Dauereinsatz des TWSBI Vac 700: ein Tagebuch

Die Vorstellung neuer Füllfederhalter, zumal auch in technischer Hinsicht, kann nur unbedeutend sein in den ersten Betrachtungen. Im täglichen Einsatz sieht das vielleicht anders aus. Nun wäre ein solcher Bericht über einen Pelikan Souverän oder Lamy 2000 eine eher langweilige Sache, kennt man diese Halter doch sehr gut.

Bei einem TWSBI Vakuum-Füller ist das naturgemäß anders, zumal er einige Vorschußlorbeeren, aber auch einige Kritikpunkte bisher sammeln konnte in seiner kurzen Produktionszeit. Lassen wir uns also überraschen.

Heute vormittag habe ich den Test begonnen. In dieser Woche hatte ich einen neuen Feeder (Tintenzuführer) von TWSBI geschickt bekommen. Der Kontakt mit der Firma ist sehr freundlich, schnell und unkompliziert. Man war der Meinung, daß der neue Tintenleiter einen besseren Tintenfluß ermöglichen würde, was auch stimmt. Eine EF-Feder ist keine BB-Feder, das ist klar, aber mit der Diamine Midnight kommt ein recht gute und vor allem flüssige Tintenspur zustande. Etwas mehr Brillanz, die diese Tinte fraglos hat, könnte aber die Feder erlauben. Aber es ist die erste Füllung.

Ich war heute früh bei dem wunderschönen Wetter mit dem Fahrrad einkaufen und ca. 90 min. unterwegs. In einem Pelikan-Lederetui hatte ich den Vac 700 und den Füllknopf und somit die Tintenzufuhr gesperrt. Nach der Rückkehr nach Hause entstanden die Bilder. Die minimalen Tintenreste waren zuvor schon vorhanden, neue sind nicht hinzugekommen.

Zur Rekapitulation: Der Vac 700 hat ein Vakuum-Füllsystem, das über einen Kolben und eine Druckstange gefüllt wird. Wichtig ist, daß die sehr große Edelstahlfeder und somit der Feeder komplett in Tinte sind. Das bedeutet umgekehrt, daß aus einem recht leeren Glas ohne Füllhilfe für die Neige der Halter nicht mehr gefüllt werden kann. So ging es mir mit der Diamine Midnight. Ich habe daraufhin den Halter unkonventionell mit einer Nadel und Spritze direkt gefüllt und auch nahezu vollständig, indem ich das Griffstück abschraubte und die Tinte direkt in den Schaft injizierte. Die Tinte läuft frei im Corpus, sie gelangt bei der Injektion am Kolben vorbei in den Vorratsraum.

Das liegt daran, daß bei einem Vakuum-Füller nach dem Losschrauben des Füllknopfes und Ziehen der Druckstange beim Hinunterdrücken der Stange die alte Tinte über die Feder ausgespritzt wird und bei dem erzeugtem Sog an dem Kolben vorbei die Tinte dahinter in den Behälter gelangen kann. Im vorderen Teil, in dem der Kolben steht, ist demnach die Schaftinnenseite breiter, um das Aufsaugen der Tinte möglich zu machen.

Der sehr große und sehr gut balancierte Vac 700 überzeugt mich optisch enorm, auch eine geringere Füllmenge des grau gefärbten, aber durchsichtigen Gehäuses, stört wesentlich weniger als bei einem "Clear"-Modell. Ich selber werde auf Tricks zum vollständigen Füllen über die Druckstange verzichten und gerne eine 2/3-Füllung akzeptieren. In meiner Betrachtung steht, wie die vollständige Füllung geht. Die Füllmengen 2/3 und komplett werde ich im Verlauf messen und Euch nennen.

Abschließend folgen für heute die Bilder.

Heute habe ich Bilder gemacht vom Füllmechanismus vor dem Füllen mit der Diamine Bilberry. Der Mechanismus funktioniert prinzipiell gut. Allerdings wird der Kolben an der Innenwand des Corpus schon hin- und hergewalkt - wie bei einem Scheibenwischer. Ich denke durch den Einsatz des beigepackten "Silicon Greese", wie es imme so schön heißt, läßt sich der Kolben geschmeidiger machen. Der Ausbau des Mechanismus ist ja gegenüber den Kolbenfüllern 540 sehr einfach.

Anbei ein Schriftbeispiel mit der Diamine Bilberry.

Der Tintenfluß der sehr feinen und kratzfreien Feder ist mit der Diamine Midnight nicht so gut gewesen, wie ich mir das erwartet habe. Die Midnight gilt als wasserlösliche brillante Blauschwarze mit sehr gutem Fluß. Noch besser fließt die Bilberry, mit der das Schreiben mit dem Vac 700 mehr Spaß macht.

Dennoch: Unter dem Vorbehalt, daß andere Federstärken neuester Produktion den vom 540 gewohnten Federstandard haben oder haben werden, bin ich mit den Eigenschaften der EF-Feder zufrieden, vielleicht könnte der Fluß noch etwas stattlicher sein.

Ursache sind nach üblicher Einschätzung die sehr eng sitzenden Federschenkel mit schmaler Schlitzung. Ich bin mir recht sicher, daß die zusätzlichen Federn, z. B. die Stub-Federn, hier schon gleich sehr gut daherkommen. Das ist beim 540 nämlich der Fall, eine enorm gute Feder, auch im Vergleich zu hochpreisigen Federn.

Am vorigen Montag bin ich mit dem Vac 700 in der Tasche gejoggt. Der Fülknopf war zu. Nur aus dem Tintenleiter kleine Tintenspritzer auf der Tinte, keine Tropfen in der Kappe und auf dem Füllgriff. Eine wirklich überzeugende Leistung, die flüssige Tinte kann eben bei dieser 30-Minuten-Belastung austreten, aber es kommt nich tzu einem unkontrollierten Nachfließen aus dem Corpus und dann auch zu keinem Herausfließen der Tinte.

Ein Business-Füller, ich denke schon. Dergroße, einzigartig gestaltete Füller macht einen klassenlosen Eindruck, sehr sehr schön.

An anderer Stelle wurde die Tage nachgefragt, wo man denn den Vac 700 gut bekommen könne, man habe im Nachbarland keine so guten Erfahrungen mit der Lieferung gehabt. Eine solche Bestellung kann ich natürlich nicht kommentieren bzw. einschätzen. Nur soviel: Es gibt für die taiwanesische Marke wenige Händler in Europa, die die Palette anbieten und dann auch noch so beliefert oder nachbeliefert werden, daß es zu keinen relevanten Wartezeiten kommt.

Die Nachfrage nach den TWSBI, und das wird nach Erscheinen des "Clear Demonstrator" auch so sein, ist bestimmt sehr hoch. Auch in USA werden die Halter sehr gefragt. Insofern ist es entscheidend, daß der Verkäufer eine Wartezeit im entsprechenden Falle angibt oder auf Nachfrage dies auch in etwa einschätzen kann. Ansonsten muß man davon ausgehen, daß die Ware lieferbar ist. Genau hier kommt es im Fall der Fälle regelhaft zu Unmut, wenn eine Lieferzeit nicht angegeben wird.

Ich selber möchte hier aus Gründen, nicht Werbung machen zu wollen, den Händler nicht nennen, obwohl ich das sicherlich hier könnte. Für mich ist und bleibt meine ideelle Unabhängigkeit sehr wichtig und sie ist auch eine Vertrauensbasis für meine Leser, die von mir erwarten können, daß ich ihnen einen Eindruck über ein Thema gebe, der keinerlei geschäftliche Motivation kennt.

Andererseits kann ich nicht umhin, im Sinne einer persönlichen und oft jahrelangen Wertschätzung, nicht einer Firma, aber einer Person persönlich zu danken, die mir nicht nur verkauft, sondern auch besondere Produkte besorgt oder mir im Servicefalle unter die Arme gegriffen hat. Dies konnte auch sein, daß ich über einen Anbieter den Service für ein Produkt, das in Deutschland nicht angeboten wurde und von mir in USA gekauft wurde, erhalten konnte.

Das wollte ich an diskreter Stelle, weil es beim TWSBI gerade paßt, so anmerken.

Dies auch insofern, weil man doch gefragt wird, wo man diese attraktiven TWSBI bekommen kann. Ursprünglich waren die Füllhalter über TWSBI in Taiwan direkt verkauft worden, in USA sind sie zwischenzeitlich gang und gäbe und auch in England haben sie Verkäufer gefunden.

In einer Zeit, in der manche namhaften Hersteller ihr Heil in den "Limited Editions" suchen, ist es für mich und wohl auch für andere sehr interessant, daß sich ein für uns bis vor kurzem unbekannten Hersteller wie TWSBI gelingt, technisch, optisch und emotional besondere Füllhalter herzustellen.

Das heißt nicht, daß es nicht viele andere Produkte gibt, die im täglichen Einsatz überzeugen können. Wir wollen gespannt sein, ob und wie sich der Vac 700 weiter bewährt.

Ich überlege, nach Eintreffen der "Clear Demonstatoren" einen weiteren Vac 700 zu kaufen. Vielleicht dann auch mit einer Stub-Feder, wenn die kürzerfristig doch kommen wird.

Der Tintenfluß des Vac 700 ist mit der Zeit doch wesentlich knapper als beim 540. TWSBI weiß das und findet es auch nicht gut. Bock sagt, die Federn seien in Ordnung und müßten so sein. TWSBI arbeitet an einem neuen Feeder, der für noch mehr Power sorgen soll. Innerhalb eines Monats will mit TWSBI einen solchen Feeder zukommen lassen. Ein toller Service.

Spekulieren dürfen wir, warum man hört, TWSBI würde die Federn zukünftig von JoWo in Berlin produzieren lassen, nach Schmidt und Bock also der dritte Produzent. Für die 540 wäre das insofern sehr schade, weil die Federn einen sehr guten Eindruck machen und ein überzeugender Tintenfluß bei exzellentem Schliff gerade bei den Stub-Federn möglich ist. Und das ist keine Selbstverständlichkeit. Ob über JoWo solche Federn angeboten werden würden, muß man eher bezweifeln. Schön wäre es aber doch, wenn die hochattraktive Stub bei den TWSBI erhalten werden könnte.

Ich werde berichten, wie es weitergeht.

TWSBI schickt mir den neuen Tintenleiter zu. Bin gespannt, ob es hinhaut.

Heute kam der Clear Demonstrator von The Writing Desk. Habe eine EF und eine Stub 1,1 mm bestellt. Diese Federn sind von JoWo aus Berlin. Die Stub gab es nicht von Bock und die Federstärke stand seitlich und  nicht am unteren Ende der Feder. Den Clear gibt es nur mit den neuen Federn. Die farbigen Modelle kamen ja früher.

Die Mechanik funktioniert tadellos. Die Smoke-Griff- und Endstücke passen sehr gut, vor allem, wenn der Corpus gefüllt ist.

Ich habe die Stub 1,1 mm mit dem "Entenschnabel", der viel Kritik eingebracht hat, montiert und den Halter mit Diamine Racing Green gefüllt. Mal sehen.

Die EF, die mit einem kompletten Vorderteil geliefert wird, habe ich einfach auf meinen Smoke-700er geschraubt.

Die vor kurzem gelieferte neue Federeinheit hatte kaum mehr Fluß und die Spitze ist etwas tooothy gegenüber Bock.

Die neue EF-Feder von The Writing Desk ist auch ein bißchen tooothy, aber der Fluß ist mit der famosen de Atramentis Dunkelblau ausgezeichnet und das Schriftbild schön.

So hat der graue 700er endlich seine Feder und wohl auch seine Tinte gefunden. Diese de Atramentis, die wasserfest ist ohne Nano-Technologie und nicht zu breit läuft, scheint sich bei mir als Standardtinte mehr als zu bewähren.

Einige Zeit hatte ich nicht über den Vac 700 berichtet. Das lag einfach daran, daß ich ihn in einiger Entfernung hatte liegen lassen und ihn erst Anfang Dezember, war es wohl, mit vielen anderen Stiften zurückerhalten. Daher konnte ich den modidizierten Tintenleiter, den ich im Oktober noch erhalten hatte, erst vor kurzem auf der EF-Feder montieren.

Zur Erinnerung: Der an sich in Design und Technik besondere und lang erwartete Vac 700 von TWSBI war im Schreibverhalten weltweit nicht ganz so angekommen wie der Diamond 540. Das hatte unterschiedliche Gründe, um nicht zu sagen, es waren durchaus Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Füller- und dem Federhersteller. Ich möchte darauf hier nicht nochmals eingehen. Im Herbst hatte man nun einen erneut modifizierten Tintenleiter weiteren Ausgleichsrippen vorgestellt, der mehr Fluß bringen soll. Die Federn liefen sehr trocken. TWSBI, um da gar keine falschen Vorstellungen aufkommen zu lassen, war damit sehr offensiv und der Kundschaft gegenüber sehr servicefreundlich umgegangen. Auch ich erhielt einen neuen Tintenleiter per Post unsonst.

Wie man den Tintenleiter tauscht, ist keine besondere Sache. Ich könnte das filmen, möchte aber auf Youtube-Filme verweisen, die das sehr gut darstellen.

Gefüllt blieb der Vac 700 weiterhin mit der sehr fließfreudigen und dennoch nicht auslaufenden Diamine Bilberry, die ich zudem zum Vergleich auch im Pilot Bamboo F habe, der damit außerordentlich gut zurechtkommt.

Farbbrillanz und Fließverhalten der Tinte sind wesentlich besser geworden und jetzt gut. Die Tinte läuft dunkler und noch gesättigter im Bamboo, aber das ist kein Maßstab. Beide Halter schreiben mit dieser Tinte überzeugend.

In den übrigen Eigenschaften wie Material, Technik, Verarbeitung und Dauerhaftigkeit hat sich nichts geändert, es ist alles sehr überzeugend.

Ich selber mag den Vac 700 in Design und Handlung sehr. Er liegt mir noch mehr als der überzeugende 540.

Was man bei einem Kauf wissen muß: Ist da der aktuelle Tintenleiter montiert oder kann er besorgt werden? Das wären interessante Fragen vorweg. Ansonsten muß man es ausprobieren und im Bedarfsfall TWSBI konsultieren über deren Webseite.

Abschließend noch Bilder vom Clear Demonstrator. Die Stub-Federn im Vergleich.