Gelegentlich sollte ich zur Vervollständigung den Pelikan-Goldfederfüller schlechthin vorstellen. Dieser kam Mitte der 1980er Jahre zurück in den Handel, nachdem (aus Japan) vermehrt Nachfrage kam und man über Jahre zunächst den 400er als 400NN-Remake von Merz und Krell hat fertigen lassen. Dann kam der 400er wieder zunächst mit grün- und Schildpatt-gestreifter Binde mit der einfarbigen Goldfeder und großer Federauswahl. In den 90ern kostete der Halter im Stile des alten 400 von 1950-55 um 240 DM. 1997 erhielt der Halter dann die jetzige Ausführung mit der Bicolorfeder und einer erweiterten Federauswahl (vor allem Schwarz und Blau-/Rot-gestreift). Zudem gibt es Sondermodelle und die M405 mit versilberten Akzenten. Die exakte Vorstellung würde den Rahmen sprengen und kann in der Pelikan-Webseite nachgesehen werden.
Seit 1997 als Bicolorfeder und Doppelkappenring statt einfachem. Zudem Doppelring am Füllgriff. Aktueller VK 285 Euro.
Der leichte und nicht sonderlich ausbalancierte Halter, nach heutiger Vorstellung recht kurz und dafür schmächtig, liegt mit aufgesteckter Kappe dann durchaus sehr gut in der Hand.
Die Federauswahl, die Oblique-Federn wurden inzwischen eingestellt, ist dennoch groß zwischen EF, F, M, B und BB. Sonst gab es auch noch die OM, OB und OBB.
Großes Plus ist die langlebige Machart und die insgesamt gute Material- und Verarbeitungsqualität. Sehr schön, daß man das Federaggregat leicht herausschrauben kann. Für die Reinigung eine sehr gute Sache.
Die Tintenleiter sind exzellent und gehören zum Besten, was der Markt anbietet.
Die Kappenbefestigung ist nicht optimal. Man muß die Kappe richtig festdrehen, die Kappen gehen gerne auf. Also Vorsicht. In der Gesamtqualität kommen sie dennoch nicht an die früheren Celluloid-Modelle 400, N und NN der 50er und 60er Jahre nicht heran. Die wirken wie aus einem Guß. Aber dennoch sind gerade die Gestreiften überzeugend gut gemacht. Die schwarzen Halter haben nicht ganz die Tiefe und die Oberflächenhärte wie z. B. die Montblancs und sind etwas weicher. Auch wenn man Abnutzungen oder Gebrauchsspuren nicht so leicht erkennen kann, fehlt der Porzellancharakter doch ein wenig. Dennoch sind es zusammen mit den 600ern und 800ern die mit empfehlenswertesten Kolbenfüller der Zeitzeit. Der M1000 hat eine elastische Bockfeder, die anderen (wie auch die M400er) eine Pelikanfeder. Die Federn sind rigide und haben teils weniger Elastizität als die M200er mit Stahlfeder, die dünnere Federn haben. Die M300 sind in der Regel elastischer.
Nicht ganz optimal sind die recht großen Federspitzen, die auch bei den feinen und sehr feinen Federn recht breit laufen. Daher finden Freunde feinerer Federn hier mitunter keine optimale Feder. Die runden M-Federn hingegen kommen Freunden glatter und saftiger Federstriche sehr entgegen. Die breiteren und vor allem Oblique-Federn haben vor allem bei den 800ern Ihre Liebhaber gefunden.
Nur zur Ergänzung: Die M800 haben gegenüber den 600ern, die nur etwas größer als die 400er sind, Metallteile im Füllmeachnismus und liegen satter und ausbalancierter in der Hand.
Bilder folgen.
VG Thomas
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Sven K. (Donnerstag, 28 Januar 2021 20:59)
Hallo zusammen,
habe mir aufgrund der erhofften Semiflexibilität einen Pelikan M400 pre1997 in OM zugelegt. NOS, aber Federschenkel asymmetrisch und daher sehr kratzig auf dem Papier. Mit einer Kombizange ließ sich das einigermaßen richten. Dann auf japanischen Wasserschleifsteinen bis zur 12000er Körnung im richtigen Schreibwinkel geschliffen und auf Leder mit Diamantpaste abgezogen. Es ist jetzt eine OM-Stub geworden.
Vom Tintenleiter bin ich nicht so überzeugt - oder ist der Federschlitz zu eng?
Trockenere Eisengallustinten schreiben sehr dünn. Mit der Platinum Blue Black funktioniert der Füller jetzt ganz gut, wenngleich die Farbe ein helleres Mittelblau ist.
Ein Lob an Pelikan: man bat mich nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen den Füller einfach in den Tintenturm Hannover mitzubringen. Bei einer Tasse Kaffee werde ich mir dann in aller Ruhe einen wirklich passenden Füllfederhalter aussuchen.
Mein Fazit: den nächsten Füller kaufe ich im Laden, auch wenn es teurer ist!
Viele Grüße
Sven
Pens and Freaks (Samstag, 30 Januar 2021 21:22)
Hallo Sven, Pelikan hat seine Federn früher immer wieder verändert. Ich erinnere mich in den End-90ern an eine 14K-Goldfeder in M mit einem feinen Strich und leichter Elastizität. Die 14K-Goldfedern der M800 der Anfangsjahre waren wunderbar und teilelastisch. Bei den Goldfedern bis auf dem M1000 (der wiederum andere Probleme hat) sind diese eher breit und rigide. Bei den Schrägfedern ist das durchaus O. K. Wer allerdings Schrägfedern z. B. von Montblanc aus den 60ern kennt, weiß, wie gut diese Federn schreiben können (Flügelfeder im Meisterstück 14 z. B.). Diese sind aber nicht weich, sondern federnd! elastisch. Und das ist eine ganz andere Sache.
Es ist ein Problem des Federschlitzes. Die Tintenleiter sind sehr leistungsfähig.
Viele Grüße
Thomas
Sven K. (Sonntag, 31 Januar 2021 23:08)
Hallo Thomas,
vielen Dank für Deinen Hinweis!!! Habe heute die Federschenkel vorsichtig mit 2 Zangen etwas auseinandergezogen. Unter Mikroskop-Kontrolle nachgeschliffen und poliert. Jetzt funktioniert es wunderbar!
Meine Lieblingsfedern sind die OMs und OBs. Nur leider sind diese aus dem aktuellen Sortiment von Pelikan verschwunden.
Viele Grüße
Sven
Frank (Dienstag, 08 Februar 2022 20:46)
Hallo und guten Abend,
lieber Thomas, liebe Mitleser,
ich beabsichtige mir einen M400er Pelikan zu kaufen. Interessant wäre es nun für mich, ob es wesentliche Unterschiede im Schreibverhalten und in der Bauweise der Federn und Tintenleiter gibt, in Bezug auf die Zeit vor und nach 1997.
Die optischen Unterschiede sind ja weitgehend offensichtlich und bekannt. Meine Erfahrung mit einer anderen Marke aus Norddeutschland ist, dass die Federn im Laufe der Jahre rigider oder steifer geworden sind. Gilt das auch für die M400er Pelikane? Vielleicht hat hier jemand mehr Wissen und Erfahrung als ich.
Merci.
Frank
Pens and Freaks (Dienstag, 08 Februar 2022 21:18)
Hallo Frank. Eine sehr gute Frage!
Zunächst: Auch die Federaggregate der 400/N/NN der 50/60er passen in die aktuellen Modelle.
Die bei Pelikan seit den 80ern wieder als M400 gebauten Modelle haben nach meiner Kenntnis alle den modernen guten Plastiktintenleiter.
Ich kenne die elastischen Federn vor 1990, die teilelastischen von Anfang der 90er. Und die rigiden Bicolorfedern seit 1997.
Ich fand damals und heute die optische Veränderung der M400 hin zum alten M600 (der allerdings 18K-Federn hatte) mit den vielen Ringen und der Feder deplatziert.
Die alten Federn schrieben besser, das Gekratze und Gequietsche war noch nicht da. Die Federn waren noch nicht breit und plump.
Ich hatte eine einfarbige feine M, die wunderbar schrieb, deren Schriftbild ich noch heute z. B. in einem Buch erkenne. Leider hsbe ich sie mal verbogen.
Für heutige Begriffe wirkt der 400er ohne aufgesteckte Kappe recht dünn und kurz.
Ich finde heute einen MB 146 auch nicht mehr so stattlich wie früher.
Heute kenne ich viele Federn, die besser schreiben.
Ich kannte die 14K-Federn in den ersten M800 und war so enttäuscht, als ich nach 1997 die neuen rigiden 18K-Federn gesehen habe.
MB hingegen hat sich enorm verbessert. Wenn es rigide sein darf, dann würde ich heute einen 146 eindeutig vorziehen. Der Preis ist ein anderer, zugegeben.
Vielleicht gibt es noch andere Erfahrungen.
Viele Grüße Thomas
Mark (Mittwoch, 09 Februar 2022 16:32)
Für mein Empfinden sind die Federn vor allem breiter (und mit arg großen Schwankungen in der Produktion) geworden, daher würde ich Pelikan für Freunde feinerer Federn nicht mehr empfehlen. Ansonsten sind die neueren Federn deutlich rigider, wie ja auch schon erwähnt. Ich bevorzuge mittlerweile die feiner und elastischer schreibenden Stahlfedern und würde daher raten, vielleicht auch einen M200 zu testen oder gleich zu einem größeren Modell zu greifen.
Frank (Mittwoch, 09 Februar 2022 17:37)
Thomas und Mark, Euch soweit vielen Dank.
@Mark: Es sollte schon ein M400, sein, eigentlich blau-gestreift und mit goldenen Beschlägen, in harmonisch-kleinerer Ausprägung. Normal schreibe ich M-Federn, hier wohl eher F.
@Thomas: Du bestätigst meine Vermutungen, bezüglich der "Evolutionsstufen" der Federn in Richtung rigide.
Dies ist auch gemäß meiner Erfahrung bei Montblanc die Entwicklungsrichtung. Mein 146 müsste aus 1983 +/- 2 Jahre sein. Vor Jahren ein 146 Le Grand beim Händler fühlte sich subjektiv recht "steif" an.
Was ich jedenfalls nicht wieder möchte, ist selbst den Schleifstein bemühen. Ein Lamy 2000 (F) ist diesbezüglich mein persönlicher Widersacher, mit dem ich zwischen den Extremen kratzig und quietschend hin und her tanze. Ob ich ihn noch zahm bekomme?
Vielleicht sollte ich besser drei Halter kaufen, einen großen M1000 mit Bock-Feder (Flex), einen M400 als Spender für die Gehäusekomponenten und einen weiteren mit mir zusagender Feder...? Fragen über Fragen, auf Luxusproblem-Niveau.
;-)
Wenn noch jemand seine Erfahrungen beitragen möchte, würde ich mich freuen.
Pens and Freaks (Mittwoch, 09 Februar 2022 19:14)
Danke, Mark: ja, breit und teils quietschig. Das wird dann manchmal als singend bezeichnet. Das sehe ich anders, ganz klar negativ.
Pens and Freaks (Mittwoch, 09 Februar 2022 19:53)
Danke, Frank. Mir sagte vor vielen J GF Rösler von MB. Wir können elastische Federn nicht mehr anbieten. Die Leute haben vielfach kein Gefühl mehr für eine Feder und drücken auf. Wir hätten nur noch Ärger.
Lamy 2M-Federn sind so eine Sache. Stimmt. Es gibt auch tolle F. Aber selten.
Der M1000 ist auch sehr speziell. Ich kenne den Federentwickler. Kein Konmentar.
Welche Feder suchst Du denn?
VG Thomas
Frank (Donnerstag, 10 Februar 2022 16:48)
Hallo Thomas,
nun, ich habe mich dazu entschieden, einen M400 mit F-Feder aus aktueller Produktion liefern zu lassen. Dann werde ich ausprobieren, ob der Halter quietscht oder kratzt und wie ich mit der Federstärke klar komme. Ich würde dann einfach Pelikan hinzu ziehen, der Federtausch-Service innerhalb vier Wochen klingt vielversprechend.Und wenn ich der Meinung bin, dass der Halter absolut nicht zu mir passt, würde ich ihn an den Händler zurück geben und mein Glück auf dem Gebrauchtmarkt versuchen.
Generell sind die Aussage von GF Rösler und das Vorgehen von Pelikan ja nachvollziehbar. Auch ich drücke aus schlechter Gewohnheit und "Buntstift-Erziehung" fester auf als erforderlich. Geben wir unseren Kindern vielleicht ungünstige Malutensilien wie Wachsmalkreide, Buntstifte usw. in die Hand? Und dann sind da noch die viel zu allgegenwärtigen Kugelschreiber und Konsorten, die m. E. systembedingt einfach einen höheren Kraftaufwand in der Hand erfordern?
Ich erinnere mich an einen Kunstlehrer, der uns vor nun fast 25 Jahren mit dem Vergleich des Bleistifts mit einer Totenschaufel hat für dieses Thema sensibilisieren wollen.
Frank (Mittwoch, 16 Februar 2022 13:43)
Hallo liebe Freunde der Füllhalter,
inzwischen habe ich Lieferung eines M400 in F erhalten. Nun, ich bin positiv überrascht. Lasst mich noch ein wenig testen, dann gebe ich eine weitere ausführliche Rückmeldung.
Frank (Mittwoch, 23 Februar 2022 16:55)
So, hier meine versprochene Einschätzung:
Der Halter hat ein relativ massiv wirkendes Goldornament an der Kappe und das wirkt aus meiner Sicht etwas unbescheiden. Und man muss die Verschraubung der Kappe in der Tat wohldosiert anziehen. Das war es an negativen Punkten.
Größe und Schwerpunkt des Halters finde ich in Ordnung (für meine Hand), er ist erfreulich leicht und wird ohne aufgesteckte Kappe benutzt.
Die Feder an und für sich ist aus meiner Sicht gut. Sie fällt etwas breiter aus als ich es für F erwarten würde, aber damit komme ich gut klar (bei anderen Herstellern hätte ich halt M gekauft). Flex gibt es keinen, die Rigidität hingegen geht in Ordnung. Man weiß, dass der Halter so konstruiert ist und worauf man sich einlässt. Tintenleiter und Tintenfluss scheinen in Bezug auf die Pelikan 4001 königsblau sehr gut zu harmonieren. Der Tintenauftrag ist satt aber nicht über Gebühr nass.
Die Feder kratzt oder quitscht nicht, ein für schmalere Federn übliches leichtes Geräusch ist bei Stille zu vernehmen, das finde ich aber nicht problematisch.
Längere Texte und einige Konferenzmitschriebe im Homeoffice hat der Halter ebenso sehr gut bestritten.
Die Feder gleite unter gegeben Randbedingungen (Konstruktion/Auslegung des Schreibgeräts) sehr gut über's Papier. Vielleicht muss die Handhaltung des Schreibenden sich zunächst ein wenig an den neuen Halter und seine "sweet zone" anpassen, es kann aber auch dem Dippen, dem Füllstand des Reservoir oder den ersten geschreibeben Zeilen geschuldet gewesen sein, dass der Tintenauftrag zunächst etwas zögerlicher verlief als ich vermutet hätte.
Alles in allem ist zumindest mein M400 in F eine runde Sache, die ich jederzeit noch einmal kaufen und auch gegebenenfalls verschenken würde.
Bei meiner Suche in vielen Online-Handelsplätzen sah ich durchauf gepflegte und in gutem Zustand befindliche gebrauchte Kombinationen aus Federn, Haltern und Kappen, die ich nicht unbedingt für stimmig oder gehalten hatte. Ich bin der Meinung, dass meine Entscheidung zum fabrikneuen Halter aus aktueller Produktion richtig ist.
Als nächstes werde ich mir eine schöne Tinte, die zum blau-schwarzen Halter passt, aus meinem Fundus aussuchen.
Vielen Dank, insbesondere an Dich, lieber Thomas, für Deine Mühe und Beratung und die tolle Web-Präsenz als Forum.