Lamy Studio Palladium (Modell 068)

in Federstärke EF, 14-K-Goldfeder

Heute möchte ich euch einen guten alten Bekannten, den Lamy Studio, in Erinnerung rufen.

 

Nun, wenn es um hochwertige, aber nicht so kostspielige Füllhalter geht, fällt der Name Studio nicht selten. Zumal man die Lamy ja immer einfach vor Ort sehen und ausprobieren kann. Auch der Service der deutschen Firma aus Heidelberg-Eppelheim ist bekanntermaßen sehr gut. Neben den Modellen aus Edelstahl und beschichtetem Metall gibt es als hochwertigste Variante den Palladium mit zweifarbiger 14-K-Goldfeder.

 

Der Studio kam 2005 in den Handel und wurde vom inzwischen verstorbenen schweizerischen Industriedesigner Hannes Wettstein entworfen. Haupt-Designmerkmal des sehr schlichten und sonst recht undramatischen Modells ist der gewundene Clip.

Wesentliche Eigenschaften sind:

  • Gewicht 32 g, ohne Kappe 22 g
  • Länge 14 cm, ohne Kappe 12,2 cm
  • Durchmesser Griffstückmitte 11 mm, Corpusdicke max. 12,2 mm
  • Steckkappe
  • Eigengefederter Clip
  • Palladiumbeschichtete Oberfläche auf Metallhülse
  • Palladiumbeschichtetes Griffstück
  • Konverter Z27 mitgeliefert? NEIN
  • Goldfeder: teilplatiniert, 14 K; Federstärken EF, F, M, B, OM und OB

Es folgt ein Schriftbeispiel mit einer mitgelieferten Großraumpatrone (proprietär, also nur für Lamy geeignet) in blau. Ein Konverter wird leider nicht mitgeliefert, was bei dem Verkaufspreis von derzeit EUR 160 (12/17) unverständlich ist. 

Mit der normal gesättigten und bekanntermaßen eher trocken schreibenden Lamy blau wird ein saftiges Schriftbild erzielt, die Feder läuft eher etwas breiter als bei den Edelstahlfedern in EF. Eine hauchfeine Feder ist es aber definitiv nicht. Mit breiter fließenden Tinten, z. B. von Diamine, aber auch von J. Herbin, wird der Strich noch breiter ausfallen. Ich kenne mehrere dieser Goldfedern. Sie haben definitiv mehr Fluß und sind viel charaktervoller als die Stahlfedern, neigen aber bisweilen zur Kratzigkeit. Das ist hier praktisch nicht der Fall. Die Feder gleitet sehr angenehm und hat eine leichte konturierte Elastizität, ohne richtig elastisch zu sein. Durch vermehrten Druck läßt sich eine gewisse Zunahme der Strichbreite erreichen. Das Aussehen der Feder gefällt mir sehr gut. 

Zusammenfassende Beurteilung:

 

Positiv an Füllhaltern ist immer, wenn sie nicht zu groß und nicht zu klein sind. Das ist hier, ähnlich wie beim legendären 2000, gut gelungen. Der Halter ist auch lang genug und recht gut bilanziert, auch nicht zu schwer. Die Oberfläche dieses Modells macht einen wesentlich angenehmeren und hochwertigeren Eindruck als die anderen Modelle. Es fehlt Gott sei Dank die Raspeligkeit der Strichmattierung der Edelstahlvariante und auch die Beschichtung mit Pd ist erfahrungsgemäß (z. B. beim Kugelschreiber Lamy 2000 in Grenadillholz) sehr gut. Das dürft auch hier so sein. Die beschichteten Varianten werden schnell matt und zeigen auch Zerstörungen der Oberfläche durch Clip oder auch am Kappenrand). Es faßt sich sehr gut an und auch das Griffstück ist nicht so rutschig wie bei den beschichteten Modellen und natürlich auch nicht so weich und evtl. im Verlauf klebrig wie bei den Edelstahl-Varianten. Die Kappe sitzt fest und der Clip ist funktionell in Ordnung. Er sitzt fest und leiert nicht aus, das Clip-Ende schont Innenfutter und dgl.

 

Die hochwertige und schöne Goldfeder macht schließlich aus dem Studio erst das Modell, das man sich bei dieser Serie gerne wünscht in Angenehmheit, Hochwertigkeit, Design und auch Schreibqualität. Schön auch, dass durch die homogene Ausführung von Griffstück und Corpus/Kappe ein einheitlicher Eindruck entsteht. Dass ein Konverter beiliegt, hätte man schon erwartet.

Da ich ihn auch zu einem sehr guten Preis gesehen hatte, habe ich mich für ihn entschieden und bin sehr zufrieden.

 

Ich hoffe, der Bericht hat euch gefallen. Viele Grüße, Thomas


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Kommentare: 11
  • #1

    Alfred (Sonntag, 28 Januar 2018 01:38)

    Toller Bericht. Ich hoffe Sie werden lange Ihre Freude an dem Palladium-Studio haben, genauso wie ich.
    Ja die Sache mit den Konvertern bei Lamy...
    Ich habe es an anderer Stelle schon gesagt: Wenn Lamy eigentlich zu Recht mit seiner "form follows function" Philosophie die Funktion so herausstreicht, wäre es eigentlich schon von diesem Gesichtspunkt aus gesehen eher konsequent als ein Widerspruch, gleich den Konverter jeweils beizugeben. Im relativ hochpreisigen Segment sowieso. So toll und verehrungswürdig ich die Firma auch finde, so sehr ich den gelebten Anspruch "Made in Germany" auch unterstütze, und so viel Freude sie mir in all den Jahren bereitet hat, ist man auch hier ganz und gar nicht frei von Makel (bitte nicht falsch verstehen: ich rede hier nicht allein von Konvertern).
    Schade eigentlich - doch es bedeutet im Umkehrschluss auch, dass man sich mit wenig Aufwand noch ziemlich verbessern kann, was doch eigentlich positiv ist. .
    Es grüßt wieder einmal

    Alfred

    (Der sich noch zum eifrigsten Gastschreiber mausert...!)

  • #2

    Pens and Freaks (Sonntag, 28 Januar 2018 14:12)

    Ja, Alfred, danke für den freundlichen Kommentar.

    Der Studio mit Pd-Beschichtung ist ein attraktiver Schreiber.

    Ein Konverter muss dabei sein. Auch wenn vielleicht die typische Kundschaft die Patronen nimmt.

    Honi soit qui mal y pense ...

    Viele Grüße
    Thomas

  • #3

    penpal1962 (Dienstag, 26 Mai 2020 18:27)

    Ursprünglich -auf Wunsch von H. Dr. Lamy persönlich- sollte der studio "duktus" heißen (persönliche Handschrift, Schreib- oder Sprechweise). So hiess er in der Projektentwicklung, jedoch setzten sich an Ende die Befürworter einer eingängigeren Bezeichnung durch.
    Die größte Herausforderung war letztendlich die materialtechnische Umsetzung des "Propellerclips" . Bei dem fliessenden Wechsel von der Horizontalen in die Vertikale die notwendige Spannung/Federung sicher zu stellen, ohne dass die Punktauflage auf dem Korpus auf Dauer zu Kratzern führt, ist bei der geringen Masse das Meisterwerk an sich.

  • #4

    Pens and Freaks (Dienstag, 26 Mai 2020 19:02)

    Vielen Dank, penpal1962, für Deine Informationen. Sehr interessant!

    Viele Grüße Thomas

  • #5

    Frank (Samstag, 16 November 2024 08:47)

    Langzeiterfahrungen Beschichtung Pd

    Guten Morgen Thomas,

    wie Du auch schreibst, sind die Beschichtungen der Lamy Studios etwas anfällig im Bereich des Clips und der Kante an der Kappe.

    Wie ist Deine Langzeiterfahrung bezüglich der Palladium-Oberfläche des Studio?

    Danke und lag ebe Grüße

    /f

  • #6

    Pens and Freaks (Sonntag, 24 November 2024 00:45)

    Hat etwas gedauert, weil ich verreist war, Frank.
    Bei einem Exemplar an der Kappe Abplatzen der Beschichtung, bei einem anderen nicht.
    Wurde kostenlos schnell getauscht. Seither nichts mehr außer einem Austausch der Innenkappe.

    Beurteilung: Die Pd-Beschichtung erscheint sehr robust zu sein. Die Beschädigung war keine typische Abnutzung, wie man sie von den Soft-Oberflächen kennt.
    Insgesamt macht der Studio Pd mit seiner hübschen Goldfeder einen sehr guten Eindruck.
    Das Kappenproblem, sie faßte schon immer eher „knapp“, scheint auch nicht typisch zu sein, auch die einfacheren Studio zeigten bei mir keine Kappenauffälligkeiten im Gebrauch.
    Den Studio Pd kann man empfehlen, gegenüber einem Aion z. B. haben wir es hier mit einem soliden Modell zu tun.
    Bei starkem und robusten Gebrauch kann ich natürlich nicht die Hand ins Feuer legen.

    Viele Grüße Thomas

  • #7

    Frank (Montag, 25 November 2024 22:45)

    Hallo Thomas,

    danke für Deine Antwort. Dann hoffe ich, Du hättest eine gute oder erfolgreiche Reise.

    Nun, den Studio in gebürstetem Stahl kenne ich, seit ca. 2005. Ein Griffstück hat der sich selbst zersetzende Softlack auf dem Gewissen, aber sonst ist dieser Studium-erprobte Studio absolut unauffällig und aus meiner Sicht ein Top-Schreibgerät. Der Studio Palladium würde somit das "Upgrade" dieses Füllers.

    Zu Deinen Zeilen, das heißt speziell Deine Beanstandungen der Beschichtung wegen erwiesen sich eher als Singularität.
    Und, der Lamy-Service gilt eigentlich sowieso als mustergültig, besser noch, man braucht ihn dennoch gar nicht erst.

    Auch beim Aion bin ich bei Deiner Einschätzung, ich habe einen in silbern als Schwarz-Schreiber; miit der alten, doch schon etwas eingedunsteten Lamy schwarz auch ein tolles Schreibgefühl. Allerdings, der Studio liegt besser in der Hand und mutet dann doch etwas weniger an. Auch die Kappe beim Aion wirkt aufgesteckt weniger solide eingerastet und dreht leichter(was aber nur mein Gefühl sein kann)

    Zum Ideos (oder so ähnlich; ist er überhaupt noch im Programm?) oder zum Scala mag ich wenig beitragen, ich kenne sie nur vom.Foto. Dialog und Imporium wirken auf mich recht monumental und schwer, sie habe ich aber auch nicht ausreichend lang geschrieben für eine fundierte Betrachtung.

    Und letztlich geht es mir beim Studio auch ein wenig um Hannes Wettstein, dessen Formensprache ich persönlich sehr schätze.

    Daher schließe ich mich Deinem Urteil an, ich hätte in diesem Umfeld auch primär den Studio empfohlen. Zur Z5x- Goldfelder kann ich allerdings noch nichts schreiben, die des Studio wäre die erste in meiner Hand. Ich erwarte, dass sie sich anders anfühlen wird als die von meinem Lamy 2000, der mit M-Feder in gewisser Weise ein "Salonlöwe" ist..

    Danke und gute Nacht, viele Grüße

    /f

  • #8

    Frank (Mittwoch, 27 November 2024 17:29)

    Hallo Thomas,

    darf ich noch eine Frage anhängen: Ich meine, Du hättest auf Deinen Seiten erwähnt, dass Du mit diesen Halter alte, also Eisengallus-basierte Montblanc Midnght Blue verwendest und dass diese gut zum Halter passte. Die Montblanc-Tinte (jedenfalls mit Eisen-Ionen komplexierender Gallussäure) gibt es schon länger nicht mehr, wodurch könnte man sie ersetzen?

  • #9

    Pens and Freaks (Mittwoch, 27 November 2024 20:07)

    Hallo Frank,
    im wesentlichen gibt es zwei leicht zu bekommende Eisengallustinten.
    Die Pelikan Blauschwarz
    und die Rohrer und Klingner Salix (daneben die rötliche Scabiosa).
    Schließlich die Platinum Blue-Black, die im Faß hierzulande recht teuer ist. Ich mußte mir noch kein Faß nachkaufen, daher habe ich in England und Japan noch nicht nachforschen müssen. Vorsicht! Die Patronen sind proprietär.
    Diese drei sind problemlos.
    Achtung vor der Akkerman IJzer-Galnoten (IJ schreibt man im Niederländischen wirklich so). Sie enthält viel Eisengallus und kann zu irreversiblen Ablagerungen führen.
    Ich empfehle die Platinum wegen der Farbe und des Tintenflusses.

    Viele Grüße Thomas

    P. S.: Viele Infos, sicherlich weltweit am ausfüurlichsten aus einer Hand in der Rubrik Tinte.

  • #10

    Frank (Mittwoch, 27 November 2024 22:24)

    Hallo Thomas,

    auch Lamy hat in der Serie LAMY T 53 crystal ink eine Eisengerbstofftinte, mild formuliert. Laut Hersteller-Webseite von Nov. 2024 zu € 10,00 / 30 ml;
    Zitat: "Die Farbe Benitoite ist blau-schwarz und dokumentenecht. Nicht zum Verzehr geeignet."
    Ich habe sie im Lamy 2000 problemlos im Einsatz.


    IJ kannte ich vom IJsselmeer.

  • #11

    Pens and Freaks (Mittwoch, 27 November 2024 23:01)

    Ja, stimmt. Habe ich vergessen. Ihr geht der Charakter einer gestochen scharf laufenden Eisengallustinte ab. Sie hat einen recht saftigen Lauf offenkundig durch einen sehr geschmeidigen Anteil an wasserlöslicher Tinte. Noch ausgeprägter die breit laufende und farbintensive KWZ aus Polen.

    Viele Grüße