Habe mir einen Pelikan Souverän 400 zugelegt! Habe mir die Tinte Azure Blue von Edelstein Ink Collection dazu gekauft. Das Schreingerät mehrfach mit Wasser gereinigt. Leider verfärbt sich die blaue Tinte nach ein paar Tagen ins Schwärzliche, also Resttinte vom Vorgänger. Meine Frage, wie kriege ich das bewerkstelligt, das die Tinte schön blau bleibt. Konkret, wie bekomme ich die Resttinte, ich nehme an dunkles Violett aus dem Gerät?

 

Hallo und Danke.
Für mich als Laie, obwohl ich schon in der Schule gerne mit Pelikano und später mit Kolbenfüllern geschrieben habe, entsteht hier füt mich eine Substanzielle Frage! Kann ich das Tintenaggregat gegen den Uhrzeiger Sinn komplett heraus drehen, ohne den Füller zu beschädigen? Komben? Und Federarggregat? Technisch kein Now How! Habe meinen ersten Pelikan zerstört, darum ein wenig vorsichtig, wahrscheinlich auch keine Grundkenntnisse, aber Liebhaber der schreibenden Zunft. Hängt bestimmt mit meiner Berufsausrichtung zusammen, ich habe ständig mit Farben zu tun, da ich im Druckgewerbe tätig bin, natürlich nicht vergleichbar mit einem Pelikan, im Vergleich zu einer Heidelberger Druckmaschine. Im Prinzip, bin ich erfreut über eine Hilfestellung in jeglicher Form. Bitte um derartiges Verständnis!

Beste Grüße
Reinhard


Federaggregat eines Pelikan M400 14 K Gold bicolor
Federaggregat eines Pelikan M400 14 K Gold bicolor


Federaggregat: Bezeichnung für Feder mit Tintenzuführer oder auch Tintenleiter. Bei Pelikan ist dies eine Einheit, die nicht ohne Not getrennt werden sollte. Der Zuführer ist mit einem Gewinde versehen und läßt sich gegen den Uhrzeigersinn aus dem Halter drehen. Dazu am besten ein Papiertaschentuch nehmen. Vorher sollte der Halter geleert sein.

Der Füllknopf ist komplett gegen den Uhrzeigersinn herausgedreht, der Kolben ist am vorderen Ende.
Der Füllknopf ist komplett gegen den Uhrzeigersinn herausgedreht, der Kolben ist am vorderen Ende.


Mit dem Füllknopf wird der Kolben bedient. Man dreht den Füllknopf gegen den Uhrzeigersinn heraus, der Kolben bewegt sich nach vorne zum Griffstück hin. Entleerungsposition. Im Uhrzeigersinn bewegt sich der Kolben nach hinten (Füllphase). Der Füllknopf gelangt bündig zum hinteren Schaftende und wird festgeschraubt. 

Jetzt ist der Füllgriff festgedreht. Der Kolben ist am hinteren Anschlag.
Jetzt ist der Füllgriff festgedreht. Der Kolben ist am hinteren Anschlag.

 

Für die Reinigung kann man sich die Vorteile dieser beiden Prinzipien zu Nutze machen. Daher sind die Pelikan-Kolbenfüller sehr gut zu reinigen:

  • Das Federaggregat läßt sich leicht entfernen und wieder einsetzen. Man kann das Aggregat unter fließendem kaltem oder lauwarmem Wasser reinigen und auch in ein Wasserglas einlegen (mal so 15 min.). Wiederholt gut ausspülen.
  • Der Tintentank läßt sich jetzt sehr einfach reinigen. Der Füllgriff wird im Uhrzeigersinn festgedreht (wenn er es nicht ohnehin ist). Der somit zurückgedrehte Kolben gibt im Innern des Schaftes den Tintenbehälter frei. Dieser besteht aus dem Raum zwischen Griffstückende und Kolbendichtung und der Innenseite des Schaftes. Unter fließend Wasser kann man den Innenraum sehr gut spülen. Das ist schon fast alles. 
  • Nun kann man das Federaggregat wieder einsetzen und einige Male den Halter mit Wasser füllen (Knopf nach vorne und wieder zurück). Man sieht ja, wie lange sich noch gefärbtes Wasser entleert. Bei eingetrockenter und bei wasserfester bzw. höher gesättigter Tinbe braucht die Reinigung länger als bei wasserlöslicher und dünnflüssiger Tinte wie z. B. Pelikan 4001 Königsblau. 
  • Je nach Situation kann man auch den ersten Reinigungsvorgang (Aggregat herausnehmen und Tintenbehälter spülen) wiederholen.
  • Abschließend kann man den Halter kopfüber, also mit Feder nach unten, auf ein Papiertaschentuch (ohne Imprägnierung) stellen, z. B. Schaft im Bad gegen eine Kachelfuge stellen). Die Resttinte entleert sich in das Papiertaschentuch. Evtl. zur Sicherheit noch vorher ein weiteres Taschentuch unterlegen je nach Unterlage. Wenn noch Tinte kommt, weiterspülen.

Bei vielen anderen Herstellern werden die Feder zusammen mit dem Tintenleiter aus dem Griffstück gezogen. Vor dem Zurückstecken muß dann die lose Feder auf dem Tintenleiter neu ausgerichtet werden. Vorsicht: Bei modernen Montblanc benötigt man Spezialwerkzeug (Garantieproblem!). Bei Pelikan ist das sehr einfach und bis auf Ausnahmen (Beginn der 400er-Produktion und auch teils bei den 100/100N sind die Aggregate gesteckt) auch bei den 50er-Jahre-Modellen problemlos möglich. Die Aggregate der 400er/500er aus den 50er- und 60er-Jahren sind kompatibel. Zu meiner Entlastung: Gewähr für Beschädigungen übernehme ich natürlich nicht!


Wenn man trotz alledem nicht schrauben möchte, so reinige man mit Wasser durch Vor- und Zurückdrehen des Kolbens resp. des Füllgriffes bis klares Wasser kommt. Bei anderen Konstruktionen und auch bei Konverter-Systemen macht man es genauso. 


Ich hoffe, ich konnte helfen und freue mich über Resonanz.


Viele Grüße

Thomas und die Pens and Freaks


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Kommentare: 2
  • #1

    Gregor (Donnerstag, 06 August 2015 12:19)

    Wenn sehr viel Tinte im Füller und Tintenleiter eingetrocknet ist, dann bekommt man manchmal nicht mal Wasser zum Spülen aufgesogen.
    In dem Fall den handwarmen Füller komplett in ein Glas mit kaltem Leitungswasser stellen - und geduldig bleiben.
    Durch die Abkülung im Tintenraum wird ein geringer Unterdruck entstehen, der -sofern der Kolben noch gut dichtet- hilft, das Wasser durch den verklebten Tintenleiter aufsteigen zu lassen. Das kann gut einen oder sogar zwei Tage dauern.
    Dann reichlich spülen, wie von Thomas beschrieben. Und wenn immer noch alte Tintenreste im Füller/Tintenleiter (unter der Feder) sind, welche die neue Tinte beeinflussen - wieder einweichen und spülen. Das war dann eben noch nicht gründlich genug.

    Für Pelikan gibt es eine toll gemachte Beschreibung zum Zerlegen unter http://www.penexchange.de/forum_neu/viewtopic.php?f=3&t=2920
    natürlich auf eigene Gefahr - ohne ein Mindestmaß an handwerklichem Geschick sollte man das sein lassen!
    Viel Erfolg

  • #2

    pens and freaks (Donnerstag, 06 August 2015 19:12)

    Danke, Gregor, für die Hinweise für schwere Fälle. Prinzipiell hat man bei den Pelikanen mit die besten Startbedingungen für eine gute Reinigung. Außer wenn der Preis sehr günstig ist, sollte man sich immer überlegen, ein sauberes Schreibgerät, vielleicht auch NOS (new old stock = alte Neuware) zu kaufen. Kritisch sind vergammelte Modelle mit Eisengallustinte oder gar mit Fehlfüllen mit Tusche.