Wie fein ist fein?

Was für eine Frage! Aber eine entscheidende. In ihr kommt all das zutage, was die Feinheiten (im wahrsten Sinne des Wortes) beim Schreiben mit Füllern ausmachen.

 

Eine Feder ist nicht wie die andere, nicht alle Federbreiten sind gleich und die Tinten haben einen großen Einfluß auf Schriftbreite und -erscheinung.

 

Welche Federstärke die richtige ist, hängt von vielen Dingen ab. Vom Schreibstil, vom Einsatzzweck, vom Komfort, vom Papier, von der Tinte, die man einzusetzen denkt, usw.

 

In der Tendenz werden Federn eher breiter, die Federkörner kugeliger und die Federn auch rigider. Das ist eine grundsätzliche Tendenz. Bei japanischen Federn kommt durch die anderen Schriften hinzu, daß man andere Federn, eher feinere, im Alltag bevorzugt und es in größerem Stil diesen Alltag noch gibt. Es wird dort noch viel mehr per Hand, auch mit dem Füller, geschrieben. Ich habe mir auch von meiner Tochter sagen lassen, daß man nach Silben über die Tastatur die passenden Kanjis (chinesische Bilder-Schriftzeichen, die das Rückgrat der Schrift in Japan bilden) auswählen kann. Das ist umständlicher als das Schreiben per Hand.

 

Entscheidend ist aber wohl, daß man bei den Herstellern eher dazu neigt, dem Kunden die Ware anzubieten (Stichwort: Wir haben da M oder wir haben F, M, B usw.) als zu überlegen, welche Federn der Anwender denn schätzt und gut gebrauchen kann für einen bestimmten Zweck. Das war früher anders. Die Federn wurden für den Einsatz entsprechend geformt und nicht irgendeine Standardware angeboten. Sicherlich sind die Schreiber mit Füller im Gesamten die letzten Exoten oder merkwürdige Spinner, oder auch Freaks, die sich mit solch Unwichtigem umgeben.

 

Wenn man heute also z. B. eine feine Feder haben möchte, dann muß man schon schauen, wer die und wie anbietet. Leider gibt es kaum noch elastische Federn. Und die Federproduktion liegt mehrheitlich bei wenigen Anbietern. Man habe keinen Bedarf gesehen für elastische Federn, gab man mir einmal auf meine Anfrage als Antwort. Sie stammt von einem einheimischen Hersteller.

 

Schön ist, daß man gerade in den USA die Bandzugfedern mit ihrem Schönschreibeffekt wieder gerne sieht und die Hersteller, einschließlich TWSBI in Taiwan, darauf eingehen. Es ist nicht alles F. M und B oder nur noch M!

 

Anbei findet ihr Schriftbeispiele, die sich gerade so ergeben haben. Sie stammen von Füllern, die ich aktuell einsetze und die mit verschiedenen Tinten laufen. Dabei ist die Tinte, deren Fließverhalten und Schriftbild bereits gut auf den Halter abgestimmt.

 

Das ist auch ratsam, um bsp.-weise auch gewisse Feinheiten auszugleichen. Damit z. B. eine Feder nicht ganz so breit schreibt usw.

 

Man sieht auch die in letzter Zeit häufiger kritisierte M-1000-Feder: Diese elastische und teilflexible Feder mit ihrem enormen Tintenfluß läuft schon recht breit, gerade auch mit einer Tinte die dieser. Sie läuft wirklich eher breiter, wirkt aber mit dieser Klassefeder plastisch und läuft butterweich.

 

Und man sieht die Unterschiede zwischen dem Abreißblock und dem glatten Clairefontaine-Papier.

 

Das waren spontane Bemerkungen Anfang April 2013.

Abreißblock
Abreißblock
Clairefontaine 90
Clairefontaine 90

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Kommentare: 3
  • #1

    Horst (Sonntag, 07 April 2013 11:43)

    Hallo Thomas,
    eine interessante Betrachtung zum gefiederten Thema. Es klingt ja in Deinem Artikel auch an:
    bei zurückgehendem Markt muss die Produktvielfalt zwangsläufig leiden. Wobei es mich sowieso wundert, welche Vielfalt der Füllermarkt trotzdem noch bietet.

    Wenn ich mich mal als normalen Verrückten bezeichnen darf, so erfüllt mir die M-Feder doch überwiegend meinen Schreibanspruch. Sicher, ich habe mir ja spasseshalber einen meiner Expert von Sanford auf "F" umrüsten lassen. Aber soviel lieber, oder besser, oder lesbarer schreibe ich damit auch nicht.

    Die Bandzugefeder, auch viele der "O"-Typen erlauben natürlich ausnehmend schöne Schriftbilder, wenn eine Urkunde erstellt, ein Text möglichst original kopiert oder ein persönlicher Brief am heimischen Schreibtisch verfasst wird. Ist aber der "moderne" Füllernutzer in seiner Mehrzahl nicht der Alltagsschreiber im Büroalltag (oder Du halt im Medizinbereich)? Geht es hier nicht überwiegend um Notizen, Anmerkungen, vielleicht Entwürfe?

    Wobei ich gerne zugestehe, dass die individuelle Schriftgrösse von Gewicht ist. Typische Kleinschreiber tun sich mit einer [relativ] breiten "M" wahrscheinlich schwerer als mit einer "F".

    Ist aber die "F" und mehr noch die sehr spitze "EF" geeignet, den alltäglichen Papiermix zu bewerkstelligen, ohne fortwährend die Tinte ins Papier zu pflügen ?
    Ketzerische Gedanken für Füller-Schöngeister - gebe ich gerne zu. Aber doch nahe an der Realität ?

    Gruss,
    Horst

  • #2

    pens-and-freaks (Montag, 08 April 2013 20:04)

    Hallo Horst!
    Ich schreibe im Alltag nur mit EF- und F-Federn, alles andere ist mir zu breit. Zudem habe ich eine Bandzugfeder für die Unterschriften. Viele Federn sind mir auf verschiedenen Papieren zu auslaufend. Mit meinen feinen Federn kratzt nichts.

    Alles andere ist, wie immer, reine Geschmackssache. Ich habe früher auch mit sehr breiten Federn sehr gerne geschrieben. Am wenisten mag ich die Rundklötze mit M und B (BB).

    VG Thomas

  • #3

    Maria (Samstag, 19 April 2014 15:32)

    Lieber Thomas, liebe Mitleser_innen,
    ein Beitrag, zu dem ich auch gerne mal etwas schreiben möchte, auch wenn es womöglich als Unterstellung rüberkommt:
    Wieso geht der Trend zu den breiten und superbreiten Federn?
    Die Schrift wird doch keineswegs dadurch schöner, gefälliger?
    Sind es, mal provokativ gefragt, vor allem Menschen, die auch sonst im Leben "raumgreifend" (richtig, ein medizinischer Terminus für eine meist unschöne Tatsache) auftreten und die dieses Selbstverständnis auch in ihrer Handschrift ausdrücken wollen?
    Ehrlich gesagt befremdet mich ein derartiges Schriftbild und baut eine Distanz zum Schreiber auf derart, dass er oder sie den Leser, meist wohl aber sich selbst, als "wichtig, bedeutend" beeindrucken will:-(
    Nein, ich bin keineswegs ein Anhänger der Graphologie , aber irgendwie drängt sich mir der Zusammenhang zwischen großem fettem Schriftbild und nach außen (oder für sich selbst?) Eindruck schinden wollen, auf...?
    Meiner Ansicht nach ist das Schriftbild mit einer gut schreibenden F oder EF - gerne auch Italic - am ansprechendsten und vor allem mühelos lesbar; jm2c.
    Schade, dass wir das hier nicht in einem Forum diskutierten können.
    Vielleicht wollen die superduperdoppeldreifach BBB - Schreiber_innen einfach nur auch die Wände mit ihrem FH anstreichen können?
    Schöne und erholsame Osterfeiertage wünscht
    Maria