Parker Duofold Senior (1929)

Warum nur einen fast 90 Jahre alten Füller unter die aktuellen Modelle? Gehört er nicht zu den Klassikern? Natürlich gehört er dahin. 

 

Er gehört aber auch zur großen Klasse der ewig Exzellenten. Er ist alt und zugleich jung. Er kann jeden Tag begleiten so als wäre er ein aktuelles Modell. Wer kann das schon von sich behaupten?

 

Daher gehört der Duofold genau hierher.

 

Einer der Klassiker der 20er Jahre: der Duofold von Parker, hier in schwarzem Celluloid
Einer der Klassiker der 20er Jahre: der Duofold von Parker, hier in schwarzem Celluloid

 

Bei meinem Modell handelt es ich um einen schwarzen Celluloid-Halter aus dem Jahre 1929. Das kann man recht genau datieren wegen des "Imprint" und der vergoldeten doppelten Kappenringe. Man sieht auch die vorsichtige Abrundung, die er im Vorjahr erfahren hatte. Dieser kanadische Halter trägt eine 14-K-Goldfeder und hat keine "14 K"-Bezeichnung. Er hat aber den noch uncharakteristischen Clip mit Parker-Gravur. Andere Anbieter hatten ähnliche Clips.

 

Noch fehlt der Parker-Clip, den erst der Nachfolger Vacumatic tragen sollte.
Noch fehlt der Parker-Clip, den erst der Nachfolger Vacumatic tragen sollte.

 

Die Schraubkappe sitzt fest und löst sich nicht. Das macht den Duofold universell einsetzbar. Er läuft auch nicht aus. Lediglich, wenn er längere Zeit aufrecht getragen wurde, muß der "Lucky Curve"-Tintenzuführer die Tinte wieder rasch zur Schreibspitze bringen, was ihm auch umgehend gelingt. Dafür tropft der Duofold nicht, was bei zeitgenössischen Haltern nicht unbedingt der Fall ist. Zwei typische Belüftungslöcher in der Kappe hat er auch. Das war früher üblich, um beim Kappenschluß für einen Druckausgleich zu sorgen. 

 

Sehr schön, so finde ich, ist das Griffstück mit der breiten Abschlußkrempe. Für mich liegt der Duofold leicht und sehr gut balanciert in der Hand. Geschlossen nicht zu groß hat er doch eine schöne Länge und das entkrampft die Hand, zumal der Griff- und Corpus-Durchmesser nicht zu klobig sind. Die Kappe läßt sich aufstecken, nicht besonders sicher, aber das muß nach meiner Einschätzung auch nicht sein.

 

Stattlich und souverän kommt der Duofold im Stil der 20er daher.
Stattlich und souverän kommt der Duofold im Stil der 20er daher.

 

Die Feder ist groß und paßt ausgezeichnet zum Erscheinungsbild und Schreibverhalten. Sie ist rigide, wie bei diesen Federn üblich (25 Jahre Garantie), und ausgezeichnet geschliffen. Sie ist recht modern geschliffen und dabei auch noch sehr exakt. Eine meiner besten feinen Federn. Allzu fein ist sie aber nicht. Der Hartgummitintenleiter ist grob und sieht sehr plump aus, tut aber, was er soll.

 

Die große 14K-Feder, hier aus Canada
Die große 14K-Feder, hier aus Canada
Einfach und gut. Der Tintenleiter aus Ebonit (Hartgummi)
Einfach und gut. Der Tintenleiter aus Ebonit (Hartgummi)

 

Das Füllsystem ist sehr klassisch. Ein Gummisack wird über einen Druckmechanismus zusammengequetscht und entfaltet. Dabei saugt der in die Tinte gehaltene Halter diese auf. Parker bevorzugte den Druckknopf mit einer Blindkappe gegenüber dem Hebelmechanismus. Dieser hatte sich in den USA und England rasch durchgesetzt. Bei Parker bekamen nur einfachere Modelle wie der Parkette einen Füllhebel. Der Vorteil des Drucknopf-Füllers ist es, daß kein Hebel als Fremdkörper am Schaft sitzt.  Die Tintenkapazität ist sehr gut. Im Bedarfsfall lassen sich solche Gummisack-Füller sehr einfach reparieren. 

 

Druckknopfmechanik des Schlauchfüllers, typisch Parker
Druckknopfmechanik des Schlauchfüllers, typisch Parker

 

Solche Halter benötigen keine besondere Tinte, da ihr Tintenfluß sehr gut und konstant ist. Auch hier bewährt sich die famose Aurora blau. Eine Rohrer und Klingner Königsblau wäre aber auch genau richtig gewesen.

 

Eine kurze Notiz. Tinte Aurora blau
Eine kurze Notiz. Tinte Aurora blau

 

Noch zum Abschluß die Duofold-Geschichte in Kürze: Lewis Tebbel hatte die Idee eines orangeroten großen "Jack-Knife"-Füllers für einen hohen Preis von 7 USD. Diese Idee erwies sich als äußerst erfolgreich und zudem entscheidend für den guten Markennamen Parker. Der Firmenchef Kenneth Parker hatte den Clou mitgetragen. Der "Big Red" aus orangerotem Hartgummi war bis zum ersten Einschlag ein Bestseller. Dann kam mit dem Zelluloid von Sheaffer (Dupont) der erste Einschlag. Den strahlenden Farben hatte Parker zunächst nichts entgegenzusetzen. Gallalith aus Kasein wurde schnell stumpf. 1925 und somit ein Jahr später als Sheaffer brachte Parker nun auch Zelluloid-Halter, natürlich in Orange. Im Verlauf zeigte Parker weitere Farben wie Jadegrün, Blue Marble und den damals nicht erfolgreichen, heute gesuchten Mandarin in Gelb. 

 

Dann kam es 1929 zu einem dezenten Redesign mit leichter Abrundung der Enden an Kappe und Schaft. Und 1930 kam dann der zweite Einschlag: der unten gezeigte Sheaffer Balance mit seinen schicken Rundungen. Bis 1933 wurde der Duofold noch in den USA hergestellt, in England und Kanada noch bis in die 40er Jahre. Nachfolger des Duofold wurde ab 1933 der Vacumatic, dessen neues Füllsystem zugleich Namensgeber war.

 

Alt und neu: Der Sheaffer Balance von 1930 ließ den Duofold plötzlich alt und plump aussehen.
Alt und neu: Der Sheaffer Balance von 1930 ließ den Duofold plötzlich alt und plump aussehen.

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Kommentare: 2
  • #1

    pens-and-freaks (Dienstag, 02 August 2016 21:43)

    Ein konstruktiv hochwertiger und damals sehr teurer Füllhalter, der auch nach fast 90 Jahren immer noch überzeugt. Sehr schönes Handling, meiner Meinung nach besser als beim Sheaffer Balance, der deutlich kürzer ist.

  • #2

    Fred (Donnerstag, 04 August 2016 23:05)

    Hallo Thomas. Sehr schöner Bericht. Auch die Bilder gefallen mir sehr gut. Mach weiter so. Deine Seite gefällt mir sehr. Viele Grüße Fred