inked up!
Leserberichte sind das Salz in der Suppe.
Frank war so freundlich, uns seine Eindrücke dieser Tinten im Vergleich zu senden:
Die klassischen deutschen Eisengallustinten in Blau-Schwarz.
Vergleich Pelikan 4001 Blau-Schwarz und Rohrer & Klingner „Salix“
Vor einigen Jahren wurde ich darum gebeten, doch bitte nicht weiter mit Füller zu schreiben, da dies angeblich nicht den Qualitätssicherungs-Vorgaben entspräche, denen ich „im Geschäft“ unterliege. Dies war im Prinzip für mich der Auslöser, sich näher mit den Eigenschaften von Tinten zu beschäftigen, um möglichst weiterhin ungestört „füllern“ zu dürfen.
So kam ich zum ersten Mal mit Eisengallus-Tinten in Kontakt. Diese Tinten verwende ich auch heute noch und beim Stöbern im Internet bin ich hier auf die Seiten von Thomas gestoßen, der doch eine Fülle an Informationen zu diesen und weiteren Tinten parat hat. Ähnlich wie er bin ich kein Liebhaber „moderner“ Vertreter dokumentenechter Tinten, auf der Basis von Pigmenten, Bindemitteln oder Nanopartikeln.
Was mir in Thomas‘ Informationssammlung jedoch aus meiner Sicht fehlte, war ein Vergleich der beiden relativ günstigen und recht weit verbreiteten Tinten „Pelikan 4001 blauschwarz“ und „Rohrer & Kingner Salix“. (Salix ca. € 6,-- / 50 ml, Pelikan ca. € 4,75 / 30 ml [Stand: 04/2017])
So entstand nach einigen E-Mails die Idee eines Gastbeitrags für Thomas‘ Seiten. An dieser Stelle danke ich für die gute Zusammenarbeit.
Tinten vom Typus Eisen-Gallsäure gelten als nicht gänzlich unproblematisch, was ihr Verhalten betrifft. Es stimmt, aber dies möchte ich nicht unkommentiert lassen.
Zunächst sind diese „reaktiven“ Tinten häufig sauer und empfindliche Materialien könnten in Mitleidenschaft gezogen werden. Persönlich habe ich diese Erfahrung allerdings noch nicht gemacht.
Weiterhin, durch die in der Tinte enthaltenen Eisen-Ionen können unter weniger günstigen Umständen Federn - auch aus Edelstahl - korrodieren.
Außerdem kann es vorkommen, dass sie in den Lamellen der Tintenleiter einen Gelee oder Schlick bilden.
Noch am ehesten fällt beim Schreiben auf, dass solche Tinten eher trocken zu sein scheinen.
Dies ist so alles gewiss richtig und wahr, es sollte aber nicht unnötig dramatisiert werden. Sachgemäße Anwendung und hinreichende Pflege kann in den meisten Fällen Probleme und Schäden verhindern.
Bei mir sind die beiden Eisengallus-Tinten eigentlich ständig auf drei (oder vier) Füllern in Gebrauch. Mit diesen Haltern wurden auch die hier geschilderten Erfahrungen gesammelt:
→ Lamy Studio, Stahlfeder B
→ Montblanc Slimline Stahlfeder M (?)
→ Montblanc 146 Goldfeder 14k M (?) aus ca. ab 1980 mit Ebonit-Tintenleiter
→ Faber-Castell e-motion Stahlfeder B (wird nur gelegentlich mit den Tinten verwendet)
Hier meine Eindrücke zu verschiedenen Aspekten der Tinten:
Farbe:
Beide Tinten starten direkt nach dem Auftragen in einem Marine-Blau, die Pelikan etwas dunkler. Durch Luftoxidation bildet diese ein Blauschwarz, die Salix eher ein dunkles Blau. Die Reaktion kann beim Schreiben beobachtet werden. Die Farbton und Sättigung sind aber definitiv vom Auftrag abhängig. Wird wenig Tinte auf das Papier gebracht, wirken die Schriftzuge gräulich-bläulich.
Tintenfluss:
Gut bei beiden. Obwohl es sich „trocken“ anfühlt beim Schreiben erfolgt satte Auftragung der Tinte, feuchte Stellen sind durchaus erkennbar. Tendenziell liegt 4001 beim Fließverhalten etwas vorn. Einzig der Montblanc Slimline zeigte hier ein wenig Schwäche bei der R & K Salix.
Trocknung:
Gut bei beiden. Je Menge auf dem Papier ist der Schriftzug nach wenigen Sekunden angetrocknet, an Stellen satter Auftragung kann es auch 25 bis 30 s dauern. Klare Unterschiede sind hier zwischen den Tinten nicht erkennbar.
Shading:
Bei der Salix liegt ein stärker ausgeprägtes Shading vor, zumindest wirkt es für mich so, da sie im Grundton heller (auch weniger an Farbstoff gesättigt??) ist. Schwarz ist (fast immer) monochrom-monoton, dieser Effekt macht sich auch bei der 4001 bemerkbar. Dennoch kann man auch bei ihr Schattierungen erkennen.
Ausfransen:
Man sollte in dieser Kategorie immer die Eigenschaften des Papiers im Hintergrund bedenken. Generell verhalten sich beide Tinten bei mir gutmütig, Salix liegt leicht vorn, insbesondere bei kurzen auf Zeitungspapier notierten Textsequenzen.
Beständigkeit:
... bestimmt mittels Finger-Wischtest (angefeuchteter Finger über einen Tag alte Schriftzüge): Pelikan lässt sich verschmieren, jedenfalls der blaue Farbstoff; Salix ist nahezu wasserfest.
Abspül-Probe unter fließendem, kaltem Wasser: Grau-blaue Reste bleiben nach Abspülen bei beiden Tinten vorhanden. Der Schriftzug bleibt recht deutlich erkennbar. Bei der Pelikan 4001 scheint sich etwas mehr Farbe abzulösen, jedenfalls dem Spülwasser nach zu urteilen.
Textmarker verwende ich seit der Tintenstrahldruck-Ära Mitte/Ende der 1990er nicht mehr und habe keinen Test durchgeführt.
Eindruck beim Reinigen:
Bei mir wird alle zwei, drei Neubefüllungen gespült, mit lauwarmem Leitungswasser.
Salix enthält wahrscheinlich mehr „Eisen“, die Spülflüssigkeit späterer Spülungen wurde auch noch leicht gelb. Ob es charakteristisch für Eisen-Ionen war? Leider habe ich keine Testchemikalien zur Hand, um diesbezügliche Vermutungen zu bestätigen.
Wenn es schwierig bei der Reinigung wird, sollte man Zitronensäure-Lösung (Zitronensäure gibt es im Supermarkt) hernehmen; ggf. Material-Unverträglichkeiten beachten (hier: Säureempfindliche Materialien, Edelmetall-Beschichtungen auf Stahl).
Geruch:
Salix riecht beim Nachfüllen charakteristisch, leicht säuerlich, nach „Chemie“, verantwortlich könnte Salicylsäure sein. Die 4001 ist geruchlos.
Fazit:
Die Tinten sind aus meiner Sicht beide ähnlich gut, allerdings nicht für jeden Füllhalter und jeden Anwender geeignet. Der Halter sollte schon über einen starken Tintenfluss verfügen, um ein angenehmes Schreibgefühl und eine intensive Schriftfarbe zu hinterlassen. Hier erwähne ich insbesondere Ebonit-Tintenleiter und ältere Füller, deren Konstruktion noch eher auf trockenere Tinten abgestimmt ist.
Vorsichtig wäre ich bei allem, was man schlecht selbst zerlegen und reinigen kann (Schlickbildung in Lamellen) und bei beschichteten bzw. vergoldeten Federn.
Die Farbbrillanz oder das Leuchten einer Farbstofftinte darf man von Eisengallus-Tinten natürlich nicht erwarten.
Wer damit zurecht kommt, wenn das Schreibverhalten manchmal ein wenig gries-artig oder sandig trocken ist, kann gern zu Eisengallus-Tinten greifen. Legt man aber unbedingt auf völlig widerstandsfrei gleitende Federn wert, sollte man von den beiden Tinten nicht zu viel erwarten, auch wenn ich von gutem Fließverhalten schreibe.
Ich gebe – ganz subjektiv – der Salix den Vorzug. Gefühlt finde ich, dass sie etwas angenehmer schreibt, den schöneren Farbeindruck hinterlässt und etwas bessere Schmierbeständigkeit zeigt. Ebenso scheint sie etwas besser mit ungeeigenten Papiereigenschaften auszukommen.
Allerdings, sie muss mit den eingesetzten Halter harmonieren. In Kombination mit einem meiner Halter (Montblanc Slimline) fand ich sie so nicht überzeugend. Hier verwende ich lieber die Pelikan.
Wer sich für eine oder beide Tinten interessiert, sollte sie sich einfach beschaffen und selbst ausprobieren, wie sie sich verhalten. Pelikan-Zubehör gibt es im stationären Schreibwarenhandel quasi an jeder Ecke, die Zugänglichkeit zu Produkten von Rohrer & Klingner ist schon etwas eingeschränkter, der Fachhandel für Künstlerbedarf hilft hier häufig weiter. Und online bekommt man sowieso alles.
Sollte es beim Ausprobieren gar nicht passen, bleiben die Kosten relativ gering. Die Pelikan 4001 ist außerdem auch in Patronen erhältlich, ca. €1,-- / 6 St. [04/2017].
Es folgen nun die Schriftbeispiele:
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Pens and Freaks (Dienstag, 18 April 2017 23:59)
Hallo Frank,
vielen herzlichen Dank für Deinen so liebevoll gestalteten und profunden Bericht über die beiden Tinten. Ich darf es frei gestehen: Als es die Montblanc Midnight Blue Permanent noch gab, habe ich wenig Interesse an diesen beiden Tinten gezeigt. Die Pelikan war mir zu blass-grau und trocken und die "Salix" wiederum zu blass-blau und trocken. Sie sind extrem füllhalterempfindlich. Ich persönlich finde sie schon trocken, sandig und irgendwie nicht so angenehm. Bis man den richtigen Halter findet. Dann überzeugt die Prägnanz solcher Tinten. Ich selber komme eher zum umgekehrten Ergebnis: Mir sagt die Pelikan in Farbe und Fluss eher zu. Der Geruch der "Salix" ist für mich metallisch und der Pelikan B/S "Maggi"-artig. Man darf froh sein, nach dem Verlusten der letzten Jahre (Lamy Blau-Schwarz und Montblanc Midnight Blue Permament in EG-Form), dass beide klassischen Hersteller (die ja auch diese Tinten selber herstellen) diese Tinten unverändert anbieten. Auch ich habe mit der Reinigung, Oxidation etc. keinerlei negativen Erfahrungen gemacht. Manche Kolben laufen aber durchaus schwerer. Wenn man sich die Pigmenttinten in Blau aber ansieht, so sind sie alle in ihren Gesamteigenschaften auch nicht so ganz überzeugend.
Nochmals möchte ich Dir, lieber Frank, für diese Präsentation Deiner beiden EG-Tinten danken.
Viele liebe Grüße
Thomas
Frank (Freitag, 21 April 2017 12:02)
Hallo lieber Thomas,
auch mir war es ein Vergnügen, hier Dich und Deine Leser an meiner Sicht auf die beiden Tinten teilhaben zu lassen. Daher möchte ich ein "sehr gern" erwidern.
Liebe Grüße,
Frank
Pens and Freaks (Samstag, 22 April 2017 21:39)
Danke, Frank.
Horst (Samstag, 20 Mai 2017 22:55)
Ich erinnere mich an meine Gymnasialzeit, 60iger Jahre des letzten Jahrhunderts, daß ich mit meinem Geha-Schulfüller von 4001 königsblau zu 4001 schwarz gewechselt bin. Wie das schwarz genau hieß weiß ich nicht mehr. Evtl "brillant schwarz" ?
Der auffällige Geruch ist mir im Gedächtnis. Unter längerer Lichteinwirkung (was bei Schulheften eher die Ausnahme war) bekam das einen schwachen Stich ins bräunliche.
Waren das auch EG -Tinten ?
Pens and Freaks (Samstag, 20 Mai 2017 22:59)
Hallo Horst. Es ist davon auszugehen, dass das die gleiche Tinte wie heute war. 4001 Brillantschwarz. Diese Tintd ist nicht eisengallushaltig.
Viele Grüße
Thomas
Frank (Freitag, 02 Juni 2017 17:16)
Hallo Horst,
die 4001 Brillantschwarz ist zumindest in den 2000ern eine Farbstofftinte auf Basis von Azofarbstoffen gewesen, mit unter 0,09% einer Chromverbindung. Der pH-Wert lag/liegt bei ca. 8,5 leicht im basischen Bereich (So jedenfalls ein Sicherheitsdatenblatt).
Prinzipiell werden schwarze Tinten heuer eher aus drei oder mehr Farbstoffen gemischt. Ein (mir) bekannter Ansatz ist die Kombination Säuregelb, Säureponceau (rose/rot) und Säureblau. Diese Information zu Duasyn-Säurefarbstoffe stammt von Hoechst (Hoechst: Leitfaden durch die Spezialgebiete. Frankfurt 1993; Hoechst gibt es aber schon lang nicht mehr, das Farbstoff-Geschäft dürfte bei Clariant weiter geführt werden).
Aber auch schwarze Tinten auf Eisen-Gerbstoffbasis sind erhältlich bzw. können hergestellt werden.
ThomasH (Freitag, 05 Oktober 2018 12:49)
Vielen Dank für die schöne Darstellung der beiden Tinten. Ich habe von Studientagen an mit der Pelikan blauschwarz geschrieben, weil mir die Farbe gefiel, weil Dokumentenechtheit ein Aspekt war und weil ich einen Pelikan-Füller hatte. Vor einigen Jahren dann den Füller verloren, einen neuen Pelikan-Füller (M300 mit einer OB-Feder) als Ersatz für den M400 bestellt. Da kam die Überraschung: die Pelikan-Tinte lief schlecht, der Strich riss ab. Dagegen die Salix von R+K ohne Probleme. Kommt wohl auf den Tintenleiter an. Den "Ausflug" auf die Ijzer-Galnoten von P. W. Akkermann habe ich hier bereits woanders berichtet. Die nicht zu verhindernden Farbniederschläge im Tintenreservoir und im Tintenfass selbst, die nur mechanisch mit Mühe zu entfernen sind, verbieten eigentlich die Benutzung in einem guten Füller
Pens and Freaks (Freitag, 05 Oktober 2018 22:37)
Danke, Thomas. Ich finde auch, dass die EG- Tinten sehr unterschiedlich laufen.
Viele Grüße
Thomas