wiederum stammte vom Vacumatic und wurde bis 1948 beibehalten. Aus Bewirtschaftungsgründen mußten in Kriegszeiten das Aluminiumfüllsystem durch eines aus Kunststoff ersetzt werden.
Die Halter wurden zunächst ab 1939, im Jahr des 51. Geburtstag von Parker, in Braslilien im Handel getestet. Die "51" (gegenüber dem Parker 61 in Gänsefüßchen gesetzt) wurden durchwachsen angenommen. 1941 schließlich wurden die Halter in den USA ab $12,50 angeboten, parallel dazu gab es einen Drehbleistift. Die Anfangsfarben waren Indischschwarz, Zedernblau, Taubengrau und Korduanbraun. Im Laufe der vielen Jahre kamen viele Farben hinzu. Zunächst erhielten die "51" je eine "Jewel" am Kappenende und Schaftende. Rasch wurden sie durch die "Single Jewels" ersetzt, die Blindkappe am schaftende war nun abgerundet. Auch die anfangs mit dem Blue Diamond versehenen Pfeil-Clips erhielten eine Diamand-lose Ausführung. Neben den verchromten gab es auch vergoldete Clips.
1948 erschienen dann die Aerometric-Modelle, die einen abschraubbaren Schaft hatten, der ein fest verankertes Füllsystem hatte. In einer Metallhülse befand sich ein Nylon-Sack, der eine zuverlässige und zunächst auch kontrollierbare Tintenfüllung erlaubte. Die Nylon-Behälter werden mit der Zeit blind und erlauben keine Tintenstandskontrolle mehr. Diese Behälter bleiben aber ansonsten vom Zahn der Zeit unbeeindruckt und im Normalfall funktioniert ein solches Aerometric-Füllsystem auch nach über 50 Jahren noch problemlos.
Weiter gab es den "51" als Demi, die mit einer Octanium-Feder (preisgünstigere Federn aus acht Metallen) ausgerüsteten "21" (1948) und "51" Spezial (1950) kamen hinzu. Der Presidential "51" von 1949 bestand aus Massivgold mit inneren Teilen aus Sterlingsilber.
Neben dem 61 ab 1956 wurde der "51" noch bis Anfang der 70er weiterproduziert.
Was sagt uns der "51" heute?
Mein erster "51" war ca. 1995 ein dunkelbauer Aerometric mit einer OBB-Feder. Diese Feder war meine erste angeschrägte Stub, ein Gedicht. Ich habe im Laufe der Jahre sehr viel mit dem Halter geschrieben. Ich habe ihn heute noch. Er hat nicht gelitten. Der Füllmechanismus ist unverändert einwandfrei, den Füllstand sieht man aber nicht mehr. Die Füllmenge ist nicht berauschend. Die Kunststoffe der "51"er sind exzellent und behalten ihren Glanz, die "21"er sind aus einen einfacheren Kunststoff hergestellt. Die Metallkappen, der Sitz dieser Kappen, die Verchromung des Clips, alles ist noch tadellos. Das zeigt die immernse Material- und Fertigungsqualität dieses Modells.
Das Handling ist sehr gut überlegt, der "51" ist für fast alle Hände richtig, ob mit oder ohne ausgesetzte Kappe, er ist nie zu groß oder klein. Auch die Balance ist in Ordnung. Die kleine Feder braucht etwas Übung, gerade bei den feineren Federn. Federschliff und Tintenleiter sind ausgezeichnet. Allerdings kenne ich auch Auslaufen und überschließender Tintenfluß, obwohl die Tintenleiter nicht verstopft sind.
Die Vacumatics mit ihrer Abschlußkappe ("Blind Cap") werden über einen Pumpmechanismus gefüllt und haben keine Tintenstandskontrolle, fassen aber prinzipiell mehr Tinte. Die Gummimembran altert natürlich und die Halter ziehen dann wenig Tinte. Daher muß ein Vacumatic eigentlich immer restauriert werden, was z. B. in Deutschland nichtoder kaum angeboten wird. Die älteren Vacumatics sind zudem teurer.
An sich sollte sich in jeder Sammlung ein "51" befinden, denn dieses Modell ist durch seine vielen Neuerungen ein echter Meilenstein in der Füllergeschichte und z. B. ein Pelikano von 1960 ist ohne den "51" nicht vorstellbar. Auch sein kurioser Vorgänger, der Pelikan P1, hat die Grundeigenschaften dieses legendären Parker-Modells in Verbindung mit einem Kolbenfüllmechanismus. Im Gegensatz zum äußerst erfolgreichen "51", der sich rasch zu einem teuren Statussymbol entwickelte ("ein Füller wie von einem anderen Stern"), war der P1 erfolglos.
Beim Parker "51" kamen gerade die Neuerungen sehr gut an und die Halter bewähren sich auch heute noch im praktischen Einsatz. Von allen Klassikern gehört der "51" zu den praktischsten Modellen überhaupt und ist äußerst robust. Obwohl seine Feder absolut rigide ist, ist die große Federauswahl und der sehr gelungene Federschliff gerade heute überaus überzeugend. Die Preise für übliche Farben wie z. B. Schwarz mit Stahlkappe und Aerometric-Füllsystem sind günstig und man kann die Halter auf Penshows in großer Zahl in Augenschein nehmen. Mit teils deutlich unter €100 ist man dabei.