Moin Thomas,
ich möchte mich zunächst für die Zusendung der Login-Daten bedanken. Deine Seite ist immer wieder ein Anlaufpunkt für mich gewesen in der letzten Zeit auf der Suche nach einem "Vielschreiber".
Zu meiner Frage, auch wenn das als Ferndiagnose in sachen Füller schwierig ist: Kannst Du mir einen Füller empfehlen bzw. meine u.a. Alternativenauswahl sinnvoll erweitern?
Der Einzelhandel war leider wenig hilfreich bisher, jedenfalls in Sachen Beratung und das Angebot und die ganzen Unterschiede sind erschlagend.
Zu meinen Anforderungen bzw. meiner Problemstellung:
Ich schreibe in diesem Jahr (Oktober) ein Examen, in dem ich sehr viel Papier produzieren werde (schätzungsweise 30-50 Seiten in 4 Stunden), daher die Überlegung wieder auf Füller umzusteigen. Ich bin auch schon wieder angefixt, auch dank Deiner Seite. Im Moment expierementiere ich ein wenig und bin zur Zeit mit einer Lamy F-Feder (Stahl) bzw. einer Pilot M-Feder (Gold) unterwegs.
Meine Fragen und Alternativen:
- TWSBI 580/Vac 700
- Pelikan M205/405
- Lohnt sich eine Goldfeder?
- Welche Füller haben eine große Tinten-Kapazität, neben TWSBI?
- Preislimit ist der M405 im Einzelhandel, mir geht es um Funktion nicht "Prestige". (Das kommt später bei den ganzen hübschen Füllern.)
- Tolles Griffstück (!), der Lamy 2000 lag gut in der Hand, aber die "Halterungen" waren störend.
Ich hoffe Dich nicht erschlagen zu haben mit den ganzen Fragen und würde mich über eine Antwort sehr freuen. Einen schönen Sonntag wünscht Dir
C
Hallo C ...,
ob eine Goldfeder (GF) lohnt? Früher war es selbstverständlich, daß ein guter Füller eine GF hatte. Bei steigenden Gold- und Füllerpreisen ist das so eine Sache, wenn Goldfedern rigide wurden, die Federbreiten reduziert wurden und Schliff und Montage recht häufig zu wünschen übrig ließen und lassen. Heute gibt es Stahlfedern bei Haltern von über 200 EUR. Da kann ich für mich eine SF nicht mehr akzeptieren. Auch solche Mätzchen wie Titanbeschichtungen, Keramik oder gar das Delta-Goldklötzchen auf einer SF ersetzen keine GF.
Darüber hinaus läßt sich die Frage nur so beantworten, daß GF einfach zu einem teureren Modell gehören und kleidsam sind. Eine gute SF kann aber heutzutage prinzipiell dasselbe Ergebnis liefern. Vielleicht sind manche GF etwas elastischer, manchmal ist es aber eher umgekehrt. Also probieren ...
Ein ARBEITSPFERD, und darum geht es in der Anfrage, ist ja prinzipiell mit 2 Modellen vorhanden. Ein Pilot mit GF ist ja schon einmal was. Ein Custom 74? Und eine Lamy-Stahlfeder mit der PASSENDEN Tinte kann eine sehr gute Lösung sein.
Beim Füllerkauf sind folgende Fragen zu stellen:
1) Muß es überhaupt ein NEUER Füller sein oder kann ich mehr aus dem alten Bestand machen: Feder reinigen, richten, Tinte ändern ...
2) Ich prüfe das Angebot bei fuellhalter.de, den Engländer und bei la Couronne du Comte (aktueller Stand 2/14), dann schau ich mal bei nibs. com und bei Richard Binder vorbei und habe dann schon einen Eindruck.
3) SUBJEKTIVE Kriterien: Was gefällt, was liegt gut in der Hand und schreibt gut und was kann ich mir leisten?
4) OPJEKTIVE Kriterien: Wie sind Service, Garantiezeit, Fülltyp und -volumen, wo kann ich den Halter beziehen? Und ganz wichtig: Ist die Kappe dicht und geht sie nicht ab? Vielleicht ist der Clip
OK? Alles keine Selbstverständlichkeiten.
Die TWSBI sind wirklich eine Option, wobei der 580 in der Schreibqualität durch die Umstellung des Federherstellers eher verloren hat. Der Vac 700 profitierte davon und scheint der bessere Schreiber zu sein, die Tintenkapazität, die ich in der Dimension nicht benötige, ist sehr hoch, vor allem, wenn man den TWSBI-Füllbehälter verwendet. Die Kappen sind dicht. Größe, Stufe im Griffstück und das fehlende Ausprobieren vor dem Kauf sind zu beachten. Ansonsten verweise ich auf meine ausführlichen Berichte über diese Modelle. Rückfragen gerne.
Die M200er und der 400er sind etwas kurz und mit zu schmächtig, da ich die Kappe nicht aufsetzen will. Die Einschätzung über das Schreibvermögen gehen auseinander, die M400-Federn sind etwas plump, die feinen M200er elastischer, aber auch kratziger, die breiten Federn sind plump und Neigung auch zu Anschreibproblemen. Die Fertigungsunterschiede der Federn bei Pelikan sind enorm. Die Kunststoffmaterialien der 400er sind mir zu einfach, die alten Celluoid-Modelle waren hier überlegen. Robust sind die Modelle aber.
Dennoch sind die Lamy Studio, die Pelikan 200er, die TWSBIs prinzipiell empfehlenswerte Modelle. Bitte das Handling beachten! Ein Studio liegt ganz anders in der Hand als ein M200er.
Mit welchen Haltern schreibe ich derzeit? (Vielleicht als Vergleich):
Unterschriften: Montblanc Meisterstück 14, OM 18 K (60er Jahre)
Notizen: Targa by Sheaffer, F 14 K (wahrscheinlich 80er)
und Lamy Studio Imperial Blue, EF Stahlfeder (mit Eisengallustinte)
Markierungen: Platinum 3776 Century, Soft Fine 14 K
Immer dabei: ein Edison Collier F mit grünbrauner Tinte
und meist auch ein TWSBI Vac 700, Smoke, EF
Tagsüber sind es überwiegend der MB, Targa, Platinum und Studio.
Natürlich habe ich viele andere FH um mich herum und auch einige zusätzlich dabei, auch um zu probieren. Aber das ist schon die Standardaufstellung.
Zusammenfassung:
Ich hoffe, ich konnte etwas helfen.
Viele Grüße
Thomas
Die Schriftproben wurden auf Clairefontaine-90-Papier geschrieben.
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pens-and-freaks (Sonntag, 02 Februar 2014 22:20)
Info /
Internethändler
C. (Montag, 03 Februar 2014 19:58)
Hallo Thomas,
vielen, vielen Dank für die schnelle Antwort! Du hast mir definitiv geholfen und mich einige Schritte weiter gebracht. Und Du hast es schön formuliert, ich suche ein „Arbeitspferd“. Langes, ermüdungsfreies Schreiben und eine gewisse Reichweite sind meine Ansprüche. Und das am besten auch noch zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis, die Examensvorbereitung schränkt den Rahmen doch ein.
Ich habe mich heute Nachmittag noch mal an der Materie "versucht", allerdings mit mäßigem Erfolg, was eine Entscheidung angeht.
Zu meinen Testexemplaren:
1) Lamy NexxM mit extra-feiner und feiner Feder
Die feine Feder liegt mir dabei besser. Interessant war für mich der gummierte Griff für langes Schreiben.
2) Pilot Capless mit M-Feder; Die vorherige B-Feder war mir zu breit.
Ein toller Füller, allerdings stört mich bei längerem Schreiben der Clip und auch ein wenig mehr Durchmesser wäre schön.
3) Tinten im Einsatz: Pelikan 4001 blau-schwarz und Pilot Standard-Blau
Beides tolle Füller, ich habe aber auch keine Vergleichsmöglichkeiten, aber ich bin noch nicht wirklich zufrieden. Gerade ein Kolbenfüller wirkt aufgrund der Reichweite sehr attraktiv auf mich.
Aufgrund des großen Fassungsvermögens präferiere ich definitiv den TWSBI VAC 700. Doch die ausschließliche Verfügbarkeit über das Internet und das „Glücksspiel“ mit der Feder schrecken mich momentan eher ab. Biegen und schmirgeln einer Feder traue ich mir einfach nicht zu. Mangels Möglichkeit den Füller zu probieren sind Größe und der Übergang von Griffstück zu Kolben ebenfalls kritisch für mich, da mich die Lamy 2000 Kappenhalterungen ja schonen binnen Sekunden irritiert haben.
Deswegen habe ich als Alternative zu Pelikan tendiert. Fühlten sich im Geschäft auch sehr gut an, jedoch war keine feine Feder im M405 zum Testen verfügbar, mir wurde stattdessen eine breite Feder zur Verfügung gestellt und zwei Montblanc Meisterstücke. Sagt meiner Meinung jedoch nichts über eine feine Pelikan-Goldfeder aus und die Meisterstücke sprengen meinen finanziellen Rahmen. Den M405 habe ich im Internet für 165 € aufgetan, allerdings nur mit breiter Feder, bei einer feinen Feder geht es ca. bei 200 € los.
Ich habe heute leider keine weiteren Alternativen auftun können, und stehe noch immer zwischen den Stühlen. Entweder mutig sein und TWSBI-„Blindkauf“ in England oder Pelikan M205 „getunt“ mit M405-Feder bzw. M405.
Es sei denn Du hast noch einen expliziten Tipp oder Ratschlag für mich ;)
Schöne Grüße von der Küste und einen schönen Abend
C.
pens-and-freaks (Montag, 03 Februar 2014 20:56)
Hallo C.,
als Quasistandard für nicht zu schmächtige Füller sehe ich heute den Lamy Studio, den es ja mit Stahl- und Goldfedern gibt. Knackpunkte sind die Griffstücke, manchen gefällt die Gummierung nicht (mir z. B.), manche stört die rauhe Strichmattierung und wiederum andere stören sich am Metallgriffstück. Ansonsten eine gutge Lösung als Werkzeug. Solche Metallhülsenschreibgeräte haben aber einen ganz anderen Charakter als z. B. Zigarrenförmige aus Kunststoff.
Ein Ondoro von Faber Castell kann auch richtig sein. Mir gefällt die Optik nicht so sehr.
Die Goldfeder-Pelikane haben eine recht dickliche F-Feder und die EF ist auch nicht viel anders. Hier fehlt die handwerkliche Befähigung, solche Federn zu produzieren. Wirklich feine und gute Federn muß man in Japan kaufen. Es ist halt so. Manchmal muß man sich überwinden und die äußere Form akzeptieren. Aber auch hier muß oft man blind im Ausland kaufen. Ich kann hier die Schreibeigenschaften eines Pilot Falcon Metal oder eines Sailor 1911 Large oder eines Platinum Century nicht in Gänze beschreiben. Seit ich die Platinum kenne, mag ich viele Durchschnittsfedern nicht mehr so sehr. Aber auch diese Federn mit Feedback sind nicht jedermanns Sache. Die Pelikan-Federn sind da ganz glatt und klumpig. Viele mögen das.
Für jetzt spielt das sicher keine Rolle: Aber, irgendwann wirst Du auf den Geschmack mit alten Füllern kommen und sehen, was früher für eine Qualität angeboten wurde. Von den Meisterstücken z. B. ist ein Montblanc Meisterstück 14 aus den 60ern wegen seiner Form nicht so beliebt wie die Zigarren, aber schreibtechnisch ganz groß. Und der Tintenvorrat ist viel größer als bei einem 146.
Alle, fast alle, die ich habe, kommen aber nicht an meinem Laque-Thuya-Targa mit seiner feinen Feder heran. Die typische Form und Größe im Stil der 70er erfordert heute eine gewisse Eingewöhnung. Aber Schliff, Schreibgefühl und Fließeigenschaften sind jenseits aller hier besprochenen Halter. Und das muß man erlebt haben, um das heutige große und zugleich auch enge Angebot heutiger Produktionen richtig einschätzen zu können. Das sind alles Kompromisse, die in Schliff und häufig auch im Laufverhalten häufig nicht überzeugend sind.
Was würde ich machen? Die neuen Vac-700-Federn muß man nicht mehr biegen, die JoWo-Federn sind nicht so geschmeidig, sind metallisch, aber ausdrucksstark und gut. Das Handling kann ich Dir nicht gut genug beschreiben, die Stufe ist da. Alternativ in Holland statt in England kaufen, geht auch, ist wohl auch billiger und schneller. Ich will da aber keine Werbung machen.
Lamy Studio mit Stahlfeder (für mich mit Beschichtung und Metallgriffstück), nix Besonderes, aber was Gutes. Wenn man den Schock überwunden hat, daß sich die Beschichtung am Kappenrand löst oder an der Clipauflage an der Kappe und schließlich ihn einfach in die Tasche steckt und den Used Look akzeptiert hat, bekommt ein robustes und dauerhaftes Schreibgerät. Empfinde ich jeden Tag so.
Die 400er Pelikane sind mir zu kurz und mir auch qualitativ im Material zu einfach. Die dicklichen Federn sind wunderschön, aber nicht meine Sache. Reine Ansichtssache. Ich würde da eher einen 600er nehmen, der natürlich teurer ist.
Eine Überlegung ist immer auch ein Visconti, wobei mir beim Van Gogh der Magnet-Verschluß der Kappe überhaupt nicht zusagt.
Ein Delta Serena könnte auch eine Alternative sein, habe ihn aber bisher nicht gesehen. Die Federn kommen, wie bei Visconti, von Bock in Heidelberg. Sie laufen weich und sind rigide. Komfortabler als Lamy mit gutem saftigem Fluß, aber auch glatter. Reine Geschmackssache. Kann man auch bei FP Geeks als Bericht ansehen.
Ich persönlich würde aber wahrscheinlich meinen dritten Platinum kaufen, da wäre nur die Frage mit welcher Federbreite ... Vielleicht auch das transparente Sondermodell mit MF-Feder ...
Mein Sailor 1911 Large (der Standard ist sehr schmächtig) war erst gut, nachdem er in Japan war und eigentlich erst, nachdem ich die 21-K-Goldfeder selber gerichtet hatte. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Platinum die Federn besser präpariert.
Der Waterman Expert 3 fällt mir noch ein und natürlich, den darf man nicht vergessen, den Cross Townsend, der heute leider in China hergestellt wird.
Ich kann Dir leider die Entscheidung nicht abnehmen. Hauptsache ist, daß viele interessante Modelle heute nicht mehr probiert werden können. Verzeihe mir meinen Ausfluß zu meinen Lieblingen von Platinum, aber ich kann nicht anders ...
VG Thomas
C. (Donnerstag, 06 Februar 2014 17:03)
Moin Thomas,
ich habe in den letzten zwei Tagen bei Gelegenheit das Netz weiter durchforstet. Du antwortest einfach zu schnell
Den von Dir erwähnten Lamy Studio konnte ich gestern testen und auch den Vergleich Stahl zu Gold ziehen. Letztere war tatsächlich merklich angenehmer. Das Metallgriffstück ist für mich aber Ausschlusskriterium, ich muss den Füller mind. drei Stunden am Stück angenehm nutzen können.
Den Ondoro finde ich optisch auch nicht sehr ansprechend, würde ihn aber bei entsprechender Gelegenheit trotzdem testen. Bei Pelikan bin ich auch bei den 600ern als Alternative angekommen, einfach wegen der Ergonomie. Für den Preis würde ich allerdings andere Modelle vorziehen.
Der Delta Serena ist sehr interessant und ich kannte ihn noch nicht. Hier werde ich noch ein wenig recherchieren.
Musstest Du den Platinum 3776 Century erwähnen? Der steht zwischenzeitlich auch auf meiner Liste, auf jeden Fall auch für später. Hier ist die geringe Tintenkapazität leider ein Manko, sofern meine Recherche stimmt.
Ich möchte mit einer feinen oder mittleren Feder schreiben, als Referenz dienen die Lamy Stahlfedern. Welche Feder müsste ich hier bei asiatischen Füllern wählen? Gilt die Grundregel, dass eine asiatische Feder eine Nummer schmaler schreibt als eine europäische Feder, gilt das insbesondere für TWSBI und Platinum?
Neben dem Füller suche ich auch eine Tinte. Stellt Diamine einen guten Einstieg dar? Ich suche nach einer Tinte, die auf verschiedenen Papiertypen immer ein gut lesbares Resultat liefert. Und „blau“ soll sie sein.
Mein Wunsch-Examen-Setup sieht bei aktuellem Stand folgendermaßen aus:
- Lamy mit feiner Stahlfeder oder
- Lamy Studio mit feiner Goldfeder bzw. mit Goldfeder „getunter“ Lamy
- TWSBI Diamond 580 mit M-Feder (?) als Reichenweiten Gewinner; der TWSBI VAC 700 ist für mich wegen der "Kante" erstmal ausgeschieden
- Platinum 3776 Century als oberstes Limit, hier aber sehr große Unsicherheit wg. der Reichweite
- Delta Serena, ggf. nach weiteren Recherchen.
Ich arbeite weiter daran und halte Dich in jedem Fall auf dem Laufenden und möchte mich für Deine bisherigen Tipps ganz herzlich bedanken.
Viele Grüße und einen schönen Feierabend,
C.
Thomas PAF (Donnerstag, 06 Februar 2014 20:09)
Hallo C.,
vielen Dank für Deine Rückmeldung. Das ist immer eine individuelle Sache und wird heute erschwert durch das Angebot vor Ort, in dem bestimmte Marken nicht vorkommen. Blindkäufe werden das dann. Das ist bei TWSBI so, bei Delta meist auch und bei den Japanern wie Platinum oder Sailor sowieso.
Bei den TWSBI muß man die Zeit VOR und SEIT den aktuelle JoWo-Federn unterscheiden. Die JoWos fallen eher etwas schmaler aus, vor allem beim 580. F und EF sind sehr fein und kaum zu unterscheiden, die Tinte macht da mehr den Unterschied. Die kräftig schattierende, nicht zu leicht und auch nicht breit schreibende Apricot von Sailor demonstriert das, die Vac 700 sind etwas breiter. Die früheren Bock-Federn waren breiter und typisch europäisch. Letztlich ist ein TWSBI von der Feder her kein "Asiat"! So kalkulieren darf man nur bei den sehr ursprünglichen Japanern wie Sailor und Platinum, teils auch bei Pilot (dort eher gemäßigt).
Der Serena hat eine Bock-Federn, wie bei den Deltas generell, und schreibt auch bei F relativ breit, wie ich sehen konnte. Das ist so ähnlich wie beim Visconti Rembrandt mit Stahlfeder (auch Bock). Nebenbemerkung: Wer eine italienische Feder haben will, muß Aurora nehmen.
Die Platinum und die Sailor sind eine andere Welt. Gerade die Platinum-Century sind voll auf die Feder und die Abstimmung ausgerichtet, auch die Funktionalität mit Cap und Seal ist eigenwillig. Das Design und auch die Ausführung sind zweitrangig. Die Halter machen einen platikartigeren Eindruck als z. B. die Sailor oder z. B. auch die Italiener. Der Century ist auch recht schmächtig, vor allem auch kürzer als ein MB 146. Dafür gibt es feine, sehr feine und ultrafeine Federn, wie man sie in dieser Ausführung kaum irgendwo bekommt. Feedback, aber nicht kratzig. Die M kenne ich nicht, beim Demonstrator Sai soll es eine MF geben (so wie ja auch bei Sailor im 1911 Large selbstverständlich neben z. B. F und M). Ich gehe davon aus, daß die M eine schmalere M sein dürfte und auch nicht zu dicklich ausfallen dürfte an der Federspitze. Mit Bestimmtheit kann ich es nicht sagen.
Bei Platinum kann man auch die recht großen Patronen – eigenes System oder mit Adapter auch die internationalen Patrone – verwenden. Die eigenen Patronen haben eine große Metallkugel, die lustig klackert, dafür sorgt, daß sich keine Oberflächenspannung in der Patrone aufbaut. An soetwas denken die Platinum-Leute! Den größeren President (clintin soll mit solche einem geschrieben haben) kenne ich leider nicht, die Soft Fine des Century und dessen große Federauswahl hat der President leider nicht.
Ich möchte niemanden auf die Platinums treiben, ich persönlich stelle sie nur hier vor, weil sie eine nicht uninteressante Alternative sind. Für 155 EUR (VK fallen da nicht an) bei einem niederländischen Versender ist der Preis auch in Ordnung. Auch hier keine Werbung. In England bekommt man die Platinums auch.
Ein Studio mit Goldfeder kann eine gute Sache sein, der Service ist eh vorbildlich. Der Studio ist eine reine Vernunftsentscheidung.
Bei den Tinten: Ohje, da habe ich doch schon so viele vorgestellt. Und es kommt wirklich auf den Halter an, welcher Grundtyp "normal" oder "hochgesättigt" es sein soll – und daneben auch: leicht zu bekommen oder schicken lassen.
Die große Lamy-Feder ist ein merkwürdiges Ding: Manche Tinten gehen sehr gut, andere laufen nicht gut genug. Und das ist manchmal vorher gar nicht zu erahnen.
Diamine geht ja wirklich immer, aber die teils erheblichen Übersättigungen machen den Tintenstrich teils zu breit und schaden dem klaren Schriftbild. Exzellent auch die Pelikan Edelstein Tanzanite oder die Conway Stewart Tavy oder die Sailor Blue-Black oder die de Atramentis Dunkelblau bei den unkomplizierten Dunkelblauen und Blauschwarzen. Die bekannte Diamine Midnight Blue läuft mit z. B. zu breit. Da ist mir die Sailor viel lieber. Und man sollte die neue nicht-dokumentenechte Montblanc Midnight Blue nicht vergessen. Bei den Königsblauen Parker Blue oder Rohrer und Klinger Königsblau. Die dunkelblaue Herbin-Tinte 1670 Ocean Blue (nicht zeitlich limitiert) kommt erst noch.
Einige Schriftbeispiele habe ich oben beigefügt.
VG Thomas
C. (Samstag, 08 Februar 2014 08:16)
Guten Morgen Thomas,
die Tintenfrage kam auf, gerade weil Du so viele informative und schöne Tinten vorgestellt hast :) Hier auch vielen Dank für die Schriftproben. Mir geht es um eine dunkelblaue bzw. blau-schwarze Tinte. Ich werde hier mal ein wenig probieren, wobei ich hier zeitlich limitiert bin und eine Tinte suche, die auf "normalem" Papier immer gut lesbar ist. Ich werde hier noch ein wenig Deine Seite durchstöbern.
Deine Seite und die darin steckende Arbeit sind für mich wirklich sehr hilfreich und auch Dein persönliches Engagement!
Freie Minuten werden am Wochenende der weiteren Recherche im Internet und Besuchen in Schreibwarengeschäften gewidmet.
Dir ein schönes Wochenende und schöne Grüße aus dem Norden,
C.
Gregor (Montag, 24 Februar 2014 12:53)
Moin C., hallo Thomas,
der Faden ist ja schon ein paar Tage alt, aber dennoch hier meine two cents:
Wenn ich (nochmal) vor dem Problem 'Examen' oder dergleichen stünde, wo ich über Stunden zu schreiben hätte, kämen aus meinem Fundus drei Füller in die Endauswahl.
- Pelikan Level 5
- TWSBI 580
- Pelikan M605 (oder 600)
Der Level 5 ist ungeschlagen, was das Tintenvolumen angeht, und schreibt ausgezeichnet. Ich habe es nie ausprobiert, aber 30-40 Seiten sollten da ohne Nachfüllen drin sein.
Leider wird er nicht mehr hergestellt, und selbst Pelikan hat keine Ersatzteile mehr... Das muß man wissen, wenn man aus der Bucht einen fischen möchte, denn das Füllventil ist gerne undicht und kleckert. Alternativ einen Level 65; das ist die 'Schulfüllervariante' und wird noch häufig angeboten für schmales Geld. Das dazu passende Tintenfass nicht vergessen!
Der TWSBI hat ein sehr großes Tintenvolumen und lässt Dich während des Schreibens nicht im Unklaren über den Tintenfüllstand. Der transparente Korpus ermöglicht eine einfache Kontrolle ohne 'gegen-das-Licht-halten' o.ä. So kann man abschätzen, wann Nachfüllen erforderlich ist, und das auf die nächste Denkpause verschieben. Bei mir wird der TWSBI mit 'Kobaltblau' von Faber-Castell betankt; mit der M-Feder zieht er eine dunkle sattblaue Linie mit schöner Schattierung. Bei dem Preis immer einen Versuch wert.
Mir ist der M600(-5) in Punkto Schreibkomfort am liebsten, allerdings ist die Sache mit der Kontrolle des Füllstandes etwas aufwändiger. Mich stört das nicht.
Hoffentlich hilft Dir das bei der Orientierung und trägt nicht zu weiterer Verwirrung bei. Viel Spaß bei der Suche nach 'Deinem' Füller und viel Glück fürs Examen!
Gruß von der Küste
Gregor
pens-and-freaks (Montag, 24 Februar 2014 18:15)
Danke, Gregor, für Deine Erfahrungen. Es ist schade, daß heute die Kundschaft nicht mehr so beraten und geführt werden kann wie früher und auch die Preise so eskaliert sind. Und viele interessante Modelle sind dort gar nicht mehr oder in der kompletten Federsuswahl anzusehen. Denn Deiner oder Meiner kann gar nicht everybody`s darling sein.
VG Thomas
Martin Strobel (Sonntag, 02 März 2014 17:02)
Hallo Thomas, mit Füller schreibe ich schon immer, bis vor ca 2 Jahren mit einem weißen Lamy Safari Linkshänderfeder und Lamypatronen königsblau. Dann wollte ich einen schöneren Füller und bin bei der Suche vor allem auf die Website von Blankenhorn und auf deine gestoßen. Ich habe viel Interessantes gelesen und gelernt und unterdessen ein paar Füller und verschiedene Tinten gekauft. Patronen verwende ich keine mehr, nur Kolbenfüller oder Konverter. Meine Füller:
Lamy Scala, F-Feder Stahl
Lamy Studio rot, F-Feder Stahl
Pelikan M200 in schwarz und grün, M-Feder vergoldet
Cleo Skribent Classic, F-Feder Gold (den mag ich sehr)
Lamy Safari grün, F-Feder Stahl
Lamy Safari rot, F-Feder Stahl
Edison Collier braun, F-Feder Stahl bicolor
Tinten:
Rohrer & Klingner Königsblau, Verdigris, Permanent blau
J. Herbin Bleu Nuit
Pelikan 4001 brilliant grün und rot.
Die Lamy habe ich alle zuerst mit Linkshänderfeder benutzt, bin dann aber auf F gewechselt. Für mich als Linkshänder kein Problem. Vielleicht probier ich mal EF, sieht einfach schön aus.
Ich bin fast 63 und von der ganzen Füllergeschichte total begeistert. Überall auf meinem Schreibtisch, auf dem Gartentisch usw sind Tintenflecke. Andere Füllertypen und Tinten werde ich sicher auch noch ausprobieren.
Ach ja, das Papier nicht zu vergessen. Bin schon immer Notizbuchbenutzer und habe wegen der Tinte meine Lieblinggsmarke mit dem großen "M" aufgegeben. Jetzt benutze ich Rhodia oder Clairfontaine, Din a5Plus. Das Plus ist wichtig!
Ein wundervolles Hobby. Vielen herzlichen Dank für deine großartige Website. Hoffentlich hast du noch lange Freude damit.
Viele Grüße, Martin
pens-and-freaks.com (Sonntag, 02 März 2014 20:55)
Vielen Dank, Martin.
VG Thomas
Anja (Freitag, 18 April 2014 19:19)
Hallo C.,
ich will mal eine Lanze brechen für den VAC 700. Ja, der hat eine Kante. Mir fällt sie beim Schreiben jedoch überhaupt nicht auf. Ich habe eine sehr große Hand und bin glücklich, einen Füller in der Hand zu haben, der einfach passt ... und dabei nicht zu schwer ist (und eben auch nichtz zu leicht). Für mich gerade bei dem Preis-Leistungsverhältnis ein Top-Halter ....
pens-and-freaks.com (Freitag, 18 April 2014 19:26)
Genauso ist es, Anja. Danke für den Kommentar und viele Grüße
P. S.: Die Stufe ist aber für manche ein Problem.