Füllerfrage 2/2015

"Hallo Thomas,

Hallo liebe Leserin (namentlich bekannt),

ein ganz einfaches Thema, und doch recht schwer zugleich. Zwei Dinge sollte man IMMER machen: 

1. Sich interessante Modelle im Internet ansehen
2. Sofern möglich sich im Fachgeschäft einen eigenen Eindruck verschaffen

Letztlich ist eine fremde Empfehlung IMMER subjektiv und geht evtl. am Bedarf des Interessenten (voll) vorbei.

So ist es beim Lamy 2000, über den ich schon so viel geschrieben habe. Man muß ihn, sofern das Design zusagen könnte, anfassen und probieren. Form, Handling, die kleine Feder und der nicht immer gute Federschliff sind besonders. Umgekehrt ist ein gut funktionierender und passender 2000 eine ULTIMATIVE Entscheidung. Das ist kein Kauf für einige Zeit, sonder auf Dauer. Auch der exzellente Service von Lamy gehört dazu. Aber eine solche Feder ist nicht einfach zu führen und der optimale Schreibpunkt ("Sweet Point") ist bei den schmaleren Federn eng und die breiten sind manchmal arg klobig und machen auch gerne laute Geräusche (im besten Fall ein Singen). Dieser Halter ist umgekehrt ein REFERENZFÜLLER für einen immer noch preislich akzeptablen Goldfeder-Halter, auch wenn er in den letzten Jahren erheblich verteuert wurde. 

Um seinen eigenen Blick für hochwertige Federn zu schärfen, vergleiche man einen M400 oder 600 damit und mit hochwertigen Stahlfedern-Modellen, z. B. der Waterman Expert oder der Cross Townsend, den es auch mit Goldfedern gibt. Natürlich kann man auch einen Graf von Faber Castell probieren. Alles Modelle, die man im Fachgeschäft oder bei Karstadt/Kaufhof z. B. sehen kann. Und warum nicht ein Montblanc Meisterstück dageben testen? Immer aufpassen: Fremdpapier und Tunkfeder! Da kann man enorm hereinfallen, wenn die Feder weich über das Glanzpapier mit üppigem Fluß läuft und zuhause mit eigenem Papier (bitte Clairefontaine 90 g als Referenz o. ä. besorgen, kein saugstarkes billiges Kopierpapier)  und gefüllt das Ganze ganz anders aussieht. Man achte auf Kratzen und Anschreibprobleme. Man ziehe in alle 4 Richtungen und schreibe Schleifen ("Figures of 8"). Der Halter muß bei leichtestem Druck laufen. DAS ALLES ist enorm wichtig. Natürlich wird man mit unterschiedlichen Tinten auch weitere Effekte bekommen. Aber das erst nach dem Kauf. 

ALLE DIESE BEMERKUNGEN sind das A und O. Dann kommt die Federbreite, nicht zu dicklich werden lassen. Der Anfänger neigt zu B oder mehr, weil das so impossant wirkt. Ist es aber auch das Richtige? Vielleicht? Oder doch M als Mittelmaß oder F? Beraten lassen und selber probieren. Und wie liegt der Halter in der Hand. Kappe auf oder ab? Zu schmal? Griffstück zu kurz? Steckkappe oder Schraubkappe? Sitzt sie fest oder wird eh im Mäppchen transportiert? Wackelt die Steckkappe?

Die interessantesten Modelle bekommt man oft nicht so einfach zu sehen. Und das ist schade, sehr schade. Das sind die Italiener wie Visconti oder Delta, mal von diesen auch eine Goldfeder probieren. Und die Japaner! Oft unscheinbar, aber vielfach nicht in Deutschland vertreten. Oft sind diese am praxistauglichsten, weil die Japaner noch viel mit der Hand schreiben. Und daher mag ich auch meine Platinum so sehr. Dem Anfänger würde ich aber nicht zu einem Amazon.de-Kauf aus Japan zu ca. 70-80 EUR raten, weil man sich da schon sicher sein muß, daß es paßt. Und diese langweiligen Modelle sind nicht so chic. 

Das nur so als erste Eindrücke, die Preise findest Du leicht bei z. B. hier:

http://www.lacouronneducomte.nl/webstore/main/index.php?language=en

oder auch hier:

http://www.fuellhalter.de/index.php

Ansonsten gibt es hier so vieles an Infos für alle möglichen Belange. Aber probiere mal den Expert. Nur wenn man eine gute und für einen passende Goldfeder hat, tut man sich mit den Stahlfedern dann doch ein bißchen schwer ...

Viele Grüße

Thomas