In Kürze zeige ich Euch meinen blaumarmorierten Rembrandt, den ich sehr schätze. Der Magnetkappenverschluß ist eine Besonderheit moderner Visconti-Füller. Die Marke aus Florenz hat sich seit 1988 einen festen Platz bei Schreibgerätefreunden gesichert und hat ein eigenständiges und fast unverwechselbares Design entwickelt. Die sehr hochwertig gefertigten Modelle sind nicht nur optisch und haptisch eine interessante Sache, sie haben auch schöne und überzeugend schreibende Federn.
Heute möchte ich nach obiger Ankündigung den Visconti Rembrandt vorstellen, den ich vor vielleicht 1 1/2 Jahren geschenkt bekommen habe.
Die italienische Firma aus Florenz stellt seit 1988 Schreibgeräte her. Hier ist die Webseite:
Der Rembrandt gehört zu den Regular Editions. Die Modelle in den Farben
haben eine Stahlfeder in F, M oder B. Daneben gibt es Rollerball, Kugelschreiber und einen Eco Rollerball, der mit normalen Tintenpatronen und einer auswechselbaren Spitze betrieben werden kann.
Die Besonderheiten dieser Füllhalter sind
Der Halter ist 13,8 cm lang. ohne Kappe sind es 12,3 und mit aufgesteckter Kappe knapp 16 cm. 36 g bzw. 18 g ohne Kappe wiegt der Rembrandt.
Mein Exemplar ist schwarz mit sehr dezenten grauen und bräunlichen Marmorierungen. Das Materirial ist glatt, sehr angenehm zu greifen und zeigt keinerlei Abnutzungserscheinungen oder Rauhigkeiten. Am Corpusende ist praktisch übergangslos ein abgerundetes Metallteil äußerst gelungen eingearbeitet. Natürlich hat man hier eine technisch anspruchsvolle Abrundung des Kunststoffes vermeiden können, wie ihn z. B. mein Van Gogh der 1. Generation zeigt.
Das ornamentierte breite Kappenband und der lange brückenförmige Clip mit der beidseitigen Visconti-Aufschrift sind inzwischen so typisch, daß man daran einen Visconti gut erkennen kann. Sehr schön auch, daß sich der Clip optisch auf der Gegenseite des Kappenkopfes flach fortsetzt. Visconti zeigt viel Gespür für eine ansprechende Gestaltung. Auch der Kappenran ist abgerundet.
Die Kappe, die magnetisch gehalten wird, zieht man einfach ab. Die Widerstände sind in Ordnung. Die Kappe selbst ist am unteren Ende etwas wackelig, je nach Aufsetzen und Festclicken der Kappe dreht sich die Kappe auch manchmal. Das ist ein Deal Breaker. Im Vorjahr konnte ich auf einer PenShow ein anderes Exemplar prüfen, das einen wesentlich strafferen Kappensitz hatte. Darauf sollte man also achten.
Der Clip ist fremdgefedert und ist leicht anzuwenden. Zweiter Deal Breaker: Der Widerstand des fixierten Clips ist aber nur durchschnittlich. Daher kann z. B. der Halter aus der Fixierung rutschen, wenn man ihn z. B. schräg an der Knopfleiste eines Polohemdes befestigt, vielleicht sich bückt ... Mir ist vor einigen Tagen der Rembrandt dabei aus dem Hemd gerutscht, auf den Steinboden geknallt. Dabei sind die Kappenkopfscheibe und die Kappe gleich mit abgefallen. Es ist aber nichts passiert.
Großer Vorteil: die sehr robuste Konstruktion und das sehr widerstandsfähige Kunststoffmaterial. Nicht einmal einen Kratzer hat der Halter bekommen. Einen Kratzer am hochglänzenden Clip hat er irgendwann einmal bekommen.
Sehr gut gelungen ist der Übergang zwischen dem Metallgriffstück mit seinem breiteren vorderen ringartigen Ende und dem Corpus. Zur Feder hin ist ein magnetischer Abschluß eingesetzt, der optisch nicht zu unschön ist. Das offenbar rostende Material hat bei meinem Exemplart inzwischen Roststellen. Man muß dazu aber etwas genauer hinschauen. In der Vergrößerung sieht man es überdeutlich. Mich stört das nicht. Könnte aber auch ein Deal Breaker sein.
Der Corpus hat einen Metallrand als Kappengewinde. Das Griffstück, da laufen Metall in Metall, sitzt sehr sicher. Das lästige Aufdrehen gibt es nicht. Die Gewinde sind sehr gut ausgearbeitet und laufen einwandfrei. Ein einfacher, nur mäßig gut sitzender Drehkonverter oder die üblichen Standardpatronen sind einsetzbar.
Die Kappe läßt sich sicher auf das Halterende aufstecken.
Der Halter sieht prächtig aus und so liegt er auch in der Hand. Er ist nicht zu leicht und zu schwer trotz Metallgriffstück. Das sind wichtige Voraussetzungen für das Schreiben. Mit aufgesteckter Kappe, prinzipiell nicht nötig, könnte einem der Halter etwas schwer(er) werden. Ohne Kappe stimmt für mich alles. Es zeigt sich dabei wieder einmal, daß die Dimensionen nicht das Entscheidende sind. So muß auch das Griffstück in Länge und Durchmesser stimmen. Hier stören zudem keine Gewinde am Übergang zum Corpus. Metallgriffstücke sind bei Visconti schon lange üblich geworden. Sie sehen schön aus, beim Schreiben gefallen sie vielen nicht. Die Balance leidet durch das Gewicht und die Finger rutschen. Hier ist es nicht der Fall, vermutlich weil das Griffstück ausreichend breit ist.
Die Edelstahlfeder mit den bekannt schönen Visconti-Ziselierungen ist 2 cm lang und zeigt breit auslaufende Schultern. Der Tintenleiter dürfte aus Spritzkunststoff sein, nachdem Visconti vor vielen Jahren von den Ebonit-Leitern abgegangen war und dies auch in früheren Anleitungen begründet hatte. Die Federn in F, M und B (leider nur Standard, wie bei V. üblich) stammen von Bock in Heidelberg (so wie auch die anderen Federn). Ich habe eine, durchaus recht breit laufende F-Feder.
Diese läuft widerstandslos und ruhig ohne jegliches Kratzen über das Papier. Die meisten Tinten laufen leicht und sicher aus der Feder. Die momentan verwendete Stipula Calamo Musk Green ist eine optimale Lösung. Mit dieser Tinte hat man das Gefühl eines optimalen Tintenflusses. Die Tinte trocknet auch nicht aus und hält sich gut in Patrone oder Konverter. Elastizität darf man aber keine erwarten.
Bitte keine Punktwertung, möchte man da ausrufen, zurecht. An diesem Füllhalter zeigt sich wieder einmal sehr deutlich, daß man solche Produkte kaum objektiv bewerten kann. Zudem sind Serienschwankungen zu berücksichtigen.
Ohne Frage ein sehr attraktives und recht preisgünstiges Produkt mit einer sehr hochwertigen Materialauswahl und auch im wesentlichen sehr hohen Verarbeitungsqualität. Der Kunststoff und die Metallteile sind sicher enorm haltbar und bleiben schön.
Bei der Funktionalität bekommt man aber eine gewisse Verspieltheit, die nicht zwingend überzeugen muß. Der Magentverschluß ist sicher eine interessante Lösung, aber muß die Kappe in der Serie nicht satt und damit auch sicher sitzen? Ein gewisses Kappenwackeln ist zudem nicht für jeden akzeptabel. Der Clip macht keine Schäden an Kleidung, er ist enorm attraktiv und einfach anzuwenden, aber es gibt sicher sitzende Clips. Der billige Konverter dürfte schon sicher sitzen, das bekannte Schraubgewinde anderer Visconti-Modelle hätte man hier durchaus einsetzen können.
Handling und Schreibvermögen sind hingegen nach meiner Einschätzung absolut erstklassig.
Schön wäre es, wenn wir mit Hilfe von euch Lesern die Schriftproben zusammenbekommen würde. Es sind ja nur drei Strichbreiten.
Ich hoffe, der Bericht war informativ.
VG Thomas
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Maria (Dienstag, 07 Mai 2013 23:29)
Auf diesen Bericht freue ich mich schon sehr, denn auch ich besitze einen Rembrandt (schwarz marmoriert) sowie mehrere Van Goghs von Visconti. Das Orange marmorierte Exemplar bietet mein Stammhändler bisher leider nur als Rollerball an :-(
Sowohl die Optik mit den faszinierenden Farbspielen als auch das Schreiben selbst vermitteln eine südländische Unbeschwertheit, Leichtigkeit, die ich auf keinen Fall mehr missen möchte.
Viele Grüße
Maria
pens-and-freaks (Freitag, 10 Mai 2013 19:23)
Danke, Maria. Oben der Bericht. Voilà.
VG Thomas
Maria (Dienstag, 14 Mai 2013 20:49)
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht, den ich aus Zeitmangel lediglich dadurch ergänzen kann, dass bei meinem Rembrandt die Kappe bombenfest (so fest halt wie bei einem Magnetverschluss möglich) sitzt.
Es ist ein beeindruckender FH zu einem, wie ich finde, moderaten Preis incl. einem von mir als sehr postiv empfundenem "Anderssein" im Vergleich mit den üblichen "Verdächtigen" :-)
Nochmals ein herzliches Dankeschön und viele Grüße
Maria
patta (Freitag, 24 Mai 2013 20:27)
Ich habe ein paar Fotos von meinem Rembrandt hier gepostet http://www.penexchange.de/forum_neu/viewtopic.php?f=5&t=7495
und auch Deinen tollen Bericht oben verlinkt.
Jetzt fehlt nur noch eine Schreibprobe in B.
Schönes Wochenende,
patta
pens-and-freaks (Freitag, 24 Mai 2013 20:47)
Danke, patta, für Deinen Kommentar. Die überragende Material- und Verarbeitungsqualität und für mich auch das Handling sind in Verbindung mit dem an sich moderaten Preis eine Überlegung wert. Meiner hat eine ganz ausgezeichnete F-Feder, die ich nur noch mit der Stipula Musk Green benutze. Das paßt einfach.
VG Thomas
pens-and-freaks (Freitag, 24 Mai 2013 20:48)
Ach ja, der Rost ist so eine Sache, sieht man aber bei meinem Exemplar beim Schreiben kaum bis gar nicht. Meine Kappe könnte strammer sitzen. Aber irgendwie habe ich mich an diesen und genau diesen Rembrandt und seine Macken oder seine Persönlichkeit gewöhnt.
Horst (Samstag, 01 Juni 2013 10:56)
sorry, aber wo rostet der ? Hab auch in pattas Bericht nichts dazu gelesen ?
thomas (Samstag, 01 Juni 2013 18:53)
Vor dem Griffstück am Magneten. Bei meinem ist es so.