Füllhalterbetrachtung: Conklin Stylograph Mosaic braun-weiß

 

Conklin ist ein ganz großer Name in der Anfangszeit des Füllfederhalter. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Füllhalter von Roy Conklin aus Toledo, Ohio, USA.

 

Conklin wurde berühmt durch den Crescent-Füllhalter ab 1903. Dieses Füllsystem war das erste, das einen Gummischlauch und eine Druckstange nutzte. Sheaffers Hebelfüller war es, der schließlich wenige Jahre später seinen Siegeszug antrat. Dennoch sind die robusten Füllhalter mit ihrem markanten Bügel am Schaft ein Begriff geblieben. Anfang der 30er kamen die aufwendig gefertigten Nozac-Füller mit ihrem Kolbenfüllsystem und später mit der Tintenstandanzeige ("Word Gauge"). 1955 ging Conklins Stern unter, die Marke wurde 2000 wiederbelebt und gehört seit 2009 zur Yafa Pen in Kalifornien.

Natürlich sind die heutigen Conklins keine exakten Kopien oder Weiterführungen der klassischen Modelle. Es gibt zwar die Crescent Pens wieder, der hier vorgestellte Stylograph ist aber eine moderne Interpretation.

 

Mich hat am ehesten die wunderschöne große Edelstahlfeder mit dem typischen Crescent-Federloch interessiert. Sehr schön gegenüber dem inzwischen typischen Bockschen Erscheinungsbild.

 

Ich kann momentan nicht sagen, wer diese Federn herstellt. Manche nennen sie etwas elastisch. Ich habe zwei Federn probiert, die beide rigide sind. Ich konnte wählen zwischen M-, M- oder M-Federn, also gar nicht. Wie ich vorher lesen konnte, tendieren diese Federn zu F, was mir sehr entgegen kommt.

 

Die stattliche Feder trägt die Bezeichnung Conklin, Toledo und USA. Der Conklin-Teil ist vergoldet.

 

Der Halter hat eine Schraubkappe, Kappe mit Kunststoff-, Schaft mit Metallgewinde. Das Griffstück dürfte aus Metall mit Kunststoff-Auflage sein, bin mir aber nicht sicher. Es könnte auch lackiertes Metall sein. Griffstück und Corpus laufen Metall in Metall (Gewinde). Das recht hohe Gewicht kommt vom Metalleinsatz im Corpus. Nachfolgend die Messung (auf 2 g genau):

  • Conklin: 36/22 g
  • TWSBI 540: 26/12 g
  • Edison Collier: 24/14 g (gesamt/ohne Kappe)

Länge des Conklin:

  • 13,8/12,3 cm (mit Kappe, ohne Kappe)
  • 16,8 cm (Kappe aufgesteckt)

Die Kappe läßt sich sehr gut und sicher hinten aufstecken, der Halter ist dann aber schwer und sehr lang, zudem hecklastig.

 

Der Clip hat das Conklin-typische Krokodilsklemmen-Design mit seiner hohen Funktionalität. Der fremdgefederte Clip mit der Conklin-Aufschrift läßt sich durch Drücken am oberen Clip-Ende unten anheben. Für die sichere Fixierung ideal. Dieser Halter fällt nicht aus der Tasche, wenn er mit dem Clip festgeklemmt wurde. Die Mechanik funktioniert gut. Er ist, wie die anderen Akzente, verchromt. Das breite Kappenband zeigt vorne die Conklin-Crescent-Halbmonde und hinten den Namen Stylograph. Das ist alles gut und schön gemacht. Nur das Gewinde am Halter zeigt Macken, die aber kaum zu sehen, nur beim Aufschrauben des Corpus etwas zu spüren sind, beim Auf- und Abschrauben der Kappe sich nicht auswirken. Das Metallgewinde läuft sicher gegen ein Kunststoffgewinde in der Kappe. Entgegen früheren Befürchtungen sind solche Konstruktionen haltbar und der Kappenschluß sicher, Metall in Metall ist oft viel ungünstiger und Kunststoff in Kunststoff wäre hier nicht so gut zu realisieren gewesen. Das obere Kappenende hat eine durchsichtige, flache Kuppel mit einem Inlay mit Conklin und est. 1898. Darunter als Verbindung zur Kappe ein verchromter Ring. Das alles paßt zum Gesamtdesign.

 

Laut Hersteller soll das Acrylglas schwer zu fertigen sein, es geschehe in Handarbeit und kein Stück gleiche dem anderen. Es gibt den Halter in Braun-Grau, Braun-Rot und eben Braun-Weiß als Füllhalter und Kugelschreiber.

 

Die Edelstahlfeder soll es in F, M und B geben. So lese ich das bei amerikanischen Anbietern.

 

Gefüllt wird der Halter unspektakulär, über den montierten und (sehr schön) verschraubten Drehkonverter oder über Standardpatronen (zwei liegen bei).

Nun die Frage aller Fragen? Wie schreibt der Conklin?

Sehr gut, sehr weich, leicht, zeigt keine Aussetzer. Und das mit einer Tinte, die nicht jeder Füllhalter packen kann: Ich habe die Pelikan 4001 Blau-Schwarz eingefüllt. Wunderbar. Das alleine schon rechtfertigt für mich den Kauf. Die Feder schreibt recht schmal, nicht plump medium und die von mir geschätzte Tinte zeigt ein schönes Shading.

Zusammenfassende Beurteilung

Auf den Erstbesitzer gewährt Conklin eine Lifetime Guarantee. Der Füllhalter ist solide gemacht und ein Hingucker, ob man die unruhige Oberfläche in drei Farbvariationen mag oder nicht, ist naturgemäß Geschmackssache. Die Edelstahlfeder, 2,2 cm lang, ist hingegen sicherlich ein Winner. Und so schreibt sie auch, die M-Feder und der Tintenleiter machen eine gute Arbeit, andere Federstärken lagen mir nicht vor, die Wahl hatte ich nicht. Mir gefällt die Feder sehr, meine Lieblingstinte ist mit dem Conklin großartig. Und damit hat sich die Sache für mich schon gelohnt.

 

Über längere Erfahrungen kann ich derzeit nicht verfügen. Ich habe aber nicht den Eindruck, daß da etwas passieren könnte.

 

Vielleicht hätte man sich eine Vintage-Look and -Feel und eine elastische Feder gewünscht. Das ist ein moderner Halter und hat nur namens- und designbedingte Anleihen an die große Vergangenheit. Das sollte man wissen.

 

Wer aber einen besonderen Füllhalter sucht, könnte an diesem Conklin Stylograph Gefallen finden.Deal Breaker könnte die mäßige Halterlänge oder die Stufe zwischen Griffstück und Schaft sein.

 

Ich hoffe, der Beitrag hat Euch Lesern gefallen.

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Kommentare: 13
  • #1

    wilfhh (Montag, 17 September 2012 22:23)

    Ja, sehr schöner Beitrag, danke Tom! Vielleicht noch ein, zwei Worte zur Preisklasse (muss ja nicht auf den Euro genau sein...) und zur Bezugsmöglichkeit? Oder hab' ich da etwas überlesen?
    Schön Grüße, Wilfried

  • #2

    pens-and-freaks (Montag, 17 September 2012 23:14)

    Hallo Winfried. Schönen Dank. Ich gebe ja manchmal die Bezugsquelle klar oder so in etwa an. Ein Geheimnis ist das nocht. Der Halter liegt etwas über 100 Euro und stammt von Blankenhorn. Die lPreise kann man ja meist auch gut googeln. Aber ich greife das gerne auf und kann auch solche Fakten offensiver angeben. Vielleicht gibt es dazu noch andere Meinungen. Viele Grüße Thomas

  • #3

    Michael (Freitag, 02 November 2012 22:19)

    Hallo Thomas,
    ich habe mit direkt aus den Staaten einen Conklin Glider mitbringen lassen und ich muss sagen, ich mag diese einfache Stahlfeder auch sehr gerne. Ich werde im Dezember dazu einen Review schreiben. Was ich allerdings etwas "jackelig" finde, ist der Clip, aber das ist momentan nur ein Bauchgefühl...

    LG und ein schönes Wochenende
    Michael

  • #4

    Horst (Mittwoch, 20 Februar 2013 12:06)

    der Optik wegen habe ich jetzt doch den Stylograph gekauft, und die Stufe am Übergang Griffstück/Corpus hingenommen. Erster Eindruck: der Zeigefinger hat auch auf dem kurzen Griffstück genug Platz, Stufe und Gewinde stören nicht. Werde demnächst mal einen Bericht in penexchange darüber einstellen.

    Gruss,
    Horst

  • #5

    Thomas von PAF (Donnerstag, 21 Februar 2013 21:13)

    Horst, halte uns mit Deinen Erfahrungen mit dem Conklin gerne auf dem Laufenden. VG Thomas

  • #6

    Horst (Donnerstag, 07 März 2013 15:52)

    Bin auf jeden Fall froh, den Stylograph gekauft zu haben. Er liegt angenehm in der Hand, schreibt sehr weich und zuverlässig und hat eine attraktive Optik. Da ich annehme, dass die Leser/Innen dieser Seite weitgehend identisch mit denen auf penexchange sind, verweise ich auf meine dortige Vorstellung unter "andere Marken".

    Gruss, Horst

  • #7

    Thomas von PAF (Donnerstag, 07 März 2013 20:35)

    Vielen Dank, lieber Horst, für die Rückmeldung. Schön, daß Dir der Stylograph gefällt. Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Forumsleser mit den Lesern hier so überschneiden. Das ist hier ein ganz anderer Ansatz.

    VG Thomas

  • #8

    Horst (Montag, 20 Mai 2013 12:28)

    Nach einem Vierteljahr täglichem Einsatz kann ich hier das positive Urteil aus der "Auspackphase" guten Gewissens wiederholen. Ein zuverlässiger Begleiter im Büroalltag, Anschreibprobleme äusserst selten, die Feder gleitet angenehm weich und in Verbindung mit der Sailor Epinard ein hervorragender Tintenfluss.
    Last but not least - die schöne Feder beim Schreiben zu sehen - immer wieder schön.

  • #9

    Horst (Donnerstag, 23 April 2015 21:48)

    Hallo Thomas, ich meine in letzter Zeit kritische Untertöne zu Conklin zu vernehmen. Ist dieser Eindruck richtig und wenn ja, was sind die Gründe dafür ? Da ich den Stylograph jetzt seit mehr als 2 Jahren im täglichen Einsatz habe und er keine Schwächen oder Verschleißerscheinungen zeigt, und über einen 2. Conklin nachdenke, interessiert mich das Thema.

    Grüße,
    Horst

  • #10

    pens and freaks (Freitag, 24 April 2015 08:55)

    Hallo Horst,

    mein Stylograph ist in Ordnung. Mein Herringbone hat Ausbisse am Gewinde und der Clip steht ab. Mein sehr schöner Mark Twain hat am Goldrand der Kappe unsaubere Kanten. Die Feder war zum Crescent falsch gestanden, über den Fachhändler kam er zurück mit immer anderen Unzulänglichkeiten. Mich hat das sehr geärgert.

    Mich würde der All American interessiert, zumal meine Conklin gut schreiben.

    Der Fschhändler schrieb mir zurück, man würde die Marke aufgrund von Serviceproblemen nicht mehr führen.

    Ich habe mich nicht weiter erkundigt, wer in Europa Conklin weitet führt.

    Der Stylograph Mozaic scheint noch der Zuverlässigste zu sein.

    Amerikanische Händler bieten Conklins schon an.

    Ich denke, das ist China-Produktion mit sehr wenig überwachter Abnahme. Wer die guten Federn macht, weiß ich aber nicht.

    Ich benutze derzeit vorwiegend Goldfedern bis auf meine Edison und meine Fusion-Feder-Delta.

    Die Marke Conklin mit dem Klemm-Clip und den Anleihen an akte Modelle sind aber weiterhin reizvoll. Da hat sich nichts verändert.

    VG Thomas

  • #11

    Horst (Samstag, 25 April 2015 20:38)

    Danke für die Info. Ich dachte mir schon so was, weil Blankenhorn sie aus dem Sortiment genommen hat. Schade, ein Kauf über den Conklin-Shop wäre mir dann doch zu riskant, im Falle einer Reklamation.

    Gruß,
    Horst

  • #12

    pens and freaks (Samstag, 25 April 2015 23:24)

    Ja, Horst, so ist es. Wenn ich den All American doch mal kriegen kann, so wäre es für mich eine Option. Schon der angesprochene Fachhändler konnte durch mangelhaften Service und Ersatz des Conklin-Service mich regelrecht vergraulen. Obwohl die Firma Blankenhorn an sich OK ist.

    VG Thomas

  • #13

    Horst (Freitag, 20 Oktober 2017 19:26)

    leider muss ich berichten, daß mein Stylograph mit einer Undichtheit Unwillen erzeugt. Am Chromring, der den Corpus am Griffstück zur Feder hin abschließt, tritt ständig eine kleine Menge Tinte aus. Diverse Versuche, Spülreinigung, Federeinheit abziehen, Konverter ersetzen führen nicht zur Besserung. Schade, ich mag diesen Füller nicht zuletzt wegen seiner Feder und ihrem idealen, satten Fluss.
    Nichts ist für die Ewigkeit.