2014 — ein Fazit: Füller und Tinten

Oben seht ihr zwei Scans. 13 Schriftbeispiele mit besonderen Füllhaltern und auch wegweisenden Tinten, zumindest für mich. 

Sheaffer PFM Pen for Men, Mk. V, Fine Point: Einer meiner Lieblinge. Ich habe ihn nun schon einige Zeit und das Schriftbild ist ebenso bestechend wie die Fülltechnik. Irgendwie rührend altmodisch und auch endgültig ist Design und Mechanik. Wie wenn Sheaffer immer noch an den Füllhalter geglaubt hätte. Der hochwertige Tintenleiter braucht nur irgendeine Tinte. Ein Halter mit einer besonderen Mechanik, den man nicht so einfach reinigen kann (merkt ihr, warum?), braucht eine einfache wasserlösliche Tinte. Und das ist eine weitere Erfahrung: Die Rohrer und Klingner ist für mich die ultimative Königsblau. Preiswert, "made in Germany", klassische kleine Firma, sehr schöne Farbe. Mehr braucht man da nicht. 

13.1.2015:

Platinum President, Black, Fine Point. Der Füllhalter von Präsident Clinton. Zumindest nach ihm benannt. Der größere Platinum ist deutlich teurer als der 3776 Century (nicht mit dem 3776 verwechseln, dem Vorgänger, wird gerne gemacht, auch bei sog. Youtube-Experten) und kommt meist nur in F. M und B. Die Bicolor-18-K-Goldfeder hat einen anderen Look als die 3776-Century-Feder, aber auch das schöne Herzloch. Die Federn sind rigide. Meiner war mir im Tintenfluß zu trocken und mein Fachhändler hat eine Feder-Revision veranlaßt. Seither schreibt er genau richtig und die Größe des Halters sagt mir sehr zu. Mitgeliefert wurde, als er zurückkam, eine schwarze Platinum-Patrone Black (nicht Pigment Black), die sehr kontrolliert, aber auch  in Fluß und Sättigung reduziert war. Aber ich bin bei schwarz geblieben und verwende mit sehr gutem Ergebnis die J. Herbin Perle Noire, die sehr gut paßt. Und etwas resistent ist sie auch. Ich habe den President immer dabei und er läuft nicht aus. Zudem trocknet er auch nicht aus, obwohl ihm der "Slip and Seal"-Mechanismus fehlt. Der Ansatz der Kappe am Gewinde ist etwas hakelig, nicht so satt wie beim 3776 C. Aber es geht. Ich mag ihn sehr und ich habe ihm immer bei mir. Ein großes Kompliment. 

Fortsetzung folgt ...

14.1.2015: 

Jetzt kommt der Platinum 3776 Century in der schönen "Chartres Blue". Das SE-Modell wird ja erfreulicherweise weiter produziert. Dieses Exemplar hat eine F-Feder, die rigide und recht scharf ist. Der Tintenfluß ist etwas zurückgenommen. Der "Slip and Seal"-Mechanismus und der absolut sichere Kappenschluß bewährt sich jeden Tag. Das macht diese Modelle so funktionell. Die anfängliche Platinum Blue-Black mit Eisengallus in Patrone und Faß haben mir nicht so gefallen, die Tinte läuft zu dürr. Inzwischen habe ich die Sailor Jentle Ink Blue, die sehr gut paßt. Schmaler Lauf, guter Fluß, aber kein Filzstift. Diese Tinte bewährt sich immer dann, wenn eine hochgesättigte Tinte sinnvoll ist, die gut läuft, aber in ihrem ganzen Verhalten mehr den normal gesättigten Tinten entspricht. Da ist diese Tinte ein seltener Fall! Sie gehört, alleine schon als Anschauungsobjekt, in eine Tintensammlung. Die Farbe ist nicht so strahlend, wie bei Sailor-Tinten gerne etwas morbide. Aber insgesamt sehr gut einsetzbar fern dem üblichen Königsblau. Der scharfe formalinartige Geruch stört mich nicht, er gelangt beim Schreiben nicht in meine Nase. 

15.1.2015:

Der Pilot Justus 95 ist eine Neuauflage zum 95. Geburtstag der Firma Pilot. Näheres zum Federtyp kann man in meinem Beitrag nachlesen. In der Soft-Einstellung hat der Halter mehr Fluß und die Feder ist auch etwas weicher. Sie ist runder und somit weniger scharf geschliffen als beim Falcon. Der Justus hat eine richtige Schreibfeder ohne Einbußen in der Weichheit des Schreibens. Man soll sich von manchen Einschätzungen nicht verwirren lassen. Der Justus hat eine sehr gelungene FM-Feder (alternativ F oder M), die aber keine kalligraphischen Wunderdinge bieten kann. Mit der Standardtinte R+K Königsblau erzielt man einen saftigen Strich. Sehr schön! Das sorgt für ein lebendiges Schriftbild. Größe, Handling, Form und Gesamtquaität sprechen mich sehr an. Durch die Musterung des Halters (hier ein Gittermuster, alternativ liniert) bekommt man das Gefühl eines alten Hartgummi-Halters wie z. B. eines Conklin Crescent oder Kaweco Sport. Fast schon ulkig sind die Reminiszenzen an den Onoto Magna in der Form, sogar der Chevron-Clip ist in Ansätzen nachempfunden. 

18.1.15:

Den großen Edison Collier habe ich in allen vier Ausführungen mit EF- und mit F-Stahlfedern zu zudem eine Stub 1.1 mm. sehr schön ist dieser "Blue Steel" mit einer leicht laufenden und fein polierten rigiden EF-Feder. Die Herbin-Tinte Bleu Océan paßt wunderbar zum Corpus und zur Federeinheit. Sicher, die Tinten liefe mit einer Sailor Blue noch feiner, aber die Herbin paßt sehr sehr gut. Eine für mich gut belungene Kombi, die ich nun schon recht lange einsetze. Der Collier trocknet auch nicht aus und schreibt absolut gleichmäßig. Brian Gray testet alle Federn vor dem Versand und optimiert diese. Üblicherweise bekommt man daher auch bei den großen und schönen JoWo-Stahlfedern ein sehr schönes Schreiberlebnis. Die Federeinheit ließe sich einfach herausdrehen und auch für 115 EUR durch eine 14-K-Goldfeder ersetzen. Es ist halt auch eine große Federn mit somit viel Goldeinsatz.

19.1.15:

Mein schwarzer Pelikan M400 hat eine recht knubbelige F, von fein keine Spur. Sie singt schon ein bißchen, was ich nicht so mag. Der Tintenfluß ist Pelikan-typisch gut. Der Halter hat sich als robust erwiesen, zeigt aber sehr deutlich das, was nicht so gerne zur Sprache kommt. Richtig hochwertig wirkt das schwarze Plastik, mehr ist es ja nicht, überhaupt nicht. Leicht, recht kurz ohne Kappe, mit Kappe genau richtig, kommt der Stgandardgrößen-Pelikan daher. Mit einer Streifenbinde fällt das Material nicht so auf. Aber die Goldplattierungen sind langlebig. Da die Kappendichtung auch recht gut ist, kann  man eine solche Tinte einsetzen: die Platinum Blue-Black, eine Eisengallustinte. Ein bißchen quält sich auch ein Pelikan mit dieser Tinte, aber es geht so. Wenn man länger schreibt, wird der Tintenfluß etwas schwächer, das ist man von einem M400 sonst nicht gewohnt, aber das ist bei solchen Tinten durchaus mal so. Die BB von Platinum ist eine wenig nachdunkelnde Blauschwarz mit Betonung des Blau, die man durchaus empfehlen kann, gerade wenn man die rigiden Eigenschaften haben möchte. Sie hat auch ein merkliches Shading. Bisher in 3/4 Jahr keine Probleme. 

20.1.15:

Mein Aurora Talentum hat mir schon immer sehr zugesagt, in Technik, Größe und Material. Nachdem ihn ein Nibmeister gut hinbekommen hat und seine Kratzigkeit beim horizontalen Rückstrich (fast) ganz weg ist, gefällt er mir noch mehr. Besonders überzeugend ist die Langzeitqualität der Materialien, der feste Kappenschluß und die Auslauf- und Austrockungssicherheit. Der Hartgummittintenleiter gehört zu den besten aktuellen auf dem Markt. Und es ist ein "In House"-Produkt. Auch die Federziselierung finde ich sehr gelungen. Aber Vorsicht! Serienschwankungen in Federfertigung und -justage! Und ein langatmiger Service, derzeit wird der deutsche Service über Österreich abgewickelt. Signo in Pfalzgrafenweiler hat den Service nicht mehr und es gibt derzeit /1/15) keinen neuen. Und über die Qualitäten der Aurora-Blau-Tinte muß ich nichts mehr schreiben. 

24.1.15:

Den Pilot Custom 823 habe ich noch nicht so lange, obwohl ich ihn schon über 10 Jahre kenne. Die Kombination von teiltransparent, braun mit Gold, Vacuum-Füller und messerscharfe, teilelastische Goldfeder ist bei mir sehr gut angekommen. Zudem sind solche Halter auslaufsicher und haben der Vorzug der hohen Füllmenge. Diese Halter sind durchaus recht teuer und man bekommt sie in Europa normalerweise nicht. Über amazon.de kann man sie in Japan risikolos bestellen (so meine Erfahrung) und der Preis stimmt. Handhabung, Schreibverhalten und Wertigkeit gefallen mit außerordentlich gut. Die Diamine Evergreen paßt sehr gut, es könne auch eine braune oder rotbraune sein. Einer der zahlreichen hochwertigen Pilot-Füller, wiederum mit besonderer Technik. Chapeau!

25.1.15:

Der 3776 Century, auch in der Sonderversion Bleu Chartres, wurde bereits ausführlich besprochen. Eine breitere Feder hatte ich aber bislang nicht. Dieser hat eine B, die immer sofort anschreibt und mit seiner Knubbelfeder leicht und weich über das Papier huscht. Ein bißchen "Feedback" hat aber auch er. Eine Kugelfeder mit schönem Strich. Mit der Iroshizuko Asa-gao zusammen hat er viel Ausdruck und läuft sehr leicht und dennoch nicht zu stark. Und die Tinte leuchtet wunderbar. 

27.1.15:

Mein zweiter Edison Collier ist auch mein schönster. Der Antique Marble ist wunderschön und die F-Stahlfeder zeigt viel Ausdruck und ist dabei nicht übermäßig "tough". Als Tinte bewährt sich immer weiter die Stipula Musk Green, deren Schreibeigenschaften so wohlproportioniert sind. Immer wieder eine große Freunde, dieser Collier! Und er stinkt nicht, das ist bei den anderen Varianten leider der Fall (nach Klebstoff).

Abschluß am 8.2.15:

Schließlich noch in einem grüngestreiften M400 die besondere Herbin-Tinte Rouge Hematite mit ihmre mittelroten Strahlen und den goldgrün schimmernden Akzenten. Der Tintenfluß des 400er schafft das soeben, bei manchem Papier setzt der Fluß auch aus. Das liegt nur an der Tinte. Aber sehr eigene Tinte ohne Vergleich. Über die Kombi M205 und die ebenfalls besondere Alt-Goldgrün von Rohrer und Klingner habe ich schon viel geschrieben. Sie läuft leider etwas breit, was bei den feineren Federn mehr auffällt. Aber eine sehr schöne Farbe! Schließlich die feine Platinum-Feder mit der brillantroten neuen Montblanc-Tinte Corn Poppy Red. Der Tintenfluß ist moderat, manchmal paßt es, bisweilen nicht. In meinem orangefarbenen Collier z. B. geht es nicht so gut, da ist die Herbin-Tinte Rouge Opéra saftiger.

Damit schließe ich den Bericht.