DELTA Fusion 82 – Stub

Der DELTA Fusion 82 kam 2012 auf den Markt für 2013, dem 30. Geburtstag der italienischen Marke aus der Nähe von Neapel. Man kannte DELTA vor allem durch seine orangefarbenen Dolce Vita oder auch einige Spezial- bzw. Sondermodelle. Gerade gegenüber manchen italienischen Herstellern sprach die Verarbeitung und die zurückhaltende Seriosität für diese Marke. 

Dann wurde die FUSION-Feder vorgestellt. Eine Stahlfeder mit fest aufgebrachtem (fusioniertem) 18-K-Goldblatt. Bei einem Preis um ca. 210-255 EUR vielleicht sogar noch tolerabel. DELTA stellte die Feder aber in außergewöhnlich offensiver Weise vor und pries die FUSION als technische Weiterentwicklung mit verbessertem Schreibverhalten und längerer Lebensdauer. Man rieb sich erstaunt die Augen. Edelstahl als Weiterentwicklung von Gold, bessere Dauerhaftigkeit, nicht so empfindlich wie Gold? Und dann die Krönung: Durch die feste Verbindung zwischen den beiden Metallen entstünde im Bereich des Tintentransportes zur Spitze eine höhere Temperatur und ein verbessertes Fließverhalten. Und das alles zu einem günstigeren Preis. Wenn man die Feder oberflächlich betrachtet, erscheint sie als 18-K-Goldfeder, so wie auf dem Goldblatt ausgewiesen. Mangeht davon aus, dies sei eine Bicolor-Goldfeder.

Die Fachwelt blieb erstaunt und mir ging es so, daß ich mir nicht vorstellen konnte, solch ein Produkt auch nur in die engere Wahl zu ziehen. Freak or Fake?

Im Vorjahr hatte ich bei der Nürnberg-Penshow die Gelegenheit, einen FUSION mit einer feinen Feder (ich glaube es war eine F) probezuschreiben. Leider war er schon vergeben: ein wunderbares Schreibgefühl! Ich war überrascht. Und in natura gefiel mir die recht große Feder sehr gut. Das Goldblatt sah überhaupt nicht merkwürdig aus. Eine runde Sache. 

Nun war es soweit: Ich erhielt einen FUSION! Ich wünschte mir eine STUB-Feder und es wurde ein Blaumarmorierter. 

Einige Daten:

• Länge 14,2 cm
  
• ohne Kappe 12,7 bzw. 10,3 cm (mit/ohne Feder)
• Federlänge 2,4 cm und Breite ca. 8 mm
• Griffstückmitte 11 mm
• Corpusmitte 13 mm
• Gewicht 22 g
• ohne Kappe 12 g
• Federn EF, F, M, B und Stub
• Stahlfeder mit Massivgoldauflage ("Klötzchen") 18 K
• Garantie: "Lifetime"
• Acrylglas-Corpus (aus dem Vollen gedreht)
• Rhodinierte Beschläge
• Eigengefederter Clip mit hoher Vorspannung
• Eingelaserte Bezeichnung DELTA ITALY und Numerierung (hier 4029)
• und im breiten Kappenband FUSION 82
• Kartuschen-Konverter-System (internationale Norm)
• Kunststoff- auf Kunststoff laufende Verschraubung des Corpus
• Schraubkappe, festsitzend, ca. 1 1/8 Umdrehung

Man sieht an den Daten: Es ist ein recht kurzer, durch die stattliche Feder nicht ganz schmächtig erscheinender Corpus mit geringem Gewicht. Die Kappe läßt sich aufstecken, dann sind es 16 cm, aber die Kappe sitze ganz lose! Da ich ohne aufgesteckte Kappe in aller Regel schreibe, fällt das nicht so ins Gewicht. Aber ich wünschte mir den FUSION länger. 

Sehr gut die "Lifetime Guarantee" und die Materialanmutung. Einwandfreie Ausarbeitung bis ins Detail. Fast! Die Schraubkappe kann beim Festschrauben auch leicht verkanten. Das kann man besser machen. Es geht aber und es gibt viel Schlechteres. Die Kappe sitzt fest und sie scheint auch gut abzudichten, zumindest im bisherigen täglichen Einsatz ohne Liegezeiten. Dazu mehr zu gegebener Zeit im Kommentar.

Die Federauswahl gefällt mir. Nach wie vor gibt es namhafte Hersteller, die bis heute es nicht so sehen, daß der Kunde eine diffenzierte Federauswahl unter Einbeziehung von Bandzugfedern wie die Stub zu schätzen weiß. So deute ich z. B. ein vor kurzem geführtes Telefonat.

Bei Delta hat man sich auf das genau richtige Maß beschränkt. Man geht von EF (die probierte F war wirklich recht fein), läßt die durchaus beliebte B nicht außer Acht und bringt für den noch breiteren Bereich eine wirklich breite und spektakuläre Stub.

So sieht die Verpackung aus, die mich nicht so richtig interessiert. Ich wünschte mir praktische Accessoires wie ein "Transportbehälter" und nicht solch aufgesetztes Zeug ohne Relevanz. Drei Normalmaßpatronen neben Anleitungen und Lobeshymnen zur FUSION-Feder. Aber es geht ja um das Schreibgerät.

Und das ist der FUSION 82 in der Farbe Blue. Daneben gibt es ihn auch in Black, Grey, Fuchsia, White und Brown. Zudem gibt es auch die Variante FUSION One und den Journal . Schließlich wird die FUSION-Feder auch im Dolce Vita und Soiree angeboten. 

Die FUSION-Feder. Die sehr schöne Stub suggeriert auf den ersten Blick eine Bicolor-18-K-Goldfeder, die sie nicht ist!

Zuviel versprochen? Das ist das Schriftbild mit der sehr gut harmonierenden Herbin-Sondertinte, die ich sehr mag und auch nachkaufen werde. Lucius gefällt der Fusion offensichtlich auch. Er möchte damit aber nicht schreiben. 

Wie schreib er nun in Stub? Die Tinte erhöhter Sättigung, die Bleu Océan von Herbin, wird einfach über einen hochwertigen und sicher sitzenden Steck-Konverter üblicher Füllmenge (nur 0,7 mL) mit dem Drehknopf gefüllt.

Der Halter schreibt mir sattem Fluß, gleichmäßig und ohne jegliche Tintenflußprobleme. Das sieht genauso aus wie mit der feinen Feder, die ich im Vorjahr probieren konnte. Das ist hohes Niveau und es ist mir völlig gleich, wie dieses erstaunlich gutes Ergebnis erzielt wurde. Das Resultat ist erstklassig. Die Feder, die wunderbar gearbeitet ist, schreibt sich glatt und leise und dennoch schreibt sie immer sofort an. Nicht überpoliert! Solche Federn mit einem gewissen Italic-Charakter brauchen einen exakten Ansatz, sonst können sie durch Verkanten dann doch kratzen und im Strich schwächer werden oder gar aussetzen. Das ist sicher keine Feder für Schnellschreiber, die die Feder nicht exakt führen können.

Man sieht schon, daß sich die Strichvariation anders auswirkt: Wenn man die Feder nicht schräg wie hier, sondern von oben nach unten mit dem breiten Strich führt, entsteht eine andere Differenzierung. Den breiten und gleichmäßigen Längsstrichen stehen schmalere, aber nicht extrem schmale Querstriche (wie bei Italic) gegenüber. Die rigide Feder ist sehr safitg, ohne je übersättigt zu wirken. Prinzipiell kann man die Feder längs oder schräg ziehen oder von oben nach unten laufen lassen.

Wahrscheinlich kommt die vorzügliche Feder von Bock in Heidelberg, Hersteller der übrigen Delta-Federn. Man spricht in den Unterlagen von kompletter italienischen Fertigung eines komplett italienischen Produktes. Naja. Der (wohl) Spritzkunststoff-Tintenleiter macht eine hervorragende Arbeit. Er ist sauber montiert und hat eine geringe Divergenz in der Querachse. Ich werde dies so belassen und nicht korrigieren. 

ZUSAMMENFASSUNG:

Meine Beurteilung: Der FUSION 82 der bewährten hochwertigen italienischen Marke DELTA ist ein durchschnittlich großer, eher kürzerer leichter Halter aus sehr guten Materialien in insgesamt hochwertiger Fertigung, wie man es von DELTA eigentlich immer gewöhnt ist. Der Hersteller gibt dazu eine "Liftetime Guarantee". Der Preis ist bei der Gesamtqualität und insbesondere bei den überaus erfreulichen Schreibeigenschaften absolut angemessen. Eine durchaus interessante Alternative dürfte diese Feder im Dolce Vita sein.

Wie auch immer das Schreibverhalten erzeugt wird, es ist so außerordentlich gut, daß schon die Feder als solches ein Hauptargument für diese DELTA-Modelle sein dürfte. Das gelungene Outfit der großen Feder kommt hinzu.

Auch wenn eine so saftige Stub-Feder, wie ich sie hier kennenlernen darf, keinen immensen Tintenvorrat bekommen hat, so könnte eine (wahrscheinlich passenden*) lange internationale Patrone, aus dem Glas mit Nadel und Spritze gefüllt, doch (Kapazität 1,5 mL) für ein langes Schreibvergnügen sorgen. *Vorsicht! Habe ich nicht überprüft!

Zudem hat man den Eindruck einer sehr guten Haltbarkeit und überlegten Fertigung, so daß Überraschungen in negativer Hinsicht nicht zu erwarten sind. Wichtig wäre noch, ob die Tinte (und wann) austrocknet. Das muß derzeit noch offen bleiben. 

Ich hoffe, liebe Leserinnen und Leser, euch hat dieser Bericht gefallen.

Viele Grüße

Euer Thomas