Die 4001 Blau-Schwarz ist leicht und preisgünstig zu bekommen. Mit ihr kann man am einfachsten für sich prüfen, was Eisengallus-Tinten ausmacht. Die Tinte selbst wird seit Jahrzehnten angeboten. Es gibt Erfahrungsberichte über Jahrzehnte. Bei diesen Anwendern ist es nie zu Problemen gekommen.
Im Ausstrich sieht man die Farbe meist sehr gut. Und auch das Fließverhalten. Die Tinte ist recht trocken, eine gewisse Schattierung ist zu erkennen und die Grundfarbe ist ein Blau oder Grau. In der Realität kann auch ein leichter Grünschimmer vorkommen. Dazu folgt noch ein Papierchromatographie-Test, der die Farbausspaltung zeigen wird.
Nun Schriftbeispiele mit gutem glattem Papier und mit einfachem stark saugendem Papier. Es folgt der berüchtigte Moleskine-Test. Auf Moleksine fiedert fast jede Tinte und viele schlagen sehr stark durch. Typisch für Eisengallustinten: die Pelikan tut dies nicht.
Hier können wir schon einmal festhalten. Die besonderen Eigenschaften der Eisengallustinten sind:
Der Textmarker tut der Tinte nichts. So muss es sein. Selbstverständlich ist dies nicht unbedingt. Der Eisengallus benötigt für die Farbe beim Schreiben und einen halbwegs akzeptablen bis guten Lauf eine wasserlösliche Tinte. Sonst würde man farblos schreiben bis zur Oxidierung des Eisengallus. Und die Tinte würde nicht gut fließen. Die lösliche Komponente verschmiert durch den Textmarker nicht. Nicht ganz unwichtig.
Beim Wassertest, der nach mehr als einem Tag durchgeführt wird, sieht man ein gewisses Verschmieren der wasserlöslichen Tintenanteile. Der Eisengallus-Anteil ist fest und bleibt es auch. Solche Tinten benötigen keine speziellen ISO-DIN-Zertifizierungen. Schon ein ausreichender EG-Anteil (EG = Eisengallus) genügt. Wichtig ist es, die Tinte nicht mit Löschpapier abzulöschen, damit der EG auch in das Papier gut eindringen und oxidieren kann. Aus Oxidation von zweiwertigem zu dreiwertigem Eisen und der Gallussäure entsteht ein unlöslicher Komplex. Bei einem Ausbleichen mit der Zeit kann die Tinte wieder mit einer Lösung von Kaliumhexacyanoferrat (II) und überschüssiger Salzsäure wieder sichtbar gemacht werden.
Zusammenfassende Beurteilung der Pelikan 4001 Blau-Schwarz:
Diese Tinte ist weltweit einer der beliebtesten EG-Tinten, wahrscheinlich die beliebteste. Sie wird auch in den USA sehr geschätzt. Sie ist Füllhalter-selektiv und entfaltet ihre Klasse mit der passenden Feder. Mit der Platinum 3776 Century (F) oder der Cross Townsend (F) kommt sie bspw. bestens zurecht. Sie zeigt keinerlei Nib Creep (Druchdrücken der Tinte am Tintenschlitz) und sie hat einen moderaten, manchmal auch etwas sandigen Schreibcharakter. Das hängt auch vom Papier ab. Solche Tinte kommt am besten, wenn der Halter viel Fluss mitbringt. Aber auch manche Federaggregate sind geeigneter als andere. Man muss das wirklich ausprobieren. Die Tinte hat einen beim Schreiben nicht störenden aromatischen Geruch, eher wie "Maggi" mit etwas Alkohol, in keiner Weise störend. Der Farbcharakter hängt vom Tintenfluss erheblich ab. Bei mangelndem Fluss wirkt die Tinte gräulich farblos, bei gutem Fluss zeigt sie ihre grauschwarzen und bläulichen Anteile. Die Resistenz wird durch den EG-Anteil bestimmt. Mehr Tinte aufs Papier heisst auch mehr EG und somit mehr Tiefe und Schwärze der Tinte und mehr Dokumentensicherheit.
Meine Empfehlung:
Eine der charakterstärksten Tinten überhaupt. Es gibt kein Pendant. Wer mehr Blau möchte, ist hier vielleicht nicht so richtig, wer saftigen Fluss haben möchte, muss den richtigen Halter suchen. Einen Versuch ist es allemal wert, weil die Tinte leicht zu bekommen und recht preiswert ist. Bitte wie bei all diesen Tinten (das gilt auch für Pigmenttinten): der Halter darf nicht austrocknen und sollte regelmäßig geschrieben werden (am besten tagtäglich) und eine sicher vor Austrocknung schützende Kappe haben!
Ich habe mir überlegt, solche Tinten im Vergleich zu zeigen. Hier die "echte" Alternative. Sozusagen der EG-Gegenpol.
Die Tinte kann man nur von Akkerman in Den Haag (nicht in Amsterdam) beziehen. Die Tinte wird auch verschickt. In der Zwischenzeit gibt es andere, sehr funktionelle und formschöne Tintenflaschen mit Reservoir und Kugelventil, die ein optimales Füllen ermöglichen. http://www.vulpennen.nl/nl/akkerman/p-1a/AkkInkt000--akkerman-fountain-pen-ink-60-ml-.html. 60 mL kosten derzeit 15 EUR (1.3.17) vor Ort.
Die Akkerman IG ist im Charakter sehr typisch für das Schreiben mit EG: Die Tinte wird mehr EG enthalten. Die Tinte schreibt zunächt trocken und "blutarm" hellblau. Innerhalb weniger Sekunden beginnt die Tinte zu oxidieren und wird innerhalb von einer Minute blauschwarz bis grauschwarz. Auch hier entscheidet der Tintenfluss über den Tintenauftrag, die Oxidierung und somit über den farblichen Gesamtcharakter der Tinte. Zudem heisst mehr Fluss und somit mehr Tinte auch mehr Sicherheit. Die Tinte verliert beim Wassertest praktisch nichts an Farbintensität.
Textmarker und einfaches Papier sind völlig unkompliziert.
Vergleich Pelikan 4001 BS und Akkerman IG:
Beide Tinten sind die Pole der IG-Füllhaltertinten. Die Pelikan ist völlig unkompliziert, hat aber das Farbspiel der Oxidierung nicht in diesem Maße wie die Akkerman, die viel mehr EG enthalten muss. Bei ihr habe ich auch schon an Konvertern schwarze feste Ablagerungen gesehen. Also Vorsicht! Eine solche Tinte sollte zunächst in einem einfachen und sicher schließenden Halter probiert werden. Die Schrift wird sehr prägnant und härtet sozusagen aus. Bei aller Intensität bleibt sie mit einer gewissen Schattierung weit entfernt von einer filzstiftartig aussehenden Tinte. Je nach Papier ist auch hier eine gewisse Sandigkeit und ein zunächst scheinbar schwacher Farbauftrag zu sehen. Die Feder gleitet dann nicht so sehr, sondern muss bemüht werden. Entscheidend wird immer das entstehende Kusstwerk sein, die von dieser Tinte erzeugte gemeiselte Schrift!
Meine Empfehlung:
Zunächst mit anderer Tinte Erfahrung sammeln. Dann könnte man sich überlegen, an diese Tinte zu gelangen. Auch mit einem einfachen Federhalter könnte man sich diese Tinte sehr gut vorstellen. Für Einsteiger ist die Pelikan in jeder Hinsicht aber die unkomplizierte EG-Tinte.
Es folgen noch die Papierchromatogramme und in einigen Monaten der Lichttest. Dabei sollte man sich darüber im Klaren sein, wie er ausfallen wird. Der lösliche Tintenanteil wird verblassen und das schwarze EG wird je nach Fluss unterschiedlich intensiv erhalten bleiben.
Pelikan: Man sieht gut die Oxisierung des Eisengallus am unteren Ende. Der EG wandert nicht. Er bleibt stehen und wird über Nacht schwarz. Der wasserlösliche Teil wandert nach oben. Er ist vergleichsweise kräftig vorhanden und zeigt einen recht homogenen blauen Ton.
Akkerman: Im Original noch schwärzer als die Pelikan, mehr EG entsprechend. Der wasserlösliche Farbanteil ist geringer und zeigt mehr Grau und wenig Blau. Das erklärt den trockeneren Lauf dieser Tinte und ihre stärkere Aushärtung durch den EG.
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Wolfgang (Samstag, 04 März 2017 23:04)
Hallo Thomas. Danke für den neuen Beitrag. Eisengallustinten sind Charaktertinten. Nochmals danke für deinen schönen Artikel. Schönen Abend und viele Grüße. Wolfgang
Thomas H (Freitag, 05 Mai 2017 16:46)
Vielen Dank für die schöne Darstellung. Ich möchte nur kurz auf die schon an anderer Stelle berichtete Erfahrung mit der Akkerman Ijzer-Galnoten hinweisen. Ich hatte ja seinerzeit in meinem Pelikan M300 einen Tintenbeschlag im Reservoir festgestellt, trotz gründlichem Spülen bei jedem Nachfüllen des Füllers und schließlich beim Umfüllen der Resttinte aus dem wunderschönen Akkerman-Tintenfass gesehen, dass selbst auf dem Glas hartnäckige Beläge waren, die nur mit erheblichem Wischen und Scheuern, im Fall der Glaskugel nur mit Abkratzen zu beseitigen waren. Ich würde diese Tinte ausschließlich mit einer Tauchfeder und nicht in einem Füllhalter verwenden. Mit der Eisengallus-Tinte Salix von Rohrer und Klingner habe ich seit Jahren gute Erfahrungen gemacht. Keine Probleme mit dem Füller. Wenig Niederschlag im Tintenfass, der sich relativ einfach wegspülen lässt, allenfalls leichtes Wischen nötig. Da im medizinischen Bereich Aufzeichnungen und Unterschriften dokumentenecht sein müssen, ist das meine Tinte.
Pens and Freaks (Sonntag, 07 Mai 2017 19:08)
Hallo Thomas. Danke. Ich mag die Ijzer Galnoten sehrund benutze die in einem Preppy. Damit ist man aus allem raus. Entscheidend ist die Kappenabdichtung und ein sehr gutes Tintenaggregat. Die Salix ist in den Randkonturen weicher.
Für mich ist die Salix nicht so weit vorne.
Das Problem ist eher die Verfügbarkeit der IG von Akkerman
Viele Grüße Thomas .
Horst (Freitag, 18 August 2017 23:08)
Da ich neben grün, immer noch in meinem bewährten Conklin Stylograph, auch blau (Pelikan 4001) im Cleo Ebonite verwende, wäre die blau-schwarze 4001 eine gute Alternative. Das sog. Königsblau mag zwar königlich sein, ist mir aber etwas zu fad oder laff oder was immer.
Ob der Cleo mit der 4001 EG klar kommt, bin mr nicht sicher. Klar, Versuch macht kluch...
Sebastian (Donnerstag, 14 September 2017 16:58)
Du hättest noch dazu schreiben sollen, dass die blau-schwarze 4001 in den Patronen kein Eisengallus enthält.
Pens and Freaks (Donnerstag, 28 September 2017 10:53)
Lieber Sebastian. Ich habe mich beim Hersteller erkundigt. Dieser bestätigt mir, dass die Tinte in Glas und Patrone eisengallushaltig und identisch ist.
Viele Grüße
Thomas