Momentan bestehen zwei Tendenzen: Es geht bei den progressiven und teils selber produzierenden Herstellern in zwei Richtungen: F, M und B oder vielleicht noch BB oder sehr individuelle, handjustierte oder gar speziell gefertigte resp. geschliffene Federn von Spezialisten.
In den USA besteht eine erhöhte Nachfrage nach Federn mit Bandzugscharakter, ob Stub (rundlicher) oder Italic (schärfer), teils auch in angeschrägten Varianten. Auch die italienischen Anbieter haben häufig ein oder mehrere Stubs im Angebot. F, M, B, Stub 1,1 und 1,5 mm z. B.
Auf der anderen Seite, und ich nehme da einen eigenen Anlaß als Ansatzpunkt, sehen es große Hersteller so, daß insgesamt eine sehr geringe Nachfrage besteht nach besonders geschliffenen Federn. Das schließt elastischere Federn mit ein, die zunehmend aus Japan kommen und teils auch von italienischen Herstellern angeboten werden (OMAS z. B.).
Mich würde in diesem Zusammenhang interessieren, wie die Leserschaft das sieht. Einer möglichen spärlichen Rückmeldung ins Auge sehend, würde ich gerne hier mindestens die Antworten derer lesen, die heute hier schmökern, was mir gefällt, und das dürften 70-100 sein ;)
An sich ein sehr wichtiges Thema, denn rund um die Spezialfedern ergeben sich außergewöhnliche Schreibeindrücke, die weit weg sind vom M und B ...
Viele Grüße
Thomas
P. S.: Zum Antworten braucht man nicht mal ein Passwort anfordern ...
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Wolfgang Specht (Donnerstag, 29 Januar 2015 15:21)
Ich interessiere mich zunehmend für spezielle Federn, den Füllhalter mit Standardbreiten habe ich eigentlich genug.
Maria (Donnerstag, 29 Januar 2015 20:49)
Meine Handschrift soll mir (und anderen) nicht mittels ausgefeilter Federtechnik eine Kunstfertigkeit vortäuschen, die nunmal einfach nicht da ist. Deshalb bin ich zumeist mit F- oder EF-Federn, die meine Handschrift lesbar gestalten ohne zwangsweise als Klecks zulaufende "e, a, o" usw. zu produzieren durchaus zufrieden.
Schräg, Stub, Italic und was es alles gibt langweilt (mich) auf Dauer nicht weniger als die Standardbreiten. An der Handschrift selbst mit einer Standard F oder EF zu arbeiten finde ich interessanter.
Grüße von Maria
pens-and-freaks (Donnerstag, 29 Januar 2015 21:21)
Hallo liebe Leserinnen und Leser,
vielen Dank für die bisherigen Antworten. Es ist DAS Thema eigentlich bei den Füllhaltern. Bei den Tinten ist es aber durchaus nicht weniger interessant (=neues Thema).
Die großen Hersteller sehen ihre Massenproduktion und die 80 %, die mit FMB vollkommen ausreichend bedient werden können. Bei den LE reicht auch mal die M. Es ist sicherlich für die Firmen lukrativer, eine LE zu verkaufen als viele verschiedene Federn auch noch unterschiedlicher Größe auf Lager zu legen. Man muß nämlich eine ausreichende Stückzahl fertigen lassen, insbesondere wenn man anderswo einkaufen muß. Dann müssen neue Federn kreiert werden, denn da reicht nicht ein Stempel! Man kann die Großen kaum davon überzeugen, hier neue Ideen zu bringen. Zumal die Fertigung (Federschliff, Federjustage etc.) ja oft nicht sofort befriedigt, gerade bei den hochwertigen, handgefertigten Federn.
Das läßt eben den Spielraum für die feinen Marken, deren Betrachtung sich allemal lohnt. Ich versuche mich immer wieder und weiter daran. So kommt man auf spezielle Anbieter, die die Federn wirklich vor Verpackung prüfen (und nicht nur soso lala). Und da kommen Firmen wie Edison, Franklin-Christoph oder auch Onoto heraus. Wir werden davon noch hören. Oder auch die Japaner, die so viel Verschiedenes bieten.
Man sollte also weniger hadern, daß die Großen solche Langeweiler sind, weil sie an die große Masse denken und die Kunden, die ohne Gefühl die Federn verbiegen.
Leider haben wir wesentlich weniger Nibmeister in Europa, die Federn so individuell anbieten in entsprechend hoher Qualität. Die BIC-"verwöhnten" Amerikaner haben wir wesentlich mehr zu bieten.
Aber auch Italiener wie Visconti versuchen sich immer wieder an der Fortentwicklung der Federn (elastische Palladium).
Für mich als Schreibender spielt in einem Arbeitsleben, das den ganzen Tag mit dem Schreiben verbunden ist, die leichte Füllhalterhand eine wichtige Rolle. Hinzu kommt schlechtes Papier und viele Unterschriften. Verschiedene Federn und Tinten(farben) sind für mich Alltag.
Meine übliche Schreibfedern muß eher fein bis feiner sein (damit ist keine klumpige "Pseudo"-EF gemeint). Der Tintenfluß muß ohne jegliche Probleme laufen und laufen. Dafür sind meine Platinum F ideal, aber auch die Edison-Stahlfedern EF und F sind sehr geeignete Exemplare. Bei beiden Firmen, hier groß aus Japan, dort klein aus USA, hier mit eigener Federproduktion, dort eingekaufte JoWo-Federn, die Stück für Stück kontrolliert und justiert werden, merkt man aber eines ganz deutlich: Das sind Schreibgeräte für das tägliche Schreiben! "Out of the Box". Eine europäische F (japanisch FM bis M) hat mehr Schmackes und läuft noch weicher. Solche Federn müssen laufen und brauchen keine Elastizität. Im optimalen Falle habe sie ein bißchen schliffbedingte Strichvariation und schreiben saftig und ausdrucksstark. Das ist ja auch das, was Maria meint. Wer von breiten M kommt, muß sich umstellen. Hier kommen dann aber auch die verschiedenen Tinten hinzu ...
Wer gerne mit breiteren Federn schreibt, landet gerne bei B. Das sind meist Kugelfedern, mein Platinum 3776 Century B hat eine solche und gleitet wunderbar. Ein ähnliches Schriftbild hat mein Pelikan M805 EF! Gerade mit leuchtenden Tinten (Iroshizuko z. B.) kann das wunderbar sein. Mir gefällt das im Century auch, aber nicht generell. Solche Federn sollten rigide sein und immer sofort anschreiben. Das ist gerne ein Problem.
Wenn es breiter oder markanter wird, landet man entweder bei einer BB, die sehr unterschiedlich sein kann oder eben bei den Bandzugfedern, die man auch Stub oder Italic nennt mit ihren unterschiedlichen Schliffen. Gerade wer viel unterschreiben muß (wie ich z. B.), dem kann eine solche Feder sehr gefallen.
Da kommen wir zum Mißverständnis schlechthin. Bei entsprechender Schreibhaltung (Rechtshänder) mit ziehendem Strich nach schräg unten ist eine Anschrägung (linksangeschrägt) noch einfacher zu führen. Das sind die für mich richtigen Oblique-Federn! Diejenigen Firmen, die darunter etwas ganz anderes verstehen und Obiges sogar als falsche Annahme bezeichnen, haben ihre Nachfrage verloren! Deshalb und vorwiegend deshalb stellen sie die Produktion ein. Sie sehen die O-Federn als angeschrägte Kugelfedern oder bei den breiten ausgeprägte Stubs, die im wesentlichen im Schliff der Schreibhaltung Tribut zollen und nicht dem Schreibergebnis. Und das braucht man eigentlich nicht. Hersteller, die das so sahen, waren Pelikan und Lamy. Klassische Parker, Waterman, Sheaffer (ganz besonders), "Engländer" oder auch Montblanc haben es eher wie oben beschrieben gesehen. Solche Federn sind sehr attraktiv und erlauben ein leichtes Schreiben, bei dem bei entsprechender Schreibhaltung ein leichtes Schreiben möglich ist. Für manche Schreibhaltungen und Bewegungen sind diese Federn aber nicht geeignet.
pens-and-freaks (Donnerstag, 29 Januar 2015 21:27)
Die Japaner haben dann noch die besonderen 2-Kanal-Bandzugfedern, die sie Musik-Federn nennen. Die Amerikaner sind ganz wild danach. Ich werde da sicher auch noch fündig werden und als Unterschriftenfüller benutzen können.
Wirklich elastische Federn gibt es nach wie vor sehr wenige (Pilot Falcon, OMAS Ogiva, Platinum oder Pilot mit Soft Fine (SF)) und flexible sind keine darunter. Da muß man alte FH nehmen. Auch das hat seine eigene Faszination und man sollte das probieren z. B. bei einer Penshow.
Das alles hängt vom Einsatz der FH und der eigenen Schrift und Schreibhaltung ganz wesentlich ab. Leider ist es gegenüber den 90ern noch schwieriger, hier vor Ort im Fachhandel gut beraten zu werden. Fürher ging mancher mit einer ganz anderen Feder heim als er vorhatte.
Ich mag meine EF/F und eben breite Federn mit einem schmalen Aufstrich sehr. Es muß halt alles stimmen, so auch der Tintenfluß und die passende Tinte muß es auch noch sein.
Ich kann niemanden abschließend "digital" beraten, aber schreibt mir gerne eure Anliegen.
Das fällt mir zu dem Thema gerade ein.
Gregor (Freitag, 30 Januar 2015 12:44)
Seit meiner Schulzeit schreibe ich mit Füllern, und selbst durch das Studium haben mich diverse Pelikanos und Konsorten begleitet. Diese Füller habe ich nie hinterfragt; sie haben einfach zuverlässig funktioniert. Die Strichbreite war immer irgendwas bei F oder M.
Erst viel später erwachte das Interesse an 'hochwertigeren' Füllern (Einschub: Was gibt es im Hinblick auf die Kernfunktion 'Schreiben' eigentlich hochwertigeres als ein guter Schulfüller, der ohne jede Pflege selbst mit den billigsten Discounter-Patronen jahrelang immer zuverlässig schreibt?). In einschlägigen Foren wurden und werden flexible Federn als der heilige Gral der Eingeweihten gepriesen - also wollte ich auch so ein Ding mal haben...
Viele Füller später sehe ich die Sache differenzierter:
Echte 'Flex-Federn', also solche, die sich bei Druck spreizen und variable Strichbreiten erzeugen, empfinde ich als völlig ungeeignet im normalen Einsatz. Die mögen ein Traum sein, wenn man sich mit Copperplate etc. beschäftigt, aber zum alltäglichen Schreiben (Notizen, Mitschriften, Vermerke u.ä.) zu kapriziös. Andere haben vielleicht eine leichtere 'Füllerhand' als ich und urteilen anders.
Elastische Federn sind auch nicht leicht zu finden. Diese sind Federn, die spürbar nachgeben und ein weiches Aufsetzen und Schreibgefühl vermitteln, aber dabei keine oder kaum Linienvariation ergeben. Wunderbare Beispiele sind die Flügelfedern in alten MBs oder auch die 400er (ohne M) Pelikane. Die mag ich sehr. Um das bei neuen Füllern zu finden, muß man ziemlich hoch ins Regal greifen.
Und dann sind da die oft geschmähten 'Nägel', starre und völlig unelastische Federn: Meines Erachtens super geeignet für den Büroalltag und die schnelle Notiz zwischendurch. Wenn sie denn gut geschliffen sind und einen breiten 'sweet spot' haben... eine kapriziöse Feder ist hier unbrauchbar. Ob dann F, M oder B die erste Wahl ist, hängt allein vom Schreibenden ab.
Für mich gibt es 'die' Feder nicht - ob in F, M oder auch OBB hängt vom Zweck ab: Briefe und Karten lieber mit OB/OBB oder 'stub' -M (kann man selber schleifen) wegen des schöneren Bildes, Notizen (die auch andere lesen können sollen) lieber mit Nägeln in F oder M mit wenig Strichvariation. Ehrlich gesagt - mehr Varianten brauche ich nicht zum Schreiben.
Da stimme ich Maria in ihrer obigem Statement bei: Mit und an der Handschrift zu arbeiten ist interessanter. Seht selbst, wie schön und fließend man mit einem 'schnöden' Stahlfeder-Studio schreiben kann:
https://www.youtube.com/watch?v=Jf-ckc1H-R4
(Nein, das bin nicht ich!)
Füller der Woche bei mir: Ein nageliger, aber widerstandslos gleitender Pelikan M605
Gruß in die Runde
Maria (Freitag, 30 Januar 2015 20:54)
Danke, Thomas, für das hoochinteressante Thema, das die kleine Gemeinde der Füllerschreiber umtreibt. Und danke, Gregor, für den informativen Beitrag, der das, was in meinen Augen wesentlich ist, klar auf den Punkt bringt: Alltagstauglichkeit und dass es allein vom Schreibenden abhängt/abhängen sollte, welche Feder erste Wahl ist.
Schon längere Zeit verwundert mich der Hype, der um die neuesten bislang beispiellos genial und bahnbrechend innovativ von Koryphäen mit klangvollen Namen geschliffenen Federn entstanden ist. Schaut man sich um, sind es nach wie vor Leute, die mit sog. Mittelklassefüllern (Pelikan 200, Lamy 2000 usw.) und den Standardfedern dran ganz selbstverständlich und unangestrengt die ansprechendsten Handschriften auf's Papier zaubern --> Video von Gregor. Weil sie sich von Anfang an, sei es mit dem Pelikano oder so, ein wenig Mühe gegeben haben, Freude daran hatten und es nun können. Immer wieder neue, noch exzentrischer von weißbärtigen, sagenumwobenem Flair umwehten Gurus geschliffene Federn am kreditfinanzierten, aber angesagten KayaNaki (schließlich ein must have!) machen ganz sicher Spaß, aber ebenso wenig wie der neueste, natürlich strengstens limitierte schneebedeckte Berggipfel in den Händen top gestylter Businessmen (und - women) auffallend unauffällig neben dem beeindruckenden Apfelequipment plaziert aus der krakeligen Grundschul-Sauklaue eine bewundernswerte Handschrift. Sorry für den zynischen Ton, musste aber mal raus :-)
Grüße von Maria (mit dem Sheaffer Prelude "Rainbow", F-Feder, vor der Tastatur)
Maria (Freitag, 30 Januar 2015 21:00)
Nachtrag - soeben entdeckt: Industrie und Handel der Schreibgeräte-Branche haben eine "Initiative Schreiben" ins Leben gerufen unter dem Motto "Die INITIATIVE SCHREIBEN steht für die Förderung des Kulturguts Handschrift. Mit unserem Programm versammeln wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern eine begeisterte Schreib-Gemeinschaft."
http://www.initiative-schreiben.de/
Vielleicht gelingt es auf diese Art, bei den jungen Leuten Interesse zu wecken?
Grüße von Maria
Wolfgang (Samstag, 31 Januar 2015 16:26)
Vielen Dank für Eure bisherigen Diskussionsbeiträge! Ich möchte mich dazu gerne auch etwas differenzierter äußern, aus persönlicher Sicht und ohne den Anspruch, für andere zu sprechen:
Im Mittelpunkt der Auswahl eines jeden Werkzeugs steht der Einsatzzweck. Warum sollte das bei etwas immer noch Alltäglichem wie dem Schreiben anders sein? Für die Unterschrift unter einen Kreditkartenbeleg reicht ein Einwegkuli allemal. Aber allen Füllerenthusiasten zum Trotz finde ich auch sonst für kurze Notizen den Kugelschreiber unschlagbar. Am anderen Ende der Skala steht der schwere Füllhalter mit großer, glänzender Feder als Statussymbol.
S.B.R.E. Brown, dessen unterhaltsame Füllhalter-Videos nicht nur bei mir viel Anklang finden, nimmt den Hype darum und auch ein bisschen sich selbst auf die Schippe in seinem Fountain Pen Shootout # 666 Montblanc 149 vs. Bic Ballpoint (http://www.youtube.com/watch?v=h0dmdul12nQ).
Wer sich einen Füllhalter nicht nur auf den Schreibtisch legen, sondern ihn auch benutzen will, ist vermutlich aus dem einen oder anderen Grund ein Vielschreiber. Da überzeugt die unübertroffene Leichtigkeit, wenn einem der Text buchstäblich aus der Feder fließt. Das erreicht kein anderes Schreibinstrument. Es ist deshalb nicht nur verständlich sondern absolut notwendig, dass die Hersteller es sich als oberstes Ziel setzen, ihren Kunden dieses Schreibgefühl zu vermitteln.
Ist die Entscheidung für den Füllhalter grundsätzlich gefallen, so eignet sich aber doch nicht jeder für jeden Zweck gleichermaßen. Ein großer Teil meiner Arbeit in einem juristischen Beruf besteht darin, komplizierte Sachverhalte aus Akten von mitunter mehreren hundert Seiten übersichtlich zusammenzufassen. Lange habe ich IT-Anwendungen wie Microsoft One Note benutzt. Jetzt bin ich aus Überzeugung zu Papier und Füller zurückgekehrt. Dafür brauche ich mehrere Farben und feine bis extrafeine Federn.
Ein anderer Teil meiner Arbeit besteht in der Mitschrift von Vernehmungen und Anhörungen. Und dann konzipiere ich noch lange Texte, die am Ende natürlich diktiert ausgedruckt bzw. in elektronischer Form gespeichert werden. Und ich leiste unzählige Unterschriften. Da darf die Tinte fließen, auch gerne in einem etwas breiteren Strich.
So hat sich mir der eine oder andere Anlass zur Anschaffung eines weiteren Füllers geboten, aber jetzt ist eigentlich Schluss. Was noch kommen könnte, wäre reine Liebhaberei, und damit eben nicht mehr nur vom Einsatzzweck bestimmt. Andere, vor allem ästhetische Gesichtspunkte gewinnen die Oberhand. Wahllos hinzukaufen und irgendwo in einer Schublade (oder auch stilechter in einer Vitrine) versauern lassen, kommt aber nicht in Frage. Was ich nicht schreiben kann, kommt mir nicht ins Haus oder ins Büro.
Deshalb habe ich ein gewisses Interesse an besonderen, aber alltagstauglichen Federn. Ich verstehe aber auch, dass ein Hersteller von Kunden mit einem mir vergleichbaren Profil kaum existieren kann.
Beste Grüße
Wolfgang (der leider hier nicht mit seinem Lamy 2000 unterschreiben kann)
Horst (Samstag, 31 Januar 2015 19:57)
Hallo zusammen, ich wage mal die ketzerische ? Frage, ob sich eine Pseudonormierung F/M/B für ein nicht genormtes Produkt überhaupt sinnstiftend bewähren kann. Wir kennen doch alle die Beispiele, daß die F von Produkt x) so breit daherkommt wie die B von Produkt y).
Zudem sollte man ehrlicherweise zugeben, daß Massenhersteller im Diktat ihrer Controller operieren.
Ob sich eine virtuose Spezialanfertigung tatsächlich qualitätssteigernd auswirkt, wage ich auch zu bezweifeln.
Horst, bekennender Brot-und-Butter-Schreiber
Pens-and-Freaks (Samstag, 31 Januar 2015 20:47)
Vielen Dank euch für die differenzierten Beiträge.
Ich selber werde, hoffentlich in Kürze, zeigen können, ob und wie sich eine individuelle Fertigung eines hochwertigen FH fern der Masenfertigung (nein, es ist kein Nakaya) auswirken wird. Es steht außer Frage, daß die FH-Hersteller, gleich ob die Feder von ihnen stammt oder nicht, ein praxisorientiertes Konzept haben müssen, wie eine Standardfeder zu schreiben hat. Und das muß dann auch in der Serie nachvollziehbar und konstant sein. Es gibt Anbieter, bei denen ist Fertigung, Breite und Justage reiner Zufall. Für mich ist auch eine Standardfeder, so sollte man sie, denke ich, bezeichnen, eher rigide und so geschliffen, daß auch bei einer gewissen Verdrehung und bei unterschiedlicher Federhaltung in der Vertikalen ein guter und gleichmäßiger Fluß entsteht. Es ist auch klar, daß die Federn mit einem optimal passenden Tintenleiter versehen sein müssen und die Justage muß exakt sein. Diese Dinge haben NICHTS mit dem Produktpreis zu tun. Und daher können manche Schulfüller da sehr gut überzeugen. Nun ist ein hochwertiger FH aber auch mehr als ein guter Schreiber. Es kommt das Auge hinzu und eine hochwertige Ausführung kann auch sehr wichtig sein. Das aber nur am Rande.
Ich persönlich finde es am besten, wenn F-M-B geboten wird mit klarer Struktur. Eine F muß auch irgendwie fein sein, sonst könnte man sie auch anders bezeichnen. Eine M sollte sich von der B recht deutlich abheben. B-Schreiber möchten ein besonders weiches und rundes Schreibverhalten und sollten auch eine entsprechende saftige Feder bekommen. Eine M sollte sich davon deutlich abheben und nicht zu breit schreiben, damit sie als Universalfeder auch eingesetzt werden kann. Eine F sollte ein feines Schriftbild mit Standardtinte erzeugen und genügend Tintenfluß haben und nicht kratzig sein. Also eine feinere Universalfeder. Nun braucht der Unterschriftenfüller (so wie bei mir) oder auch der Kartenschreiber oder mancher Briefschreiber mehr Breite. Und genau da fängt es an. Wie soll denn die BB sein? Knubbelig, mit Bandzugcharakter, soll man eine angeschrägte Variante bieten, die das Schreiben durchaus erleichtern kann (wer entsprechend schreibt oder schreiben möchte). Und da haben sich die Begriffe Stub und Italic schon bewährt und eine mm-Angabe. Bei TWSBi z. B. werden durchaus diese Federn nachgefragt und sorgen auch für einen Zweitkauf. Bei Visconti ist es auch so. Wenn ich natürlich eine OB mit angeschrägter Knubbelfeder anbiete, die keine Strichvariation hat, dann brauche ich mich nicht zu wundern, daß die niemand haben möchte (oder nicht viele). Und da gibt es nahmhafte Firmen mit an sich größerer Federauswahl, die nicht EINE Feder haben, die einen Bandzugcharakter haben. Von Elastizität haben wir hier noch gar nicht gesprochen.
Insofern kann ich die Spreizung z. B. bei TWSBI nachvollziehen: EF-F-M-B-Stub 1,1-1,5 mm. Das wird gerne gekauft.
Wenn ich die Auspackqualität bestimmter Marken sehe, so verstehe ich absolut, wenn man sich gegen Aufpreis auch eine Feder, die von einem Nibmeister bearbeitet wurde, aussucht. Bei Franklin-Christoph z. B. würde ich es so machen. Es ist ja schon ein Unterschied, wenn eine JoWo-Feder so ausgeliefert wird oder jemand wie Brian Grey (Edison) die Feder EINZELN ausrichtet.
Meine Lieblingsfeder ist eindeutig die F, schmaler aus Japan oder standardmäßiger aus Europa. Aber gerade bei den breiteren für Karten oder Unterschriften muß es mehr sein als ein bloßes B nach meiner Meinung.
Schwieriger ist es nun bei elastischeren Federn, die auf eine Kundschaft treffen, die mehrheitlich nicht weiß, wie man mit solchen Federn umzugehen hat. Ein bißchen Elastizität ist dabei nicht gemeint. Bei solchen Federn wirken sich zudem Fertigungsungenauigkeiten noch mehr aus.
Und bei alledem ist es so bezeichnend, daß man vor Ort diese Dinge kaum noch erleben kann. Denn im (wenn noch vorhandenen) Fachhandel stößt man weniger auf Kenner der Materie, und oft sind die verschiedenen Federbreiten eh nicht vor Ort.
Schaut euch dazu auch gerne solche Youtube-Filme an wie z. B.:
https://www.youtube.com/watch?v=x_4kQy1WaDA&src_vid=m0RyKtAsIKM&feature=iv&annotation_id=annotation_3197447691
oder auch
https://www.youtube.com/watch?v=jIDjgpjrxkk
VG euer Thomas
P. S. Nochmals vielen Dank für die interessante Diskussion.
Gregor (Donnerstag, 05 Februar 2015 09:31)
Die Diskussion ist schon weitergezogen, aber hier noch mal ein Nachtrag:
Gestern hatte ich das interessante Erlebnis, einen Sailor 1911 mit Needlepoint-Feder eines Kollegen probezuschreiben.
Interessant, weil mir klar wurde, warum es solche Federn gibt:
Kanji-Zeichen (japanisch bzw. chinesischen Ursprungs) werden aus mehreren Strichen und Haken zusammengesetzt. Dabei wird die Feder immer wieder abgehoben und für einen kurzen Strich neu angesetzt. Das fertige Zeichen besteht dann aus einer Vielzahl von Elementen und passt filigran in ein Rechenkästchen. Die Feder muß also ohne jedes Skipping sofort anschreiben und einen satt deckenden Strich hinterlassen. Dafür sind die Federn optimiert.
Wenn man so einer scharf geschliffenen Feder ein kleines 'e', 'l' oder 'd' zumutet, meldet die sich bei der Schlaufe vernehmlich... Das kann man 'Feedback' nennen, für mich ist es 'Kratzen'.
Unsere gebundene Schrift (Schreibschrift) oder selbst Druckbuchstaben, die häufig das 'Schieben' der Feder erfordern, quälen so eine feine Feder sehr. Obwohl ich es faszinierend finde, dass man damit dennoch schreiben kann, mag ich lieber eine europäische -gleitende- F oder M.
Füller der Woche: MB 254 Flügelfeder OBB, der so ganz und gar nicht für Kanji taugt
Gruß von der Küste
Pens-and-Freaks (Donnerstag, 05 Februar 2015 19:51)
"Die Diskussion ist schon weitergezogen, aber hier noch mal ein Nachtrag:"
Kein Nachtrag, Gregor, sondern ein intruktiver Kommentar. Ich kenne es bei den Platinum. Die F ist ja auch sehr schmal und schon "toothy". Wie da wohl die EF und UEF sein werden ... Mit breit fließenden und weich schreibenden Tinten kann das evtl. eine Option sein. Der Fertigungsaufwand ist sehr hoch. Auch mein Pilot Falcon Metal SF hat eine sehr scharfe, semielastische Feder, die genau diesen Vorstellungen entspricht. Sicheres Anschreiben garantiert!
Ja, so ein Flügelfeder-254er ... Mit diesem Halter zeigte MB für viele Jahre den eigenen Weg, um schließlich wieder zu den Vorgängern zurückzukehren ... Diese Modelle sind schlicht und sehr schön. Die Federn passen wunderbar, sind aber so elastisch, daß auch sehr empfindlich. Die Hartkunststoff-Spritzguß-Gehäuse sind leider nicht so resistent, wie man das erhoffte. Sie neigen ja zu Rissen. Aber die 250er sind ein Meilenstein gewesen. Das wäre einen Beitrag für die "Vintage-Ecke" wert.
VG Thomas
Erasmus (Mittwoch, 18 Februar 2015 18:34)
Also, ich weiss auch nicht, was "die Leute" immer mit den flexiblen Federn haben. Ich finde die dezente Strichbreitenvariation, die ich mit einer OM oder OB(B)-Feder vor allem von Montblanc hinbekomme, ohne aufzudrücken, echt klasse. Mir reicht das vollkommen. Ich zelebriere das Schreiben ja auch nicht so, jedenfalls nicht auf der Arbeit. Es ist von daher traurig, dass Pelikan solche Federn nicht mehr herstellt oder herstellen lässt. Allerdings finde ich eine OB oder OM am M1000 auch sehr enttäuschend, da ich dort eine extrem geringe Strichbreitenvariation bemerke.
Meine Lieblingsfedern sind die von alten Montblanc-Füllern a la MB Klassik oder Noblesse in OM, OB oder gar B. Sie bieten für mich ein gutes Maß an Strichvariation gepaart mit leichter Elastizität. Klasse im Hinblick auf Elastizität ist allerdings auch die M1000-Feder (aber halt ohne Strichvariation selbst bei obliquen Federn). Danach kommen die Federn der modernen Meisterstücke, die noch etwas Elastizität haben in Kombination mit Breitenvariation (sofern OM, OB oder B - M nicht so).
Dann kommen die M800er-Federn mit OB oder OBB. Schöne Strichbreitenvariation, aber sonst Nägel.
Tja, mit anderen Marken hatte ich noch wenig zu tun. Ach so, doch, Lamy. Sind auch recht hart. Die Zoom-Feder des Sailor war auch eher enttäuschend. Da bin ich auch den Lobpreisungen aus den verschiedenen Internet-Quellen "auf den Leim gegangen".
Ich stimme mit den schon von anderen genannten Argumenten, hinsichtlich der Praktikabilität bzw. Praxistauglichkeit der Federn, überein. So eine hochelastische Feder (habe einen antiken MB344) ist nichts für den Alltag. Eine harte M800-Feder ist auch nichts für ausdauerndes Schreiben (also, für mich jetzt).
Interessant finde ich, dass ich, der ich eher für breit zu haben bin, mich mit der M-Feder am schon recht mächtigen MB 149 doch recht leicht tue, im Ggs. zu der M-Feder am M400. Der grosse Füller und seine Griffigkeit erlauben mir einen schöneren Schwung als die gleiche Federbreite am kleineren Füller.
Summa summarum: oblique Federn finde ich toll, weil sie schon beim normalen schreiben eine dezente Strichbreitenvariation zulassen, ohne dass das Schriftbild nun überbordend artistisch aussieht. Flexible Federn benötige ich nicht so. Bandzugfedern? Da weiß ich nicht mal, was das eigentlich ist....
Pens-and-Freaks (Mittwoch, 18 Februar 2015 20:09)
Hallo Erasmus,
Bandzugfedern werden heute oft Stub oder Italic genannt. Mir gefallen angeschliffene Italics, wie sie Parker und Sheaffer (oder auch früher MB) im Programm hatten. Die angeschrägten Kugeln als Lamy oder Pelikan mag ich aber nicht. Die Firmen haben sie auch nicht mehr in ihrem Angebot.
Ich finde, Federn müssen in Schliff, Form, Justage und letztlich Elastizität Charakter haben. Alles andere ist Geschmackssache, auch bei einem Schreiber, der fein und auch fein/breit sehr gerne schreibt.
Angeschrägte Bandzugfedern, die Du meinst, lassen sich bei einer ziehenden Schrift oft leichter schreiben als die geraden Ausführungen. Elastische oder flexible Federn haben einen anderen Schreibcharakter. Sie erfordern viel mehr Gefühl und Übung. Sie sind auch empfindlicher. Für manche Schriftarten sind sie aber von Vorteil (z. B. Copperplate).
In meinen Augen sind die Basis immer F-M-B-gemäßigte Italic 1,1 mm als Basis. Das sehen inzwischen viele amerikanische und manche italienische FH-Hersteller (nicht unbedingt gleichzeitig Federnhersteller) so.
Ich schreibe tagsüber viel und unterschreibe sehr viel. Da braucht man einfach verschiedene Federn und teils unterschiedliche Farben.
Bei den japanischen breiten Federn würde ich eher eine Platinum Music nehmen. Die Sailor-Federn sind hochgelobt, ich kann das bei einigen Exemplaren nicht unbedingt so nachvollziehen.
Viele Grüße
Thomas
Lisa (Donnerstag, 03 September 2015 00:33)
Hallo,
ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich mit Bandzugfedern schlichtweg nicht zurecht komme und deswegen nur mit den gewöhnlichen B ,M und F Federn schreibe. Egal wie ich es versuche, es ist mir nicht möglich mit einer Bandzugfeder ein ansehnliches Schriftbild aufs Papier zu bringen. Bei meiner Handschrift ergibt sich wenig Linienvariation, denn stattdessen werden fast alle Linien sehr breit und "e" "a" "o" Schlaufen mutieren zu Tintenklecksen.
Liebe Grüße
pens and freaks (Donnerstag, 03 September 2015 14:30)
Danke, Lisa, für Deinen Kommentar. Schriftgröße, Einsatzzweck, Papier, Schreibkomfort und Attraktivität des Schriftbildes müssen passen. Für Bandzugfedern ist eine wher ziehendes Schreiben und eher geneigter Schrift geeignet. Manches ist auch Gewöhnung und manches paßt oder gefällt nicht.
LG Thomas