PaF-Pen of the Month: April 2016

Delta Dolce Vita Medium



mit der J. Herbin Perle Noire


In unregelmäßiger oder regelmäßiger (?) Folge möchte ich euch ausgewählte Füllhalter oder Kombinationen mit Tinten vorstellen, die sich bei mir bestens bewährt haben. Qualität, Praxistauglichkeit und Ausstrahlung sind dabei besonders gelungen, zumindest nach meiner Einschätzung. 


Der Delta Dolce Vita wird in einer recht großen Zahl verschiedener Größen und Ausführungen, u. a. mit vergoldeten oder platinierten Akzenten, angeboten. Der stattliche Medium hat die typische orangefarbene Binde und die silberfarbenen Akzente. Dabei sind die Akzente platiniert. Das handgearbeitete Sterlingsilver-Kappenband ist das Highlight. Ein Kugel-Clip rundet den Stil der 30er Jahre ab. Die Grundform ist zylinderförmig ganz im Stile eines Montblanc 139.

 

Diese Ausführung bringt serienmäßig einen verschraubten Drehkonverter mit, der einwandfrei funktioniert. System "Internationale Patrone". Es gibt auch den Stantuffo mit Kolbenfüllsystem. Das Kunststoffgewinde des breiten Griffstückes sitzt recht fest in einem Metall-Fitting des Corpus. Bei einigen Exemplaren sitzen die Verbindungen fester, manche drehen sich auch einmal los. Das Kunststoffmaterial wird aus dem Vollen gedreht und unterliegt offenbar gewissen Schwankungen. Sonst ist die Ausführung außerordentlich gediegen. Wissen sollte man, daß die schwarze Version Soirée mit orangefarbenen Einsätzen etwas schmächtiger ist.

 

Der Halter ist nicht zu schwer und gut balanciert und die feste Kappe verhindert zuverlässig das Austrocknen der Tinte. Der Clip ist recht stramm, die Kugel ist eher optisch ansprechend als nützlich. Es gibt viele Clips, die hemdenschonender sind. 

 

Jeder Delta ist an der Kappe nummeriert. Der stämmige, recht kurze Schaft und insbesondere das Griffstück sorgen für ein sattes ruhiges Schreiben, wie man es z. B. auch von einem Pelikan M800 oder Montblanc 149 her kennt. Ein Aufsetzen der Kappe muß nach meiner Einschätzung nicht sein. 



Die Feder ist die Besonderheit, in jeder Hinsicht. Natürlich kenne ich das klassische Modell mit der platinierten 14-K-Goldfeder und ihrem schönen Decor. Dort gibt es auch eine immense Federauswahl, aber auch recht hohe Serienschwankungen. Diese Federn haben viele Ausreißer, die Erfahrungen damit gehen in erheblicher Weise auseinander. Die Fusion-Feder hingegen, ich habe viele davon, sind immer gleich gut, letztlich im Schreibverhalten ausgezeichnet. Daher ist für mich diese Kombination so gelungen. Ein guter und gleichmäßiger Tintenfluß ohne jegliche Aussetzer, hier mit einer recht schmalen EF, die aber nicht haarfein ist. Mit einer normalen Tinte kann man ein sehr gutes Schriftbild erreichen ohne jeden Druck. Die rigide Feder schreibt sich schon metallisch, verständlich bei dem Grundmaterial Edelstahl, aber sie gleitet perfekt auf jedem Papier. Das ist bei allen meinen drei EF der Fall, und auch bei einer Stub. Das 14K-Goldblatt mag Show oder Zierde sein, letztlich ist das Schreibverhalten der großen und schmucken Feder unglaublich gut. Und das auch verglichen mit den 14K-Federn. Die Fusion-Feder ziehe ich eindeutig vor. Probleme mit den Federn hatte ich keine. Keine Goldauflage ist bisher abgefallen, was wohl schon vorgekommen ist. Die Federn für Delta kommen von Bock in Heidelberg.



Die Tinte tut ihr übriges. Auch wenn sie bei dieser Feder nicht entscheidend ist. Die Perle Noire ist eine der besten schwarzen Tinten mit ihrem wunderbaren Lauf. Dabei ist sie auch deckend schwarz, einen minimalen Brauneinschlag sieht man nach meiner Ansicht nur beim Ausspülen. Ein Delta D. V. Soirée läuft bei mir tagtäglich mit der Aurora Blau in ebenso stetiger Weise. 

 

In Material, Ästhetik, Preis, Handling und insbesondere Schreibverhalten konnte mich der Dolce Vita bisher überzeugen. Da man diese Deltas, warum auch immer, heutzutage günstig bekommen kann, auch wenn sich Delta damit den gesamten Fachhandel vergrault, sind sie eine interessante Option. Auf Anfrage beim Anbieter wird die Lieferung von zweitklassiger Ware bestritten. Das sein A-Ware.

 

Viele Grüße

Thomas


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Kommentare: 3
  • #1

    Horst (Montag, 04 April 2016 22:06)

    Weil er ein Hingucker ist, gerade in dieser Farbkombination, hatte ich ihn auch schon mal auf dem Schirm. Der gedrungene, doch etwas kurze Corpus lässt mich aber immer noch zögern.
    Danke für die Vorstellung !

    Horst

  • #2

    Erasmus (Dienstag, 05 April 2016 16:36)

    Ebenfalls ein Dankeschön an dich für die Vorstellung.
    Orangefarbene Deltas (ob mit schwarzen Akzenten oder ohne) finde ich optisch richtig toll - zumindest auf Bildern, denn ich besitze keinen solchen selber. Das Orange leuchtet so schön, wie eine süße, saftige Apfelsine.
    Manchmal juckt es mich durchaus einen Dolce Vita auszuprobieren, aber zwei Dinge lassen mich zögern: (a) ich finde die Federn zu hart (habe für sehr wenig Geld einen gelben Delta Gallery erstanden, mit regulärer Goldfeder - darauf beruht mein Urteil). Und (b) finde ich die Feder etwas zu mickrig im Vergleich zur Größe (eigentlich Dicke) des Griffstückes. Das ist also ein subjektives ästhetisches "Problem", sonst nix.
    Natürlich weiß ich nicht, ob die Fusionfeder ebenso rigide ist, wie die normale Goldfeder, oder ob sich die Federn des Gallery nicht doch von denen des Dolce Vita unterscheiden.
    Viel Freude wünsche ich dir auf jeden Fall mit dem schönen Stück.

  • #3

    pens-and-freaks (Dienstag, 05 April 2016 20:16)

    Vielen Dank, Horst und Erasmus, für eure Kommentare. Das mit der Größe der Federn habe ich auch immer so gedacht. Beim Schreiben kommt es mir persönlich nicht mehr so vor. Gegenüber z. B. einem MB 149 ist die schmalere Feder kompakter zu führen und das Gesamtbild paßt in meinen Augen schon. Ich mag lange Halter und die kurzen Japaner oder auch die Pelikan M200er/400er sind mir ohne Kappe zu kurz. Die Breite ist beim D. V. für mich aber ideal für eine entkrampfte Schreibhaltung. Beim Lamy Accent habe ich das durch den knubbeligen Griff auch immer so empfunden. Letztlich ist das aber optisch und haptisch eine persönliche Sache.

    Die Federn, ob 14K oder Fusion, sind absolut rigide. Da schwingt nichts. Für mich ist das bei einem Alltagsfüllhalter nicht unbedingt von Nachteil. Elatischere moderne Federn sind häufig auch weich und somit eher empfindlicher. Einen OMAS Ogiva, selbst mit der rigid(er)en 18K-Feder, möchte ich nicht tagein tagaus im rauhen Alltag einsetzen, obwohl es vielleicht sogar ginge. Ich schreibe oft auch lieber mit den Pilot F statt SF (Soft Fine), die ja auch eine gewisse Elastizität aufweisen.
    Darüber hinaus gibt es auch "butter smooth"e Federn und solche mit einem gewissen "Feedback". Englische Ausdrücke, ich weiß, aber sie passen gut.

    Das mit den rigiden Federn kann aber, ganz klar, ein "Deal Breaker" sein.

    Viele Grüße an euch
    Thomas